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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Sachen«, erklärte James, »die wüsste Mycroft
    wahrscheinlich am besten.«
    »Sie«, sagte ich und zeigte mit dem Finger auf meinen puddingbedeckten Besucher, »Sie sind ein Genie!«
    Was hatte Mycroft gesagt, ehe er seine Forschungsarbeiten
    bei ConStuff einstellte? Die Technologie der Miniaturisierung?
    Winzige NanoMaschinen, die kaum größer sind als eine Zelle
    und Nahrungseiweiß aus ein paar Abfällen machen? BanaffeePasteten von Müllkippen? Womöglich stand uns ein Unfall
    bevor? Was sollte die winzigen NanoMaschinen hindern, die
    ganze Welt in Banaffee zu verwandeln, wenn sie mal damit
    angefangen hatten? Ich sah aus dem Fenster. Aornis war nicht
    mehr da.
    »Haben Sie einen Wagen da?« fragte ich.
    »Klar!« sagte James.
    »Sie müssten mich bitte zu ConStuff hinüberfahren. Dilly,
    ich brauche Ihre Klamotten!«
    Cordelia sah misstrauisch aus. »Warum?« fragte sie.
    »Ich werde beschattet. Wenn drei reingegangen sind und
    drei wieder rauskommen – dann werden die Leute, die mir
    auflauern, glauben, ich wäre Sie.«
    »Ich denke gar nicht daran«, sagte Cordelia ungnädig. »Außer wenn du alle meine Interviews und Pressereisen mitmachst.«
    »Bei meinem ersten Auftreten werde ich von SpecOps oder
    Goliath oder beiden geköpft«, sagte ich.
    »Kann schon sein«, sagte Cordelia langsam. »Aber ich wäre
    blöd, wenn ich eine solche Gelegenheit, dich festzunageln, nicht
    ausnutzen würde. Alle öffentlichen Auftritte und Interviews für
    ein Jahr!«
    »Erbarmen, Cordelia. Zwei Monate.«
    »Sechs.«
    »Drei.«
    »Na schön«, seufzte sie. »Aber du musst auch das FitnessTraining mit Thursday Next-Video machen und mit Harry über
    das Filmprojekt reden.«
    »Abgemacht.«
    Cordelia und ich tauschten also die Kleider. Das heißt, ich
    zog ihre Sachen an, und sie musste sich etwas aus meinem
    Schrank holen. Es war ein eigenartiges Gefühl, in ihrem weiten
    rosa Pullover, ihrem engen schwarzen Rock und ihren hochhackigen Pumps herumzulaufen.
    »Vergiss die peruanischen Liebesperlen und meine Knarre
    nicht«, sagte sie. »Hier, bitte!«
    »Entschuldigen Sie, Miss Flakk«, sagte James leicht quengelig. »Sie hatten mir versprochen, ich dürfte Miss Next eine Frage
    stellen.«
    Flakk zeigte mit ihrem elegant manikürten Fingernagel auf
    ihn und ihre Augen verengten sich drohend. »Hör mal, Kumpel. Sie dürfen jetzt beide eine offizielle Dienstfahrt im Auftrag
    von SpecOps machen. Ein echter Bonus, würde ich sagen.
    Irgendwelche Beschwerden?«
    »Äh – nein, nein, ich glaube nicht«, stammelte James.

    Ich ging mit den beiden nach draußen und führte sie schnurstracks an den Goliath-und SpecOps-Agenten vorbei. Dabei
    machte ich weit ausladende, cordeliamäßige Gesten, und sie
    schenkten uns kaum Beachtung. Bald saßen wir in dem von
    James gemieteten Studebaker und während er meinen Anweisungen folgend durch die Stadt kurvte, zog ich wieder meine
    eigenen Sachen an.
    »Thursday?« sagte James.
    »Ja«, erwiderte ich, sah mich nach Aornis um und schüttelte
    dabei mein Entroposkop. Die Entropie schien im Bereich
    »leicht merkwürdig« zu verharren.
    »Wer ist eigentlich der Vater von Pickwicks Ei?«
    Es gibt schon sehr blöde Fragen. Aber James fuhr mich gerade durch die halbe Stadt, also musste ich wohl etwas nachsichtig
    sein. »Ich glaube, es war einer der verwilderten Dodos im Park«,
    sagte ich. »Vor ein paar Wochen habe ich sie mal in der Nähe
    des Musikpavillons bei einer Art Balztanz mit einem großen
    Männchen beobachtet. Der Bursche hat sie dann noch tagelang
    verfolgt und vor dem Haus herumgeplockt, aber ich habe nicht
    gesehen, dass tatsächlich etwas passiert ist. Beantwortet das Ihre
    Frage?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Na schön. Dann halten Sie hier doch bitte mal an. Den Rest
    des Weges werde ich laufen.«
    Sie ließen mich aussteigen, ich bedankte mich und fing an zu
    rennen. Es war schon ziemlich dunkel, und die Straßenlaternen
    leuchteten milde. Die Welt sah eigentlich gar nicht so aus, als
    würde sie untergehen in sechsundzwanzig Minuten, aber das
    tut sie wahrscheinlich nie.

    32.
    Das Ende des Lebens, wie wir es kennen
    Nachdem es mir nicht gelungen war, Landen zurückzubekommen, hatte diese erste Auseinandersetzung mit dem
    Weltuntergang nicht ganz den Reiz wie in späteren Fällen.
    Es heißt, die Welt das erste Mal zu retten, ist immer am
    schwersten. Ich persönlich muss sagen, dass ich es immer
    verdammt schwer fand, aber diesmal konnte ich es nicht
    recht beurteilen.

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