Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
noch darüber nachdenken,
    wer fiktiv ist und wer real.«
    »Gibt es keine schnellere Methode?«
    »Ich kenne nur eine: Man kann eine Romanfigur nicht erschießen! Sie verschwinden einfach blitzschnell, und die Kugel
    geht durch sie hindurch.«
    »Klingt wie eine Wasserprobe für Hexen: Unschuldig sind
    nur die, die ertrinken –«
    »Ideal ist die Methode nicht«, sagte Tweed mürrisch. »Das
    muss ich zugeben.«
    Raffles hatte ungefähr dreißig Minuten gebraucht, um die
    Kombination des Safes zu ermitteln, und wandte sich jetzt dem
    zweiten Schloss zu. In aller Ruhe bohrte er über dem Einstellknopf der Kombination ein Loch in die Panzertür. Trotzdem
    erschien das leise Quietschen des Bohrers unseren überreizten
    Nerven gefährlich laut. Wir starrten ihn beschwörend an und
    hofften, er würde etwas schneller machen, als uns plötzlich ein
    Geräusch an der schweren Stahltür der Bibliothek aufmerksam
    machte. Harris und ich stellten uns links und rechts neben den
    Eingang und sahen zu, wie sich das große Rad drehte, das die
    Zapfen aus dem Türrahmen zog. Dann schwang die Tür langsam auf. Raffles und Bunny, die es offensichtlich gewohnt
    waren, dass sie gestört wurden, hatten leise ihr Werkzeug
    zusammengepackt und versteckten sich unter dem Schreibtisch.
    »Wir werden den Verlegern das Manuskript gleich morgen
    früh übergeben«, sagte Kaine, als er und Volescamper hereinschlenderten. Tweed trat ihnen mit entsicherter Pistole entgegen, und sie erschraken sichtlich. Ich nutzte ihre Verwirrung,
    um rasch die Tür hinter ihnen zu schließen und fest zu verriegeln.
    »Was soll das heißen?« fragte Lord Volescamper. »Sind Sie
    nicht Miss Next?«
    »In der Tat, Mylord. Tut mir leid, aber ich muss Sie durchsuchen.«
    Angesichts von Tweeds Pistole unterwarfen sich beide ohne
    Gegenwehr einer Durchsuchung. Sie waren unbewaffnet, aber
    Yorrick Kaine wurde während des Vorgangs tiefrot. »Räuber!«
    fauchte er. »Wie können Sie es wagen?«
    »Oh, nein«, sagte Harris, winkte die beiden näher heran und
    gab Raffles das Zeichen, seine Arbeit fortzusetzen. »Wir sind
    nur gekommen, um den Cardenio zurückzuholen, der Ihnen
    nicht gehört.«
    »Hören Sie, ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Volescamper, der sichtlich empört war. »Aber Sie werden damit nicht
    durchkommen! Das Haus ist von SO-14-Agenten umstellt, und
    ich bin sehr enttäuscht von Ihnen, Miss Next! Einen solchen
    heimtückischen Überfall hätte ich Ihnen nicht zugetraut.«
    »Was meinen Sie?« fragte ich zu Harris. »Seine Entrüstung
    scheint mir ziemlich echt.«
    »Das stimmt – aber er hat auch weniger zu gewinnen als
    Kaine.«
    »Wovon reden Sie eigentlich?!« fragte Kaine wütend. »Das
    Manuskript gehört der Literatur. Glauben Sie vielleicht, Sie
    können so was auf dem offenen Markt verkaufen? Sie scheinen
    sich einzubilden, Sie könnten mit Ihrer Beute davonkommen,
    aber ich versichere Ihnen, dass ich lieber sterben werde, als
    diesen Diebstahl unseres literarischen Erbes zu dulden.«
    »Tja, ich weiß nicht«, sagte ich. »Kaine klingt auch irgendwie
    überzeugend.«
    »Sie dürfen nicht vergessen, dass er Politiker ist.«
    »Natürlich«, sagte ich und schnalzte mit den Fingern. »Das
    hatte ich ganz vergessen. Was ist, wenn es keiner von beiden
    war?«
    Harris kam nicht mehr dazu, mir zu antworten, denn plötzlich hörte man ein lautes Krachen vor dem Haus und kurz
    danach eine Explosion. Ein tiefes Stöhnen drang an unsere
    Ohren, und dann der tödlich erschrockene Schrei eines Mannes. Mir lief es kalt den Rücken herunter, und ich sah, dass alle
    anderen im Raum den Schrecken genauso gespürt hatten. Selbst
    der unerschütterliche Raffles hielt einen Moment inne, ehe er
    seine Arbeit beschleunigt fortsetzte.
    »Kater!« rief Harris. »Was ist da draußen los?« 23
    »Das Questing Beast?« rief Harris. »Der Glatisant? Ruf sofort
    König Pellinore!« 24
    »Das Questing Beast?« sagte ich. »Ist das gut oder schlecht?«
    »Schlecht?« erwiderte Harris. »Das ist so ziemlich das
    Schlimmste, was es überhaupt gibt. Denken Sie an das Scheußlichste und Böseste und vor allem an eilige Flucht. Das Questing
    Beast stammt noch aus der mündlichen Überlieferung vor den
    Büchern, es ist eine Mischung aus sämtlichen finsteren Schrecken, die je aus den Abgründen menschlicher Vorstellungskraft
    kamen. Es hat viele Namen, aber sein Ziel ist immer das gleiche:
    Tod und Zerstörung. Sobald es durch die Tür kommt, ist jeder,
    der noch

Weitere Kostenlose Bücher