02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
ihn
angelächelt, als seien sie im Begriff gewesen, zu einer Gartenparty
aufzubrechen. Aber ihre Augen hatten nicht gelächelt. Das muss ich mir für die
Zukunft merken, dachte er, Sophies Augen sagen die Wahrheit.
Er kletterte die
Treppe hinauf und betrat vorsichtig Sophies Schlafzimmer. Es war ein feuchter,
kalter Abend und im Kamin brannte ein Feuer. Sophie saß neben dem Kamin und
trug ein Nachthemd aus dünnem Batist.
Patrick ging zu ihr
hinüber und ließ sich in den zweiten Schaukelstuhl fallen. Er streckte seine
Beine aus und blickte zu ihr hinüber. Sophie lächelte ihn an, aber in ihren
dunklen blauen Augen lag ein argwöhnischer Ausdruck. Patrick spürte einen
kleinen Anflug von Triumph. Er hatte gelernt, die Reaktionen seiner Frau zu
deuten. Das war gut. Ein unwissender Mann mochte annehmen, dass sie glücklich
war, aber Patrick wusste es besser.
»Ich entschuldige
mich«, sagte er.
Sophie nickte. »Ich
hätte es dir gesagt, wenn du mich gefragt hättest, Patrick.« Sie hatte nervös
die Hände im Schoß verschränkt.
Eine weitere
Möglichkeit, ihre Gefühle zu deuten, dachte Patrick. Ihr Gesicht trug einen
freundlichen, gelassenen Ausdruck, aber ihre Hände bewegten sich unruhig. Sie
sagte nichts und richtete den Blick auf die Flammen, die an den Holzscheiten im
Kamin hoch züngelten.
In Wahrheit war
Sophie vor Zorn wie gelähmt. Aber was konnte sie sagen? Sobald sie den Mund
öffnete, würde sie ihn anschreien und heftige Vorwürfe machen, weil er im Bezug
auf ihr ungeborenes Kind so gefühllos war und sich überhaupt so unsagbar dumm
verhielt.
Es war besser, sie
sagte nichts. Also verschränkte sie die Hände so fest ineinander, dass ihre
Knöchel weiß hervortraten.
»Hast du schon
einen Arzt konsultiert, Sophie?«
Überrascht blickte
sie auf »Nein.«
Patrick runzelte
die Stirn. »Dann werde ich einen aussuchen.«
Nach einem Moment
stand er auf, machte einen großen Schritt auf sie zu, hob Sophie hoch und ließ
sich mit ihr in ihren Stuhl fallen. Der Körper seiner Frau versteifte sich
zuerst, lehnte sich dann jedoch entspannt an seine Brust.
»Eine Frau und ein
Baby«, flüsterte Patrick an ihrem Hals. Er schlang seine Arme um sie, als könne
er sie so vor allem Übel beschützen. So saßen sie eine lange Zeit beieinander.
Kapitel 22
Anfang Mai kehrte der Adel in Scharen nach
London zurück. Klopfer tauchten an den prächtigen Eichentüren auf und
Staubbezüge wurden von den damastenen Polstern entfernt. Haushälterinnen
überprüften eilig die Anzahl der Wachskerzen und den Zustand des Leinens.
Die Butler
beschwerten sich untereinander über die Unverantwortlichkeit der Jugend und
verschickten verzweifelte Anfragen an die Agenturen für Dienstpersonal. »Lady
Fiddlesticks benötigt dringend bis nächste Woche vier erfahrene
Lakaien.« »Ohne zwei gute Hausmädchen - wir bevorzugen selbstverständlich
Mädchen vom Land - wird Baron Piddlesfords Haushälterin ganz bestimmt den
Verstand verlieren.« »Lady Brimticky sucht nach zwei Lakaien von gleicher
Größe, gleichem Gewicht und gleicher Haarfarbe, die in Livree hinter ihrer
Kutsche stehen. Sie würde dunkles Haar vorziehen; rothaarige Bewerber sind
nicht erwünscht.«
Die Saison würde
bald beginnen. Nachdem sie die vergangenen Monate damit zugebracht hatten, die
Bilder in La Belle Assemblée zu studieren, bestellten die Damen nun die
Umhangschneider ihrer Wahl ins Haus und verbrachten unbehagliche Stunden damit
zu, sich von Nadeln pieksen zu lassen.
Gentlemen suchten
ihre Schneider auf oder kauften neue Husarenstiefel, die so auf Hochglanz
poliert waren, dass sich die Herren darin spiegeln und ihre komplizierten
Halsbinden richten konnten. Die unerschrockenen, oder wohl eher die eitlen
unter ihnen, probierten die neusten Bein- und Schulterpolster aus, die
sie von ihren Dienern unter höchster Geheimhaltung erwerben ließen. Mit Waden,
die dem modischen Umfang entsprachen, schlenderten sie dann bei White's vorbei
oder suchten das Oberhaus auf.
Nach einer Woche
blockierten bereits unzählige Kutschen Piccadilly Circus und die Straße vor dem
Royal Exchange. Hohe Phaetons rollten durch den Hyde Park und gelegentlich
stiegen die Passagiere aus und spazierten über das feuchte Gras. Die
Früchtehändler von Covent Garden wurden fröhlicher; Lavendelverkäufer
spazierten wieder über die Straßen in Mayfair und um den Hanover Square und
boten mit heiserer Stimme duftende Sträußchen feil.
Henri wurde,
ausgestattet mit einer neuen
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