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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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machen. Aber zuerst, Stephen …«, er rieb sich die Hände, und seine Augen strahlten, »… Broadway.«

Clipper Class, Côte Basque and Choreography
     
    Nach New York flogen Mike Ockrent und ich in der Clipper Class, PanAms Entsprechung der Business-Class, in der man essen, trinken und rauchen konnte, bis Augen, Leber und Lungen protestierten. Wir hatten ein paar Tage, und unser Job war es, Richards potentielle Geldgeber und Koproduzenten zu becircen. Robert Lindsay war schon an Ort und Stelle. Es war meine erste Reise in die Vereinigten Staaten, und ich konnte nicht aufhören, mich zu beglückwünschen. Als Kind hatte ich mir Amerika oft in der Phantasie ausgemalt und deswegen das Gefühl, ich würde nach der Ankunft feststellen, dass ich es bereits kannte, und es deswegen umso mehr lieben.
    Ich werde Ihnen nicht allzu sehr mit meinen Gedanken zur Manhattan Skyline auf die Nerven gehen. Wenn Sie New York City noch nicht selbst besucht haben, so haben Sie es doch zumindest in Film und Fernsehen gesehen und wissen, dass sich eine Menge sehr, sehr hoher Gebäude auf einer relativ kleinen Insel zusammendrängt. Sie werden wissen, dass es lange Tunnel gibt und scheppernde Brücken. Es existiert ein zentraler rechteckiger Park, breite Avenues führen pfeilgerade von einem Ende zum anderen, gleichmäßig durchquert von nummerierten Straßen. Sie werden wissen, dass die Avenues ebenfalls Nummern haben, außer wenn sieMadison, Park, Lexington, Amsterdam oder West End heißen. Sie werden wissen, dass es nur eine Ausnahme gibt, eine wagemutige diagonale Durchfahrtsstraße, die sich aus der oberen linken Ecke der Insel durchschlägt, die Symmetrie des Rasters ignoriert und auf ihrem Weg nach Südosten quadratische, rechteckige, kreisrunde und ungleichseitige Inseln offenen Raums schafft – den Verdi Square, den Dante Park, den Columbus Circle, den Madison Square, Herald Square und Union Square. Sie werden wissen, dass diese gesetzlose Diagonale den Namen Broadway trägt. Und Sie werden wohl auch wissen, dass an der Stelle, wo der Broadway am Times Square auf die 42nd Street trifft, das Herz von New Yorks Theater schlägt, und zwar seit mehr als hundert Jahren.
    Ich ging im Theaterdistrikt spazieren, renkte mir fast den Hals aus, um die Neonbuchstaben zu lesen, verbeugte mich vor der Statue von George M. Cohan (»Grüßt mir den Broadway« steht auf dem Sockel, und bis zum heutigen Tag steigt mir ein Kloß in den Hals, wenn ich es sehe – eher aus Verehrung für James Cagneys Cohan-Verkörperung denn aus Liebe für Cohan selbst oder weil ich ihn gekannt hätte), setzte mich ins Carnegie Deli, um Postkarten zu schreiben, lieferte mich der unerhörten Unhöflichkeit der Kellner aus und versuchte herauszubekommen, womit ein echter Ruben Special belegt sein muss. Alles in New York entspricht
genau
den Erwartungen und erstaunt doch immer wieder. Wäre ich nach Manhattan gekommen und hätte festgestellt, dass die Straßen kurvig waren und sich schlängelten, die Gebäude niedrig und gedrungen und die Menschen langsam, breit in ihrer Sprechweise und freundlich, dass keine Spur von der berühmten Energie zu bemerken war, die angeblich dem Pflaster entströmte,kaum dass man einen Fuß darauf gesetzt hatte – dann hätte ich Grund gehabt, zu blinzeln und verblüfft den Kopf zu schütteln. Aber die Stadt war haargenau das, was ich von ihr erwartet hatte, was Legende, Fabel, Literatur und Tin Pan Alley mir seit langem über sie berichtet hatten, einschließlich der Dampfwolken, die aus Kanaldeckeln aufsteigen, des Schlingerns der riesigen Chequer Cabs, die ihre Reifen über die großen Eisenplatten ruckeln lassen, die aussehen, als seien sie von einem Riesen lässig auf die Straßenoberfläche geworfen worden, und des eigentümlich rauchigen Geruchshauchs an jeder Straßenecke, der, wie eine Nachfrage ergab, von frisch gebackenen Brezeln stammte. Alles so, wie ich es schon immer gewusst hatte. Und doch musste ich alle fünf Schritte stehen bleiben und schmunzeln und vor Staunen nach Luft schnappen und die Vitalität absorbieren, die auf der Bühne dieser Stadt geboten wurde, einschließlich des Lärms und aller Grobheiten. Die Bestätigung all dessen, was wir erwarten, stellt sich als größerer Schock heraus, als ihn unvermutete Andersartigkeit hervorgerufen hätte.
    Richards potentielle Mitstreiter bei der Broadway-Produktion waren zwei Amerikaner, James Nederlander, dem anscheinend die Hälfte aller Theater in Amerika gehörte,

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