02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
war sie es gewesen, die die Meinung ihrer Mutter über den ehelichen
Kontakt während einer Schwangerschaft vorgetragen hatte. Und Patrick schien ihr
gegenüber so uninteressiert wie das letzte Mal, als sie aufgehört hatten,
miteinander zu schlafen. Er war sicherlich in die Arme seiner schwarzhaarigen
Geliebten zurückgekehrt; zwei oder drei Mal die Woche kehrte er erst in den
frühen Morgenstunden in sein Zimmer zurück.
Vielleicht, dachte
Sophie unglücklich, vielleicht missfällt Patrick die Tatsache, dass ich dicker
werde. Einen Moment lang betrachtete sie sich im Spiegel und entdeckte überall
Anzeichen dafür, dass sie zugenommen hatte ... an den Brüsten, den Wangen und
am Bauch. Angewidert ließ sie die Hände sinken und wandte sich von ihrem
Spiegelbild ab.
Im Park gesellten
sich die Kutschen der teuren Kurtisanen zu denen der Aristokratie. Sophie
betrachtete die Gesichter der Schwarzhaarigen unter ihnen und verglich deren
schlanke Körper mit ihren eigenen rundlichen Formen, verglich deren dunkle
Schönheit mit ihrer faden Blondheit.
Aber ich bin klug,
sagte Sophie sich tapfer in Momenten der Verzweiflung und der Scham. Ich bin
nicht dumm.
Resolut nutzte sie
ihre beträchtliche Intelligenz, um die abendlichen Mahlzeiten mit ihrem Gatten
interessant zu gestalten. Sie las die Times und die Morning Post, sie
las die Theaterstücke und die satirischen Balladen, die man an den Straßenecken
kaufen konnte. Sie verwandelte das Abendessen in ein interessantes und
fesselndes Zusammentreffen, bei dem sie und Patrick kleine Kämpfe wegen der
erfolgreichen militärischen Kampagnen Napoleons im Osten ausfochten oder
Diskussionen über die Moral von neuen Arbeitergesetzen führten, die Lehrlinge
in den Fabriken schützten. Sie besprachen Patricks Importe und in der Nacht
träumte Sophie von hochmastigen Schiffen, die von den West India Docks in
London ablegten.
Das einzige,
worüber sie nicht sprachen, waren Kinder und den Klatsch, über den auf den
Seiten der Morning Post berichtet wurde. Die Zeitung schien besessen von
ehebrecherischen Paaren. Sophie las diese Seiten nur, um herauszufinden, wohin
Patricks des Nachts ging. Sein Name wurde nie erwähnt, was bedeutete, dass er
viel diskreter als ihr Vater war.
Sophie hegte
keinerlei Illusionen darüber, was er tat. Ihr Mann mochte die Nächte mit seiner
Geliebten verbringen, aber sie wollte dafür sorgen, dass er wenigsten abends
zum Essen nach Hause kam.
Da Sophie London
erst gar nicht verlassen hatte, musste sie keine Vorbereitungen für die neue
Saison treffen. Madame Carême hatte bereits eine Anzahl von eleganten
Schwangerschaftskleidern geliefert, die so geschnitten waren, dass das Kind
verborgen blieb, das in ihrem Leib heranwuchs. Aber dank Sophies zierlicher
Gestalt und ihrem schnell wachsenden Bauch konnten nicht einmal mehr Madame
Carême Kleider ihren Zustand verbergen.
Charlotte
jedenfalls wusste es sofort, als sie Sophie erblickte. »Sophie!«, rief sie
begeistert. »Schau dich an! Warum hast du mir nichts davon geschrieben?«
Ihre groß
gewachsene, schöne Freundin nahm sie liebevoll in die Arme. Einen Augenblick
später schlenderte Alex in den Raum und entdeckte seine Frau auf einem schmalen
Diwan, wo sie ohne Unterlass auf ihre Schwägerin einredete. Einen Blick auf
Sophie, und er wirbelte her-um und trat zu seinem Zwillingsbruder
hinüber.
Unwillkürlich
verzog sich Patricks Mund zu einem Grinsen, als er Alex' Blick begegnete. Er
wollte sich wegen des Babys nicht freuen, aber nun konnte er einen Anflug von
Stolz nicht unterdrücken.
Alex umarmte seinen
Bruder raubeinig. »Hat sich die Situation wieder eingerenkt?«
»Wir schlafen immer
noch nicht im selben Raum«, sagte Patrick begleitet von einem Achselzucken.
»Aber nun liegt es an Sophies Zustand, und das ist immerhin eine Verbesserung.«
Alex blickte ihn
entsetzt an. »Klingt in meinem Ohren nach einem unerträglichen Zustand. Was
sagt dein Arzt dazu?«
»Ich habe ihn nicht
gefragt«, erwiderte Patrick. »Aber immerhin ist Sophie schwanger. Wenn sie
nicht will, kann ich sie nicht zwingen.« Patricks Stimme klang so angespannt,
dass Alex' Magen sich zusammenzog.
»Ich halte das für
ein Ammenmärchen«, sagte Alex. »Wie heißt der Arzt? Ich bin verdammt sicher,
dass andere Paare nicht so handeln.«
»David Lambeth«,
erwiderte Patrick. »Er soll angeblich der beste in London sein.«
»Verstehe ich das
richtig?«, fragte Alex resigniert. »Letzten Monat habt ihr nicht das
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