02_In einem anderen Buch
sich nicht in ihrem eigenen
Buch, sondern in der BackStory hinter den Kulissen (oder
gelegentlich auch in der Handlung) eines anderen Buchs
aufhält. Manche SeitenLäufer haben sich einfach verirrt, andere machen Urlaub oder gehören zu einem AustauschProgramm, aber es gibt auch Kriminelle, die Schaden anrichten
wollen (siehe auch: Bowdlerisierer).
Texters: Slangbegriff für harmlose (meist jugendliche) SeitenLäufer, die aus Abenteuerlust von einem Buch zum
nächsten surfen. Texters erscheinen meist nicht in der
Handlung, verursachen aber trotzdem gelegentlich kleine
Veränderungen an der Oberfläche der Handlungsabläufe
oder des Textes.
DER WARRINGTON-KATER
– JurisfiktionFührer zur Großen Bibliothek (Glossar)
Tweed und der Kater hatten vor der Tür auf mich gewartet und
brachten mich jetzt zurück in die Bibliothek. Wir setzten uns
auf eine Bank vor dem Boojumorial, und während Harris mich
unfreundlich anstarrte, machte der stets überaus höfliche Kater
sich auf den Weg, um mir eine Pastete aus der Snackbar zu
holen.
»Wo waren Sie denn?« fragte Harris feindselig. »Muss ja
ziemlich schwierig gewesen sein, Sie zu finden.« Ich hatte mich
an seine aggressive Art gewöhnt. Wenn er wirklich so wenig
von mir hielt, wäre ich wohl nicht hier gewesen.
Der Kater steckte seinen Kopf zwischen uns hoch und fragte:
»Heiße oder kalte Pastete?«
»Heiß, bitte.«
Der Kater verschwand wieder.
Ich erklärte Miss Havishams Sprung in das Waschetikett,
und Tweed war sichtlich beeindruckt. »Ein Waschetikett. Gar
nicht übel. Die meisten Agenten würden sich in einen Text mit
weniger als hundert Worten gar nicht hineinwagen. Miss Havisham ist ein ganz schönes Risiko für Sie eingegangen. Was
sagst du dazu, Kater?«
»Ich muss vor allem feststellen«, sagte der Kater und gab mir
meine kochend heiße Pastete, »dass Sie vergessen haben, mir
das versprochene Mogglicious-Katzenfutter mitzubringen.«
»Tut mir leid«, sagte ich. »Das nächste Mal werd ich dran
denken.«
»Gut«, sagte Harris. »Zur Sache. Wer sind die Verantwortlichen für die sogenannte Entdeckung des Cardenio?«
»Nun ja«, sagte ich. »Da ist zum einen Lord Volescamper. Er
sagt, er hätte das Manuskript in seiner Bibliothek gefunden. Ein
liebenswerter alter Trottel, ziemlich skurril. Der andere ist
Yorrick Kaine, ein Whig-Politiker, der das Stück benutzen will,
um die Wahlen zu gewinnen, die morgen stattfinden.«
»Ich will mal nachsehen, aus welchem Buch die zwei stammen«, sagte der Kater und verschwand.
»Ist das denn wahrscheinlich, dass sie aus einem Buch stammen?« fragte ich. »Volescamper war schon vor dem Krieg da,
und Kaine ist jetzt seit mindestens fünf Jahren politisch aktiv.«
»Das bedeutet gar nichts«, erwiderte Harris ungeduldig.
»Mellors hat in Slough gelebt und sogar Frau und Kinder gehabt, und Heathcliff hat jahrelang unter dem Decknamen Buck
Stallion in Hollywood Karriere zu machen versucht, ehe er
schließlich auf die Seiten von Wuthering Heights zurückkehrte.
In beiden Fällen hat niemand auch nur den geringsten Verdacht
gehegt.«
»Aber der Cardenio stammt aus der Großen Bibliothek, ja?«
»Ganz ohne Zweifel. Trotz strengster Sicherheitsmaßnahmen
ist er dem Kater direkt unter den Schnurrhaaren weggeklaut
worden. Der Kater ist schrecklich unglücklich.«
»Haben Sie fig gesagt oder whig?« fragte der Kater, der
schnell wieder aufgetaucht war.
»Ich habe Whig gesagt«, sagte ich. »Und bitte hör mit dem
abrupten Verschwinden auf, man wird ja ganz schwindlig.«
»Na schön«, sagte der Kater, und diesmal verschwand er
ganz langsam vom Schwanz her und ließ sein Grinsen minutenlang in der Luft stehen.
»Mir erscheint er gar nicht so unglücklich«, sagte ich.
»Das Äußere täuscht manchmal – besonders bei Katzen. Wir
haben erst gestern von dieser Cardenio-Geschichte erfahren.
Den Protokollführer hat fast der Schlag getroffen. Er wollte
gleich eine seiner verrückten Expeditionen zusammenstellen.
Als bekannt wurde, dass Kaine den Cardenio der Öffentlichkeit
übergeben will, wusste ich, dass wir schnell handeln mussten.«
All diese neuen Informationen verwirrten mich ziemlich.
»Warum muss der Cardenio denn verschollen bleiben?« fragte
ich. »Es ist doch ein herrliches Stück.«
»Nun, es ist wohl nicht zu erwarten, dass Sie das verstehen«,
erklärte Tweed hochnäsig. »Aber Sie dürfen mir glauben, dass
es extrem wichtig ist. Wissen Sie, es ist kein
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