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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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»Nimm sie und leg dich
hin.«
    Jane schaute
auf die beiden Tabletten, die in der ausgestreckten Hand ihrer Mutter lagen.
Sie waren rot wie Rubine.
    Jane
nahm sie ihrer Mutter langsam aus der Hand. »Ich nehme sie in meinem Zimmer«,
sagte sie leise.
    Sobald
sie in ihrem Zimmer war, legte sie die Tabletten jedoch auf ein sauberes
Papier, nahm sich selbst ebenfalls ein Blatt Papier und begann alles
aufzuschreiben, was sie über Clara erfahren hatte und was sie über die Vorfälle
bei Mrs. Baillie dachte. Ein kalter Schauer überlief sie. Dann läutete sie mit
ihrem Glöckchen und bat Jenny, die auf das Klingeln erschien, Rainbird zu
holen. Rainbird kam herein und schaute neugierig in Janes bleiches, starres
Gesicht. »Setzen sich,
Mr. Rainbird«, forderte ihn Jane auf. »Ich habe Ihnen etwas zu sagen, und dann
müssen Sie etwas für mich tun.«

    »Ich hole Mr.
Gillespie, Miss Jane fühlt sich nicht wohl«, sagte Rainbird einige Zeit später
zu Mrs. Hart.
    »Ja,
tun Sie das«, antwortete Mrs. Hart.
    »Wollen
Sie nicht zu ihr hinaufgehen?« fragte Rainbird.
    »Hm ...
ich bin sicher, dass es nichts Ernstes ist. Jane ist sehr robust. Sie finden
mich um sechs *Uhr bei Mrs. Baillie, falls es irgendeinen Anlass zur Sorge
geben sollte.«
    »Egoistin«,
murmelte Rainbird vor sich hin, als er aus dem Haus und die Clarges Street entlang
ging. Obwohl er Captain Hart mehr als Lord Tregarthan dafür verantwortlich
machte, dass Felice nun finanziell unabhängig war und nicht mehr in fremden
Haushalten arbeiten musste, mochte und bewunderte er den Mann trotzdem und
fand, dass es dumm von ihm war, zu einer derart nörglerischen und
herrschsüchtigen Frau zurückzukehren.
    Sobald
Mr. Hart da war, wollte ihn Rainbird um ein paar freie Tage bitten. Er war
überzeugt davon, wenn er nach Brighton reiste und Felice dort aufsuchte, würde
er sie überreden können, ihn zu heiraten. Wenn er Palmers Nachstellungen
entgehen wollte, konnte er zwar nicht mehr als Butler arbeiten, aber irgendwie
würden sie schon zurechtkommen. Seine Liebe zu Felice beherrschte Rainbird so
sehr, dass er wider alle Vernunft davon überzeugt war, nicht nur Felice
heiraten zu können, sondern dass Mr. Hart ihm auch irgendwie dabei helfen
würde, für die übrige Dienerschaft neue Stellungen zu finden.
    Mr.
Gillespie war zu Hause. Als Rainbird ihm sagte, er müsse zu Miss Jane kommen,
hielt der Arzt höchste Eile für geboten. Er war so weiß und angespannt, dass
Rainbird den Eindruck hatte, er habe seit Stunden darauf gewartet, dass er
gerufen werde.
    Mr.
Gillespie nahm zwei Stufen auf einmal, als er in Janes Schlafzimmer
hinaufeilte. Aber vor der Tür zögerte er und wandte sich an Rainbird, der
direkt hinter ihm stand. »Mrs. Hart und Miss Euphemia, sind sie daheim?«
    »Nein,
Sir. Sie sind bei Mrs. Baillie.«
    »Ich
werde Miss Jane untersuchen«, sagte Mr. Gillespie. »Lassen Sie mich allein mit
ihr. Kommen Sie nicht herein, egal was Sie hören. Die jungen Damen sind
manchmal bei der Untersuchung furchtbar nervös, und ich habe das Gefühl, dass Miss
Jane durch eine Nervenkrise aus dem Gleichgewicht geraten ist. Es ist besser,
sie mit ihrem Arzt allein zu lassen.«
    »Vielleicht
sollte Mrs. Middleton dabei sein?« schlug Rainbird vor.
    »Nein,
nein«, meinte Mr. Gillespie. munter und klopfte Rainbird herzlich auf die
Schulter. »Machen Sie nicht so ein besorgtes Gesicht, Mann. Es geht ein Fieber
um. Vielleicht ist das der Grund für ihre Beschwerden. Es sollte keiner von
Ihnen riskieren, sich anzustecken.«
    Er
wartete, bis Rainbird die Treppen hinuntergegangen war, betrat dann Janes
Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Die
Vorhänge waren zugezogen, und das Licht war gedämpft. Jane lag auf ihre Kissen
gestützt im Halbdunkel, und ihre Augen waren groß und schwarz.
    »Na,
dann wollen wir mal sehen«, sagte er.
    Er ging
auf das Bett zu und streifte dabei seine Hundslederhandschuhe ab. Seine Hände
waren weiß, kräftig und wohlgeformt. Auf der rechten Hand befand sich ein
großes Muttermal.
    Jane
starrte es an und holte tief Atem.
    »Sie«,
sagte sie. »Sie waren es also.«

Zwölftes
Kapitel

    Mr. Gillespie stand
ganz ruhig da und schaute auf sie herunter. Obwohl ihr Gesicht blass war, sah
sie nicht im geringsten krank aus.
    »Sie
haben die Tabletten nicht genommen, die ich Ihnen dagelassen habe«, sagte er
tonlos.
    »Ich
habe sie im Apothekerladen in der Curzon Street untersuchen lassen«, antwortete
Jane. »Es waren keine harmlosen

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