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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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um
sich selbst. »Wir dürfen nicht verliebt sein, Lizzie. Diener dürfen sich nicht
verlieben. Wir können nicht heiraten, wenn wir nicht sehr viel Glück haben oder
sehr alt sind.«
    »Mr.
Rainbird!« kam eine Stimme vom Eingang.
    Rainbird
drehte sich hastig um. Dave, der Spüljunge, stand
    da und
hielt ein kleines Bündel Briefe in Händen.
    »Warum
bist du nicht in der Küche?« wollte der Butler wissen. »Wo bist du gewesen?«
    »Es war
der Schnorrer«, sagte Dave, »das heißt, es war nicht nur er. Ich wollte sehen,
wie das Haus oben aussieht. Deshalb bin ich herumgegangen, aber ich habe nichts
angefasst. Schließlich sollte ich ja darauf achten, ob alles in Ordnung ist.
Auf jeden Fall ist mir der Schnorrer nachgelaufen und als wir oben waren, ist
er in Miss Janes Zimmer gelaufen und auf ihren Schreibtisch gesprungen, dabei
ist er ausgerutscht und mit den Pfoten an die kleinen Schubladen gekommen. Eine
ist aufgesprungen, als ob es eine Geheimschublade, wäre oder so etwas, und
diese Briefe sind herausgeschossen.«
    »Du
dummer Junge!« fuhr ihn Rainbird wütend an. »Warum hast du sie nicht gelassen,
wo sie waren?«
    »Ich
hörte den Captain kommen und hatte Angst.«
    »Gib
sie mir«, seufzte Rainbird. »Wahrscheinlich sind es nur Briefe, die jemand an Miss
Jane geschickt hat.« Er nahm das Päckchen Briefe und drehte es um. Es war mit
einer Schleife zusammengebunden und in ein leeres Blatt Papier gewickelt, so dass
man die Adresse nicht lesen konnte.
    Rainbird
ging müde die Treppe hinauf. Er blieb in der Halle stehen und lauschte auf die
Stimmen, die aus dem vorderen Salon drangen -der Captain sprach
offensichtlich immer noch mit Felice. Er zögerte, weil es ihn drängte, an der
Tür zu horchen, aber schließlich zuckte er mit den Achseln und ging in Janes
Schlafzimmer hinauf. Er ging hinein, ohne vorher anzuklopfen, und blieb dann
bestürzt stehen. Jane saß an ihrem Toilettentisch und bürstete ihr Haar.
    »Es tut
mir sehr leid, Miss Jane«, sagte Rainbird. »Ich habe Sie nicht zurückkommen
hören, und die Glocken klingelten nicht, so nahm ich an ...«
    »Mama
ist bei Papa«, sagte Jane. Ihre Mutter war so damit beschäftigt, ihn im
vorderen Salon auszufragen, was er mit Felice besprochen hatte, dachte Jane, dass
sie nicht einmal Zeit gefunden hatte, die Diener aufzuscheuchen. »Was haben Sie
da?« fragte sie.
    »Diese
Briefe hat Dave, der Spüljunge, gefunden. Die Katze ist davongelaufen, und er
ist ihr in Ihr Zimmer nachgelaufen. Sie hüpfte auf den Schreibtisch, und
dadurch ist eine Schublade aufgesprungen. Dave hätte die Briefe liegenlassen
sollen. Es tut mir leid.«
    Jane
stand auf, ging zum Schreibtisch und schaute sich die kleine Schublade genau
an. Blitzartig schossen ihr die verschiedensten Gedanken durch den Kopf. Es war
eine Geheimschublade. Könnte es nicht sein, dass die Briefe der Schlüssel zu
Claras Tod waren? Rainbird würde sie ihr nicht zu lesen geben, wenn er erfuhr, dass
sie nicht ihr gehörten. Wenn sie von Mr. Bullfinch kamen, würde Rainbird -
korrekt wie er war - anbieten, sie diesem Herrn zurückzugeben.
    »Vielen
Dank, Mr. Rainbird«, sagte sie mit dem Rücken zu ihm und hoffte inständig, dass
er die Briefe noch nicht angeschaut hatte. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie
meiner Mutter nichts von den Briefen sagen würden.«
    »Das
verspreche ich«, sagte Rainbird und legte die Briefe auf den Schreibtisch.
»Aber ein Wort der Vorsicht, Miss Jane. Ich hoffe, Sie ermutigen nicht
irgendeinen unpassenden jungen Mann, Ihnen zu schreiben. Ich erinnere mich
nicht, dass irgendwelche Briefe für Sie angekommen sind - weder per Post
noch durch Boten.«
    Jane
zwang sich ein Lachen ab. »Die wurden mir schon auf dem Land geschickt«, sagte
sie. »Es handelt sich schlicht und einfach um eine Mädchenfreundschaft. Die
Briefe sind sehr lustig. Ich habe sie versteckt, weil Euphemia es liebt, in
meinen Angelegenheiten herumzuspionieren.«
    »Na
dann, gute Nacht, Miss Jane«, sagte Rainbird.
    »Gute
Nacht«, antwortete Jane.
    Sie
wartete atemlos, bis sie ihn die Treppe hinuntergehen hörte. Dann zündete sie
mehr Kerzen an, setzte sich hin und band die Schleife, die die Briefe
zusammenhielt, auf.
    Sie
zögerte. Es erschien ihr doch ungeheuerlich, die Briefe anderer Leute zu lesen.
Aber vielleicht waren die Briefe ja uralt, und derjenige, der sie geschickt
hatte, war schon tot. Es würde auf jeden Fall nicht schaden, sich davon zu
überzeugen. Außerdem -wie sollte sie die Briefe zurückgeben,

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