02_In einem anderen Buch
sie draußen
auf dem Bürgersteig gefunden.«
»Das scheint mir sehr unwahrscheinlich.«
Aber es waren tatsächlich meine Schlüssel. Der zweite
Schlüsselbund, den ich seit ein paar Tagen vermisste.
Ich schloss die Tür auf. »Treten Sie ein. Das ist Pickwick. Bitte bleiben Sie weg von den Fenstern. Da draußen sind ein paar
Leute, die ich jetzt nicht sehen möchte.«
Sie schlossen die Tür hinter sich, und ich führte sie in die
Küche. »Ich war auch mal verheiratet, und ich hoffe auch, es
bald wieder zu sein«, sagte ich und spähte vorsichtig aus dem
Fenster. Aber das hätte ich mir sparen können: Die beiden
Autos meiner Bewacher standen nach wie vor da. »Haben Sie in
Swindon geheiratet?«
»Nein«, sagte Catia. »Wir wollten uns in der Kirche der Hl
Jungfrau der Hummer einsegnen lassen, aber –«
»Aber was?«
»Wir sind zu spät gekommen und haben unseren Termin
verpasst.«
»Ich verstehe«, sagte ich und dachte darüber nach, wie völlig
unwahrscheinlich es war, dass ausgerechnet James meine
Schlüssel gefunden hatte, während die anderen Passanten sie
offenbar nicht entdeckt hatten.
»Darf ich Sie etwas fragen, Miss Next?« sagte James.
»Nennen Sie mich doch Thursday. Moment, bitte.«
Ich flitzte ins Wohnzimmer, holte mein Entroposkop und
schüttelte es, während ich in die Küche zurückkehrte.
»Tja, Thursday«, sagte James, »ich habe mich schon immer
gefragt –«
»Scheiße!« rief ich und starrte auf das wirbelnde Muster der
Linsen und Reiskörner. »Nicht schon wieder!«
»Ich glaube, Ihr Dodo ist hungrig«, sagte Catia, während
Pickwick ihr den »sterbenden Dodo« auf dem Küchenfußboden
vorspielte.
»Nein, nein, das ist nur ein Trick«, sagte ich geistesabwesend.
»Sie bettelt um Marshmallows. Sie können ihr gern eins geben.
Die Dinger stehen auf dem Schrank.«
Catia legte ihre Handtasche weg und reckte sich nach dem
Einmachglas mit den Marshmallows.
»Was hatten Sie gerade gesagt, James?«
»Wen haben Sie –«
Aber ich hörte nicht zu. Ich sah aus dem Küchenfenster. Drei
Stockwerke unter mir, auf der Mauer des Vorgartens, saß eine
junge Frau Mitte zwanzig und las eine Modezeitschrift. Sie war
ein bißchen zu schrill gekleidet, sah aber sonst völlig normal
aus.
»Aornis?« flüsterte ich. »Kannst du mich hören?«
Die Gestalt drehte sich zu mir um, und meine Kopfhaut begann zu prickeln. Sie musste es sein, daran konnte kein Zweifel
bestehen: Sie hatte ihren Namen gehört. Sie lächelte, winkte mir
mit der Hand und zeigte auf ihre Uhr.
»Sie ist es«, murmelte ich. »Das verdammte Miststück – sie
ist es!«
»–ja, das war meine Frage«, beschloss James seinen Satz.
»Tut mir leid, James, ich habe gerade nicht zugehört.« Ich
schüttelte das Entroskop, aber das Muster war noch nicht klarer
als zuvor. Was immer geschehen würde, es war offenbar noch
nicht ganz so weit.
»Sie hatten eine Frage, James?«
»Ja«, sagte er leicht verärgert. »Ich habe mich gefragt –«
»Vorsicht!« schrie ich. Aber es war schon zu spät. Das Glas
mit den Marshmallows rutschte Catia aus der Hand und fiel auf
die Arbeitsfläche hinunter – direkt auf den kleinen Plastikbeutel
mit rosa Schleim von jenseits des Weltuntergangs. Das Glas
blieb heil, aber der Schleimbeutel platzte und Catia, Cordelia,
James und ich wurden reichlich mit Schleim bespritzt. James
erwischte es am schlimmsten, er hatte einen riesigen Pflatsch
direkt im Gesicht.
»Bäh!«
»Hier«, sagte ich und gab ihm ein Geschirrtuch mit den Sieben Wundern von Swindon. »Damit können Sie sich ein bisschen abwischen.«
»Was ist das für ein scheußlicher Schmierkram?« fragte Cordelia und tupfte mit einem feuchten Tüchlein an sich herum.
»Wenn ich das nur wüsste!« sagte ich.
Aber James leckte sich die Lippen und sagte: »Das kann ich
euch genau sagen. Das ist Edgar's Supertraumsoße.«
»Supertraumsoße?« sagte ich. »Sind Sie sicher?«
»Ja. Erdbeergeschmack. Unverkennbar.«
Ich steckte einen Finger in den Schleim und probierte. James
hatte Recht, es war Supertraumsoße. Wenn die Leute im SpecOps-Labor mal aufs große Ganze geschaut hätten, statt auf die
Moleküle zu starren, hätten wir es vielleicht früher gewusst.
Trotzdem machte die Sache mich nachdenklich.
»Supertraumsoße«, sagte ich und sah auf die Uhr. Das Leben
auf dem Planeten hatte noch genau siebenundachtzig Minuten.
»Wie kann sich die Welt denn in Supertraumsoße verwandeln?«
»Das sind
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