02_In einem anderen Buch
standen in einem sauberen Waschraum
von kaum zehn Quadratmetern ohne Fenster und Tür. Es gab
nur ein Waschbecken, einen gefliesten Fußboden, einen Wasserhahn und eine Steckdose. Die einzigen Möbelstücke waren
ein weiß gestrichenes Bett in der Ecke, ein Schrank, ein Stuhl
und ein Tisch.
»Vergessen Sie nicht, dass Sie den Einstellknopf zur Programmwahl herausziehen müssen. Entschuldigen Sie«, sagte er.
»Ich werde gerade gelesen. Ich werde mich gleich um Sie kümmern. Wenn Sie den Feinwaschgang für Synthetik oder Mischgewebe gewählt haben …«
»Thursday –!« sagte Miss Havisham, die plötzlich aschfahl
geworden war. »Das war ziemlich –«
Ich konnte sie gerade noch auffangen, ehe sie einknickte. Behutsam legte ich sie auf das Bett. »Ist alles in Ordnung, Miss
Havisham?«
Sie tätschelte mir beruhigend den Arm, lächelte und schloss
die Augen. Ich merkte, dass sie stolz auf sich war – auch wenn
der Sprung sie sehr angestrengt hatte.
Ich deckte sie mit der dünnen Decke zu, setzte mich auf den
Bettrand, zog mein Haarband heraus und massierte meinen
schmerzenden Schädel. Mein Vertrauen in Miss Havisham war
grenzenlos, aber es war doch etwas entnervend, in einer Hoover-Gebrauchsanleitung zu sitzen und nicht zu wissen, wie man
wieder herauskommen sollte.
»… wird der Schleuderdrehzahlwähler in Rechts-oder Linksstellung festgehalten, so werden die Einstellungen selbstständig
durchlaufen. In der Schleuderdrehzahlanzeige leuchtet die entsprechende Lampe … Guten Tag!« sagte der Mann im Overall.
»Mein Name ist Cullards. Ich habe nicht häufig Besucher!«
»Ich bin Thursday Next«, sagte ich und schüttelte seine
Hand. »Und das ist Miss Havisham von der Jurisfiktion.«
»Du meine Güte!« Mr Cullards, kratzte sich seinen blanken
»Schädel und lächelte verschmitzt. »Jurisfiktion! Da sind Sie ja
wirklich weit vom Weg abgekommen! Die letzten Besucher, die
hier vorbeikamen – entschuldigen Sie – bei zu viel Schaum
schaltet die Schaumerkennung einen zusätzlichen Spülgang und
einen zusätzlichen Schleudergang ein, um das Spülergebnis zu
sichern – das war, als wir diesen Warnhinweis wegen der Explosionsgefahr bei Wäschestücken einbauen mussten, die mit
chemischen Reinigungsmitteln getränkt sind. Aber das ist auch
schon wieder sechs oder sieben Monate her. Kinder, wie die
Zeit vergeht!«
Er schien wirklich ein freundlicher Bursche zu sein. Er überlegte einen Moment, dann sagte er: »Möchten Sie vielleicht eine
Tasse Tee?«
Ich dankte ihm, und er stellte das Teewasser auf.
»Und was gibt's Neues?« fragte er, während er die einzige
Tasse ausspülte. »Wissen Sie zufällig, wann die neuen Modelle
herauskommen?«
»Tut mir leid«, sagte ich. »Das kann ich Ihnen leider nicht
sagen –«
»Ich würde wirklich gern mal etwas Moderneres machen.
Angefangen hab ich mit Staubsaugern. Ich bin ziemlich rasch
zum Hoovermatic T5004 aufgestiegen, und nachdem die Bottichwaschmaschinen aus dem Markt gedrängt worden waren,
bin ich zur Electron 800 versetzt worden. Sie wollten mir auch
die 1100 Deluxe anvertrauen, aber ich habe gesagt, ich würde
lieber warten, bis die Logic 1300 herauskommt.«
Ich sah mich in dem kahlen Raum um. »Wird es Ihnen nie
langweilig?«
»Aber nein!« sagte Cullards und brühte den Tee auf. »Wenn
ich meine zehn Jahre hinter mir habe, kann ich mich bei allen
Haushaltsgeräten bewerben: Saftpressen, Mikrowellen, Kaffee
maschinen – wer weiß, wenn ich mir richtig Mühe gebe, werde
ich vielleicht sogar bei Radio-und Fernsehgeräten genommen.
Das ist die Zukunft für aufstrebende Kundenberater. Milch oder
Zucker?«
»Ja, bitte.«
Er lehnte sich etwas näher an mich heran. »Die Geschäftsleitung bildet sich ein, dass Bild-und Tonwiedergabe bloß von
diesen jungen Hüpfern gemacht werden sollte, aber das ist alles
Humbug. Die meisten Grünschnäbel bei den Videorekordern
haben gerade mal sechs Monate Radiowecker hinter sich, und
ein paar Wochen später sind sie schon wieder woanders. Kein
Wunder, dass sie keiner versteht.«
»Darüber hab ich noch nie nachgedacht«, sagte ich.
Wir plauderten eine ganze Weile. Er erzählte mir von den
Französisch-und Deutschkursen, die er gemacht hatte, um bei
den mehrsprachigen Gebrauchsanweisungen arbeiten zu können, und vertraute mir sogar an, dass er für Tabitha Doehooke
schwärmte, die bei Kenwood Mixers arbeitete. Wir unterhielten
uns gerade über den Zusammenhang zwischen der
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