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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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zurückzuholen, sonst nichts.
    »Wollen Sie, dass ich Jack Schitt zurückbringe, oder nicht?«
    Er starrte mich einen Augenblick wütend an, dann ließ er das
    Thema fallen. Wir gingen an einigen weiteren Experimenten
    vorbei, durch einen kurzen Korridor und eine schwere Stahltür
    in einen weiteren Raum, in dem sich ein Tisch, ein Stuhl und
    Lavoisier befanden. Er las in einer Ausgabe von Edgar Allan
    Poes Gedichten. Als wir eintraten, hob er den Kopf.
    »Monsieur Lavoisier, ich glaube, Sie kennen Miss Next
    schon?« sagte Schitt-Hawse.
    »Wir haben sogar ziemlich viel Zeit miteinander verbracht«,
    sagte ich langsam. Lavoisier sah sehr viel älter aus als zuvor und
    schien sich sehr unbehaglich zu fühlen. Ich hatte das Gefühl,
    dass er Goliath genauso wenig mochte wie ich. Er sagte nichts
    zur Begrüßung, sondern nickte bloß mit dem Kopf, schlug das
    Buch zu und erhob sich. Wir standen einen Augenblick unentschlossen herum.
    »Nur zu!« sagte Schitt-Hawse. »Machen Sie Ihren Trick mit
    dem Buch, dann aktualisiert Lavoisier Ihren Ehemann wieder
    und alles ist wie zuvor. Niemand wird wissen, dass er je weg war
    – außer Ihnen, natürlich.«
    Ich biss mir auf die Lippe. Das war vermutlich das größte
    Risiko, das ich je eingehen würde. Ich musste Lavoisiers Abneigung gegen Goliath nutzen – schließlich interessierten die
    ChronoGarden sich einen feuchten Kehricht für Landen oder
    Jack Schitt. Ich musste es einfach riskieren.
    »Ich brauche noch etwas mehr als Ihre mündliche Zusage,
    Mr Schitt-Hawse.«
    »Es handelt sich nicht um meine Zusage, Next. Es ist eine
    Goliath-Garantie. Glauben Sie mir, das ist so sicher wie geschweißter Stahl.«
    »Das war die Titanic auch«, erwiderte ich. »Nach meinen Erfahrungen garantiert eine Goliath-Garantie gar nichts.«
    Er starrte mich wütend an, und ich starrte ihn an.
    »Also, was wollen Sie?« fragte er schließlich.
    »Erstens: Ich will Landen genauso zurückhaben, wie er gewesen ist. Zweitens: Ich will mein Jurisfiktion-Buch wiederhaben
    und außerdem freies Geleit aus diesem Gelände. Drittens will
    ich ein unterschriebenes Geständnis, dass Sie Lavoisier dazu
    angestiftet haben, meinen Ehemann zu nichten.«
    Ich sah ihn unverwandt an, in der Hoffnung, das würde ihn
    einschüchtern.
    »Erstens: okay«, sagte er schließlich. »Zweitens: Ihr Buch
    kriegen Sie erst hinterher wieder. In Osaka haben Sie es benutzt,
    um zu verschwinden, und das passiert mir nicht noch einmal.
    Drittens: kommt gar nicht in Frage.«
    »Warum nicht?« fragte ich. »Wenn Sie Landen wieder zurückbringen, ist das Geständnis ohne Bedeutung, weil ja gar
    nichts passiert ist – aber ich kann es benutzen, wenn Sie so
    etwas noch einmal versuchen.«
    »Vielleicht«, sagte Lavoisier, »können Sie das hier als Zeichen
    guten Willens annehmen.« Er reichte mir ein in braunes Packpapier gewickeltes, rechteckiges Päckchen. Ich riss es auf und
    fand ein gerahmtes Foto, das mich und Landen an unserem
    Hochzeitstag zeigte. »Ich habe von der Nichtung Ihres Mannes
    nichts zu gewinnen, Miss Next. Ihren Vater werde ich auch auf
    andere Weise erwischen. Aber ich gebe Ihnen mein Wort als
    Offizier der ChronoGarde, wenn das bei Ihnen was zählt.«
    Ich sah erst Lavoisier, dann Schitt-Hawse und schließlich
    wieder das Bild an. Es hatte früher auf dem Kaminsims meiner
    Mutter gestanden. »Wo haben Sie das her?« fragte ich.
    »Aus einer anderen Zeit, von einem anderen Ort«, erwiderte
    Lavoisier. »Und mit erheblicher persönlicher Gefahr für mich,
    das kann ich Ihnen versichern. Landen bedeutet uns gar nichts,
    Miss Next – ich bin nur hier, um Goliath zu helfen. Wenn das
    erledigt ist, werde ich mich wieder meiner eigenen Tätigkeit
    zuwenden – aber nicht vorher.«
    Schitt-Hawse zappelte unruhig hin und her und warf Lavoisier einen misstrauischen Blick zu. Es war offensichtlich, dass
    sich die beiden nicht grün waren; das musste ich ausnutzen.
    »Na schön«, sagte ich. »Aber ich brauche ein Blatt Papier.«
    »Warum?« fragte Schitt-Hawse.
    »Weil ich eine detaillierte Beschreibung dieses reizenden
    Bunkers aufschreiben muss, wenn ich wieder hierher zurückkommen soll.«
    Schitt-Hawse nickte Chalk zu, und der reichte mir Stift und
    Papier. Ich setzte mich und beschrieb den Raum so gründlich
    wie möglich. Das Jurisfiktion-Buch besagte, dass man für einen
    Einzelsprung mindestens fünfhundert Worte brauchte. Wenn
    man jemanden mitnehmen wollte, brauchte man mindestens
    tausend Worte. Also

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