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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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lief wieder
    zurück in die Küche, wo er noch ein bisschen mehr mit dem
    Kopf nickte.
    »Haa-lloo!« rief Landen aus seinem Arbeitszimmer. »Magst
    du Überraschungen?«
    »Nette Überraschungen schon!« rief ich zurück.
    Pickwick kehrte an meine Seite zurück, plockte noch ein bisschen und zerrte an meinen Jeans. Er zockelte zurück in die
    Küche, stellte sich neben sein Körbchen und wartete dort auf
    mich. Neugierig geworden, folgte ich ihm und entdeckte
    schließlich die Ursache für seine Aufregung. In der Mitte des
    Körbchens, auf einem großen Haufen Papierschnipsel lag ein
    schimmerndes Ei.
    »Pickwick!« rief ich. »Du bist ja ein Mädchen!«
    Pickwick nickte noch ein bisschen und knabberte zärtlich an
    meinen Fingern. Nach einer Weile hörte sie auf, plusterte sich
    ordentlich auf und setzte sich auf ihr Ei, um zu brüten. Eine
    Hand ruhte auf meiner Schulter. Ich streichelte sie und richtete
    mich wieder auf. Landen küsste mich, und ich schlang die Arme
    um seinen Hals.
    »Ich dachte immer, Pickwick wäre ein Junge.«
    »Das dachte ich auch«, sagte ich.
    »Ist das ein Zeichen?«
    »Was?« fragte ich. »Dass Pickwick ein Ei gelegt hat? Kriegst
    du jetzt ein Baby?«
    »Nein, du albernes Huhn, du weißt genau, was ich meine.«
    »Ach, ja? Weiß ich das?« sagte ich unschuldig.
    »Also?«
    »Also, was?« Ich sah ihm so gelassen wie möglich in die klaren, ernsthaften Augen, aber ich hielt es nicht lange durch.
    Innerhalb von Sekunden begann ich zu kichern, und dann
    kamen auch schon die Tränen.
    Er umarmte mich und legte mir die Hand auf den Bauch.
    »Ein Baby? Du kriegst also wirklich ein Baby?«
    »Ja, so ein kleines rosa Ding, das ordentlich Krach macht.
    Sieben Wochen sind es jetzt. Wahrscheinlich kommt es im
    Juli.«
    »Und wie fühlst du dich? Geht's dir gut?«
    »Ja, danke. Gestern war mir ein bisschen schlecht, aber das
    hat vielleicht gar nichts damit zu tun. Ich werde so lange arbeiten, bis ich zu watscheln anfange, und dann nehme ich Mutterschaftsurlaub. Wie fühlst du dich denn?«
    »Merkwürdig«, sagte er und umarmte mich erneut. »Merkwürdig …« Er grinste. »Ach, Quatsch. Ich fühle mich großartig!
    Wem darf ich's erzählen?«
    »Vorläufig niemandem. Sonst strickt sich deine Mutter zu
    Tode.«
    »Und was hast du gegen die Stricksachen von meiner Mutter?«
    »Nichts«, sagte ich und fing erneut an zu kichern. »Aber irgendwann sind die Schränke voll.«
    »Zumindest kann man erkennen, was sie meint«, sagte Landen. »Der Pullover, den mir deine Mutter zum Geburtstag
    gestrickt hat … Man könnte denken, dass sie mich für einen
    Tintenfisch hält.« Ich verbarg mein Gesicht an seinem Kragen
    und hielt ihn ganz fest. Er streichelte mir den Rücken. So standen wir minutenlang ohne zu reden.
    »Hattest du einen guten Tag?« fragte er schließlich.
    »Na ja«, sagte ich. »Wir haben einen Cardenio gefunden, ich
    bin von einem SO-14-Scharfschützen erschossen worden, ich
    bin per Anhalter gefahren und plötzlich verschwunden, ich
    habe Yorrick Kaine gesehen, ein paar Zufälle zu viel erlebt und
    einen Neandertaler bewusstlos geschlagen.«
    »Ach, wie sah denn dieser Kaine aus?«
    »Kann ich nicht sagen. Er kam gerade, als wir bei Volescamper weggingen … Sag mal, das mit dem Scharfschützen beunruhigt dich wohl überhaupt nicht?«
    »Kaine hält heute Abend einen Vortrag über die wirtschaftlichen Möglichkeiten eines Freihandelsabkommens mit der
    Volksrepublik Wales.«
    »Landen!« sagte ich. »Heute Abend gibt mein Onkel seine
    Abschiedsparty, und ich habe meiner Mutter versprochen, dass
    wir erscheinen!«
    »Ja, ich weiß.«
    »Und? Wirst du jetzt endlich nach dem Zwischenfall mit SO14 fragen?«
    Landen seufzte. »Na, schön. Wie war's?«
    »Ach, frag lieber nicht.«

    Mein Onkel Mycroft hatte angekündigt, dass er in den Ruhestand treten wollte. Er war jetzt siebenundsiebzig, und nach
    seiner und Pollys Entführung hatten die beiden beschlossen,
    dass es genug war. Die Goliath Corporation hatte ihm zwar
    nicht einen, sondern zwei Blankoschecks angeboten, wenn er
    sich bereit erklärte, ein neues ProsaPortal zu entwickeln, aber
    Mycroft hatte abgelehnt. Das ProsaPortal könne man nicht
    einfach nachbauen. Wir nahmen den Wagen zum Haus meiner
    Mutter und parkten ein Stück weit die Straße hinauf.
    »Ich hätte nie gedacht, dass Mycroft jemals in Rente gehen
    würde«, sagte ich, als wir zum Haus gingen.
    »Ich auch nicht«, sagte Landen. »Was, glaubst du, wird er
    jetzt den ganzen

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