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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre
Autoren: Stephen Fry
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Menschen es zu schätzen wüssten, wenn sie mich zumindest ab und zu in einer solchen Verfassung erleben dürften. Nun ist es aber so, dass ich fast niemals die Kontrolle verliere, egal, wie viel ich trinke. Meine Gliedmaßen könnten eventuell an Koordination verlieren, aber sie besitzen ohnehin nur so wenig davon, das es schwerfallen dürfte, einen Unterschied zu bemerken. Aber ganz gewiss werde ich niemals aggressiv oder gewalttätig oder weinerlich. Das ist ganz klar ein Fehler.
    Damals konnte ich wahrnehmen, dass Außenstehende, die den Stephen Fry, dem sie begegnet waren, genauer betrachteten, in ihm einen Mann sahen, der das große Lebenslos gezogen hatte. Es schien mir nicht gegeben zu sein, die Verwundbarkeit, Furcht, Unsicherheit, den Zweifel und die Unzulänglichkeit, die Verwirrung und die Lebensunfähigkeit, die ich so oft empfand, nach außen zu kehren.
    Die Zeichen waren eigentlich für denjenigen, der sie zu lesen verstand, überdeutlich. Allein die Autos schrien doch zum Himmel, oder? Ein Aston Martin, ein JaguarXJ 12, ein Wolseley 15/50, ein Austin Healey 100/6 in fabrikneuem Zustand, ein Austin Westminster, ein MG Magnette, ein MGB Roadster …
    Die Leute sahen mich in diesen mit Edelhölzern und Leder ausgestatteten Streitwagen durch die Gegend kutschieren und hielten sie für das Automobiläquivalent der Tweedjacketts und der Hosen aus Kavallerie-Twill, die ich weiterhin trug. »Der gute alte Stephen. Kommt wahrhaftig aus einer anderen Welt. Typisch englisch. Wertvorstellungen von gestern. Cricket, Kreuzworträtsel, klassische Autos, Clubs. Meine Güte.« Oder sie dachten: »Aufgeblasener, hochnäsiger Oxbridge-Arsch in seinen Spießerklamotten und Angeberautos. Was für ein Blödmann.« Ich dachte: »Was für ein Heuchler. Halbjüdischer Schwuler, der eigentlich nicht weiß, was er tut oder wer er ist, aber doch ewig derselbe durchtriebene, hasenfüßige und naschhafte Teenager bleibt, der er schon immer war. Nirgends passt er richtig rein. Zerstört durch Liebe, unfähig, Liebe zuzulassen, nicht wert, geliebt zu werden.«
    Bis zu meinem Tod werden die Menschen es vorziehen, mich als robust, kommod und englisch wie einen guten ledernen Clubsessel anzusehen. Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, mich nicht dagegen zu wehren. Außerdem, und das ist jetzt mehr als nur eine Frage guter Manieren (obwohl eigentlich gute Manieren Grund genug wären), warum sollte jemand ständig davon plärren, wie es in seinem Inneren aussieht? Das entbehrt der Würde, ist uninteressant und keinesfalls anziehend.
    Jeder Amateurpsychologe erkennt, dass jemand mit meiner Lebensgeschichte von Teenager-Sturm und Adoleszenz-Drang (Zuckersucht, Entfremdung, unbändige Launen, unglückliche Sinnlichkeit, vereitelte Romanzen,Diebereien, Schulverweise, Betrügereien, Gefängnisaufenthalt † ), dem man plötzlich einen neuen Weg ins Leben öffnet, die Chance zu arbeiten und damit absurd viel Geld zu verdienen, durchaus so reagieren kann, wie ich es tat, und eine Reihe alberner und verschüchterter Demonstrationsversuche unternimmt, sich selbst und seinen Familienangehörigen, deren Leben er zur Qual gemacht hat, endlich zu beweisen, dass er
jemand
geworden war. Jemand, der
dazugehörte
. Seht her, ich besitze Autos und Kreditkarten und Mitgliedsausweise diverser Clubs und ein Haus auf dem Lande. Ich weiß, wie der Oberkellner im Le Caprice heißt. Ich bin mit England verhaftet wie das aufgearbeitete Leder mit dem Sitz eines Aston.
    Wenn Sie mich danach gefragt hätten, hätte ich geantwortet, ich sei glücklich. Ich war glücklich. Ganz sicher aber war ich zufrieden, und ich nehme an, das verhält sich zwar zu glücklich wie Pavillon Rouge zu Château Margaux, muss aber für die meisten von uns reichen.
     
    Man krönte
Saturday Live
zum Hit, und vielleicht wegen unseres Auftritts darin wurden Hugh und ich einmal mehr in Jim Moirs Büro bestellt, damit er herausfinden konnte, ob wir unsere Schwänze in die Luft strecken und jemanden bewegen konnten, niederzuknien und daran zu lutschen, oder »eine Show auf die Beine« zu stellen vermochten, wie Comedy-Manager niederer Position es ausgedrückt hätten.
    Nachdem die BBC kein Interesse an
The Crystal Cube
bekundet hatte, waren wir misstrauisch geworden, was High-Concept-TV betraf, und beschlossen, ein weiteres Mal zu versuchen, das auf den Bildschirm zu bringen, was wir am besten konnten: Sketch Comedy.
    »Ausgezeichnet«, sagte Richard Armitage. »Das könnt ihr nächstes Jahr
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