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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Mrs. Baillie
den Vorfall als ihre Idee aus, und Janes Behauptung, dass jemand versucht habe,
sie zu töten, wurde als Unsinn abgetan.
    Später veranlasste
Mrs. Baillie einen ihrer Lakaien, der mit einem hölzernen Dolch bewaffnet
wurde, aus dunklen Ecken Leute anzuspringen, aber Jane bestand trotzdem darauf,
dass der Angriff auf sie kein Streich gewesen sei. Der Stoß mit der stählernen
Waffe wäre tödlich gewesen - und der Lakai hatte auch kein Muttermal auf
der Hand.
    Sie
hatte solche Angst, dass sie nur noch nach Hause wollte. Miss Lucas, die jetzt
über ihre eigene Furcht lachte und sich vor einigen gelangweilten Zuhörern über
Janes Schreie lustig machte, konnte sowieso nicht mehr dazu gebracht werden weiter
über Clara zu reden,
    Jane
ging auf die Suche nach ihrer Mutter. Mrs. Hart war gern bereit, aufzubrechen.
Sie war am anderen Ende der Wohnung gewesen, als Jane angegriffen worden war,
und hatte nichts von der Aufregung mitbekommen. Der Marquis of Berry hatte sie
geschnitten, und Euphemia schmollte. Mrs. Hart bezeichnete den Abend als
bedauerlich langweilig.
    Sie
gingen durch die verwinkelten Korridore zur Eingangstür. Jane blickte mit einem
Schauer zurück und fragte sich, wer sie wohl angegriffen hatte. Da sah sie Mr.
Gillespie und Mr. Bullfinch in einem Vorzimmer die Köpfe zusammenstecken. Als
sie hinüberstarrte, schauten sie beide auf und sahen sie. Mr. Gillespie setzte
sein dreieckiges Lächeln auf, und Mr. Bullfinch lächelte ebenfalls. Jane
versuchte, einen Knicks zu machen, aber ihre Beine zitterten zu sehr. Sie
taumelte hinter ihrer Mutter aus dem Haus.
    Als sie
nach Hause kamen, wartete Rainbird schon auf sie. »Hier ist ein Brief, den ein
Diener von Lord Tregarthan abgegeben hat«, sagte er und händigte Mrs. Hart das
versiegelte Pergament aus. Sie nahm es mit den Spitzen ihrer behandschuhten
Finger und schaute es missbilligend an. »Es ist ohne Zweifel wieder ein Brief,
in dem er erklärt, dass er nicht vorhat, Jane einen Heiratsantrag zu machen«,
meinte sie schlechtgelaunt, während Euphemia kicherte. Jane errötete vor
Verlegenheit und folgte Mutter und Schwester in den vorderen Salon.
    Während
Euphemia den Tee eingoss und sich über den Marquis of Berry beklagt, erbrach
Mrs. Hart das Siegel. Sie starrte auf den Brief und drehte ihn dann um.
    »Er ist
von Mr. Hart«, sagte sie fast unhörbar. Sie tastete in ihrem Busen nach dem
Monokel, während Jane einen Kerzenleuchter brachte und ihn auf den Tisch neben
sie stellte.
    Mrs.
Hart las den Brief ganz langsam und dann las sie ihn noch einmal unter vielen
»Meiner Seele«, bis sowohl Euphemia als auch Jane das Gefühl hatten, vor
Neugierde zu sterben.
    »Höchst
ungewöhnlich, das alles«, meinte Mrs. Hart schließlich. »Euer Vater und Lord
Tregarthan sind offensichtlich nach Frankreich gefahren, um eine englische
Familie zu retten« - sie hob den Brief gegen das Licht und schaute ihn
mit zusammengekniffenen Augen durch ihr Monokel an »die Hambletons, aus einem
Gefängnis in Rouen, in das sie von Napoleons Truppen eingekerkert wurden. Es musste
alles in größter Heimlichkeit vor sich gehen, weshalb er mir nichts davon sagen
konnte. Sie sind jetzt in Dover, oder vielmehr der Brief wurde in Dover
abgeschickt. Felice reiste als Dolmetscherin mit ihnen. Falsches Ding! Mr. Hart
lag mit einem Schoner an der Küste, während Lord Tregarthan die Familie
befreite. Es scheint so, als brauchten sie Felice, um in der Stadt
herumzufragen, welche Wachen am ehesten bestechlich sein würden. Napoleons
Truppen jagten hinter ihnen her, und sie entkamen ihnen nur um Haaresbreite.«
    »Felice
hatte kein Recht, so hinterhältig zu sein«, klagte Euphemia. »Ich würde sie
nicht wieder aufnehmen, wenn ich du wäre, Mama.«
    »Sie
kommt sowieso nicht zurück«, erwiderte Mrs. Hart. »Lord Tregarthan hat sie mit
einer Mitgift ausgestattet, und sie will sich in Brighton niederlassen. Pah!
Das heißt doch ohne Zweifel, dass er seine Mätresse abfindet.«
    Jane
betrachtete ihre Mutter mit einem seltsam neuen Erstaunen. War es möglich, dass
sie, Jane Hart, ihre eigene Mütter nicht mochte? Während Mrs. Hart weiter
schwatzte und den Brief immer wieder laut vorlas, erinnerte sich Jane an das
letzte Gespräch mit Lord Tregarthan. jetzt, wo sie wußte, dass er sich am
Vorabend eines gefährlichen Abenteuers und nicht einer Reise zu seinem
Schneider befunden hatte, schien ihr sein Verhalten doch wieder mehr das eines
Liebhabers als das eines Verführers gewesen zu

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