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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Urteil, du entflohst zum blöden Vieh. Der Mensch ward unvernünftig
. Angesichts all dessen fragt man sich, ob die Heldenverehrung in der Popkultur wirklich die Psyche so schädigt, die kognitiven Fähigkeiten so auffrisst und die Seele der Menschheit so verunreinigt, wie man es uns so oft vorhält.
    Drittens sehe man sich die Leute an, die am lautesten wettern, die Promikultur sei kindisch und billig. Möchte man sich wirklich diesen schlaganfallsreifen und aufgeblasenen Langweilern an die Seite stellen? Ich sollte es wissen, denn ich erwische mich oft dabei, auch soeiner zu sein, und schön ist das nicht. Ich werde natürlich die Überzeugung verteidigen, dass Mozart, absolut gesehen, von größerem Wert ist als Miley Cyrus, aber wir sollten uns vor unangebrachten Dichotomien hüten. Man braucht nicht zwischen dem einen und dem anderen zu wählen. Man kann beides haben. Der Dschungel menschlicher Kultur sollte so mannigfaltig und vielgestaltig sein wie der Regenwald am Amazonas. Die biologische Vielfalt macht uns reich. Wir mögen vielleicht entscheiden, dass uns ein Puma mehr wert ist als eine Raupe, aber wir können uns doch sicherlich einigen, dass unser Habitat viel dadurch gewinnt, dass es in der Lage ist, beide zu erhalten. Monokulturen sind unbewohnbar öde und enden als Wüsten.
    Gegen das alles mag eingewendet werden, dass es bei der Auseinandersetzung nicht um harmlose Idolisierung geht. Das Problem bestehe darin, würden manche einwenden, dass nicht nur jeder der Prominenz huldige, sondern sie auch
für sich selbst anstrebe
. Von den Nutzern selbst ins Netz gestellter Informationsgehalt und die wachsende Beliebtheit von Talentshows und Reality-TV haben eine Generation geprägt, der es nicht mehr reicht, in Fanmagazinen zu blättern, sondern die selbst nach dem Starruhm greifen möchte. Zudem will man auf direktem Wege Ruhm und Reichtum erlangen, ohne lästige Überlegungen anstellen zu müssen oder den Umweg über harte Arbeit oder Pflege des Talents zu nehmen. Nun, wir wissen alle, wie befriedigend es sein kann, die Unzulänglichkeit und Hohlheit anderer anzuprangern – besonders derer, die im Gegensatz zu uns Geld haben und sich in Anerkennung sonnen. Das ist unbestreitbar erfreulicher, als unsere eigenen Unzulänglichkeiten zu beleuchten. Ich nehme mir das Recht, zu sagen, dass wirin einer wohlfeilen Zeit leben, einer Zeit, in der Dinge, die von Wert sein sollten, zu geringem Preis zu haben sind, und Dinge, denen kein Wert innewohnt, zu hoch im Kurs stehen. Aber wer, um Himmels willen, würde auch nur eine Sekunde lang denken, das sei unserer Rasse neu? Jeder, der vertraut ist mit Aristophanes, Martial, Catull, Shakespeare, Jonson, Dryden, Johnson, Pope, Swift … Sie merken, worauf ich hinauswill. Seit die Menschen ihre Gedanken aufzuzeichnen gelernt haben, ist es schon immer so gewesen, dass man die »falschen Leute« in die höchsten Positionen hat aufsteigen sehen. Die Kaiser, Könige, Aristokraten, die herrschende Klasse, der niedere Adel, die Emporkömmlinge, die Parvenüs und Neureichen, die Finanziers, die Handelsherren und Industriellen, die Künstler, Designer, Literaten, die Elite auf dem Kultursektor, die Schauspieler, Sportler, Fernsehstars, Popsänger und Moderatoren, sie alle sind ungerechterweise in Positionen erhoben worden, die sie nicht verdienen. »In einer gerechten und wohlgeordneten Welt«, klagen die Zornigen, »sollte auch
ich
dort oben sein, aber ich bin zu stolz, um darauf hinzuweisen, also werde ich nörgeln und Giftpfeile schießen und vor Empörung schelten und meine Verachtung für den ganzen Sud zeigen. Aber tief im Innern wünsche ich mir doch Anerkennung. Ich möchte eben zählen.«
    Während meiner gesamten Teenagerjahre und noch mit Anfang zwanzig war ich so. Erpicht darauf, berühmt zu werden, aber auch ganz, ganz schnell bereit, wenn ich es nicht schaffen sollte, mit Verachtung diejenigen zu schmähen, die es geschafft hatten. Ich behaupte, dass Menschen wie ich, die vor Ehrgeiz brennen, berühmt und anerkannt zu werden, viel seltener sind, als allgemein angenommen. Ich schätze meinen Bruder Rogerund seine Familie als Prüfstein für alles, was vernünftig ist und anständig sowie gesund an Geist und Seele. Sie sind nicht weniger modern und weltoffen als andere Menschen, die ich kenne. Ich erinnere mich – und ich scheine in der Lage zu sein, mir das Bild in gestochen scharfer 3-D-High-Definition-Breitbildschirm-Qualität vor Augen zu rufen – an einen

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