02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
den er die Treppe hinunterging, fiel sein Ärger von ihm ab und es
blieb nur kalte, bittere Furcht.
Wieder flammte Zorn
in ihm auf und jagte ihm, gemischt mit seiner Angst, wie ein Blitzschlag durch
den Körper. Er riss die Haustür auf und stürzte an dem Lakaien vorbei, der sie
ihm hatte öffnen wollen.
Dann marschierte er
die Stufen hinunter und rief eine Droschke herbei, ohne auch nur einen Moment
inne zu halten. Er musste weg, weg aus diesem Haus.
Zwei Stunden später
war der Hauptring von Jackson's Box Salon von neugierigen anfeuernden
Gentlemen umgeben, die zusahen, wie Patrick Foakes den nächsten Gegner
niederschlug.
»Junge, Junge!«,
sagte einer der professionellen Boxer zu Cribb, während sie von einer Ecke des
Rings zusahen. »Für einen feinen Pinkel ist er gar nicht schlecht, oder?«
»Macht auch 'ne
gute Figur«, sagte Cribb geistesabwesend, während seine Augen aufmerksam
Patricks Arme beobachteten. »Gehen Sie zuerst mit der Rechten ran, Sir!«, rief
er.
»Der braucht keine
Ratschläge«, sagte der Boxer ein wenig neidisch. Und da hatte Foakes auch schon
einen weiteren von Cribbs Boxern mit einem letzten dumpfen Schlag k.o.
geschlagen.
Foakes blickte
schwer keuchend zu Cribb hinüber und machte ihm ein Zeichen. Cribb schüttelte
den Kopf.
»Gott sei Dank«,
murmelte der Boxer neben ihm. Er wäre als Nächster an der Reihe gewesen, gegen
einen der zahlenden Gentlemen zu kämpfen, die vor Publikum boxen wollten.
»Es ist nicht gut
kämpfen, wenn man wütend ist«, sagte Cribb zu Patrick. Er wandte sich ab und
konzentrierte sich auf Reginald Petersham, der gerade in den Ring kletterte.
Patrick stellte
sich neben den Ring und wischte sich den Schweiß von seinem Gesicht und seiner
Brust, während Komplimente auf ihn niederprasselten.
Was geschehen war,
war geschehen. Sophie war schwanger. Heimtückisch tauchte das Bild eines
kleinen Mädchens vor seinem geistigen Auge auf, das die Locken und das
wunderschöne Lächeln seiner Mama besaß.
Er ließ das
Handtuch fallen und ging in den Umkleideraum. Wenn er richtig vermutete, dann
hatte Sophie noch keinen Arzt konsultiert. Er musste für sie den besten Arzt in
London finden -jemand vom Royal College - und Sophie musste ihn
noch am nächsten Tag aufsuchen.
Patrick schrieb
hastig eine Nachricht auf das Briefpapier von Jackson's Box Salon. Dann
gab er einem Burschen eine Krone, damit er sie zum Haus seines Anwalts, Mr Jennings
von Jennings & Condell, brachte.
Eine halbe Stunde
später betrachtete Jennings perplex die Nachricht. »Finden Sie heraus, wer der
beste Arzt für Geburten ist« lautete sie. Das war alles, unterzeichnet mit
Patricks kühner, schwungvoller Unterschrift.
Warum war die
Nachricht am Abend überbracht worden? Was zum Teufel glaubte Foakes, was er am
Abend in dieser Sache unternehmen würde, das nicht bis zum nächsten Tag warten
konnte? Und warum hatte er die Nachricht von einem Boxetablissement geschickt
und nicht von zu Hause aus?
Jennings rutschte
unbehaglich in seinem hohen Lehnstuhl in der Bibliothek hin und her. Es würde
ihm sehr missfallen, wenn Foakes mit jemand anderem als seiner Frau ein Kind
gezeugt hätte. Illegitime Kinder verursachten stets unschöne finanzielle
Transaktionen. Er, Jennings, musste es schließlich wissen, denn Jennings &
Condell hatten die Ehre, die königliche Familie juristisch zu vertreten.
Bis dato war die
Geschäftsbeziehung mit Foakes und seinem kleinen Hausstand das reinste
Vergnügen gewesen. Die komplizierteste Transaktion war der Ehekontrakt gewesen,
durch den Foakes seine Frau mit einer hübschen Summe bedacht hatte. Aber nun
sah es ganz so aus, als würde Jennings & Condell bereits nach nur wenigen
Ehemonaten zum Handlanger bei einer unmoralischen Angelegenheit gemacht.
Jennings schürzte
missbilligend die Lippen. Er war ein strenger Methodist, und obwohl er für
seine zügellosen, aristokratischen Klienten bittere Rechtsstreitigkeiten
ausfocht, sah er keinen Grund, privat ihr Verhalten gut zu heißen.
Erst auf dem
Nachhauseweg erinnerte sich Patrick an die unschöne Art, wie er sich von seiner
Frau getrennt hatte. Da habe ich wohl wieder die Beherrschung verloren, dachte
er. Zumindest war Sophie nicht wütend geworden. Oder doch?
Die Erinnerung an
ihr lächelndes Gesicht, als sie ihm die Tür aufgehalten hatte, kam ihm ins
Gedächtnis. Doch da war etwas in den Augen seiner Frau gewesen. Sie hatte
gesagt, er sei grausam. Daran erinnerte er sich. Und dann hatte sie
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