02 - Im Netz der Vergangenheit
hörte angespannt zu, was die beiden Männer miteinander besprachen.
»Ich habe nochmal die alten Akten herausgesucht, und bin alles durchgegangen«, erklärte Victor und warf einen kurzen Blick auf Cassy. »Aber vielleicht sollte deine Freundin besser draußen warten, die Details sind ziemlich unschön«, fügte er zögernd hinzu.
»Schon gut, ich bin nicht so empfindlich«, wehrte Cassy ab, während sie sich im Stillen fragte, was Jayden ihm erzählt hatte, dass Victor annahm, sie sei seine Freundin. »Wenn es recht ist, würde ich gerne bleiben.«
Victor schmunzelte. »Ich sehe schon, du hast dir die ideale Frau ausgesucht.«
»Also schieß los«, forderte Jayden ihn auf, ohne weiter darauf einzugehen, während Cassy mit rotem Kopf auf ihre Fußspitzen starrte.
»Wie gesagt, die Einzelheiten sind alles andere als angenehm. Über einen Zeitraum von knapp drei Jahren wurden damals insgesamt zwölf junge Frauen ermordet aufgefunden, der letzte Mord liegt jetzt etwas weniger als acht Jahre zurück.« Victor stockte kurz, warf einen entschuldigenden Blick zu Cassy, »Die Frauen wurden vergewaltigt, außerdem waren die Leichen ziemlich übel zugerichtet, wiesen mehrere Messerstiche im Brust- und Bauchbereich auf.«
Jayden schaute ihn nachdenklich an. »Wo hat man die Leichen gefunden?«
»An unterschiedlichen Orten in und um Harrisburg«, erzählte Victor. »In Parks, im Wald, eine wurde aus dem Fluss gefischt. Der Täter hat sich offenbar keine große Mühe gegeben, sie zu verbergen. – Ich habe die Schmuckstücke noch einmal ganz genau mit den Beschreibungen der Angehörigen verglichen, es gibt keinen Zweifel, dass sie den Opfern gehört haben. Der Täter hat sich also scheinbar für jede Tat eine Art Andenken oder Trophäe aufbewahrt.«
Er schob eine Akte über den Tisch. »Außerdem solltest du dir das hier mal ansehen.«
Jayden warf einen Blick hinein. »Kontaktanzeigen«, stellte er überrascht fest, und Victor nickte.
»Ja, alle Angehörigen haben übereinstimmend ausgesagt, dass die Frauen kurz vor ihrem Tod mittels Kontaktanzeigen im ‚Harrisburg Kurier‘ einen Mann kennengelernt hatten.«
Jayden blätterte durch die Papiere in der Mappe und runzelte die Stirn. »Hat man in dieser Richtung nicht ermittelt?«
»Offenbar nicht, aus irgendeinem Grund hat der damalige Vorgesetzte wohl entschieden, das nicht mehr weiter zu verfolgen«, erklärte Victor.
»Das verstehe ich nicht«, sagte Jayden kopfschüttelnd. »Wie kann man so eine Spur nicht weiter verfolgen? Zumal doch damit gerechnet werden musste, dass der Täter weitermachen würde.«
Victor zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung, so wie es aussieht, wurde in dem ganzen Fall damals ziemlich schlampig ermittelt, und nachdem die Mordserie dann plötzlich aufgehört hat, hat es wohl niemanden mehr interessiert.«
Jayden warf Victor einen fragenden Blick zu. »Weißt du, ob dein Chef schon mit Wintrop gesprochen hat?«
»Kann ich dir nicht sagen, ich weiß nur, dass er es vorhatte.«
»Gut, ich rufe ihn kurz an und lasse mir den Einsatz absegnen, ich will da nicht auf eigene Faust drin herumrühren.«
Gespannt hörte Cassy zu, wie Jayden mit seinem Vorgesetzten telefonierte. Es war der Inspektor, der sie nach der Schießerei in der Nacht in ihrem Hotel verhört hatte, und sie hoffte im Stillen, dass er Jaydens Vorhaben ablehnen würde. Doch zu ihrem Unbehagen schien er einverstanden zu sein, und zufrieden legte Jayden auf.
»Gut, damit ist der Fall mir. – Ich denke, es ist okay, wenn ich die Akten mitnehme, oder?«
Victor nickte. »Sicher, solange du alles irgendwann wieder bringst, wird das hier wohl niemand vermissen.«
Jayden stand auf und klemmte sich die Ordner unter den Arm und verabschiedete sich von Victor.
Cassy gab ihm ebenfalls die Hand, und er lächelte: »Passen Sie gut auf Jayden auf, seine Ermittlungsmethoden sind manchmal etwas ungewöhnlich.«
»Das habe ich bereits gemerkt«, murmelte sie sarkastisch, und folgte Jayden nach draußen.
Zwischen Ärger und Sorge schwankend stieg sie ins Auto, und als Jayden ihren vorwurfsvollen Blick bemerkte, hob er genervt die Hände.
»Cassy, jetzt schau mich nicht so böse an. Ich hätte auch lieber weiter meinen Urlaub genossen und mich um die Detektei gekümmert, als mir hier irgendeinen dubiosen Fall an Land zu ziehen. Der einzige Grund, warum ich mir das aufhalse, bist du. Also tu mir den Gefallen und hör auf zu schmollen, sonst leg ich dich übers Knie.«
Kapitel 23
A m
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