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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Büro. Bowden starrte an die Wand und sagte schließlich: »Wissen Sie, Thursday,
    diese Sache mit dem Kreuzworträtsel beunruhigt mich ziemlich.
    Bisher war ich der Ansicht, Zufälle wären bloß Zufälle und ein
    Stilmittel, das Dickens und andere Autoren viel zu oft eingesetzt
    haben, aber jetzt habe ich fast die Befürchtung, dass ein alter
    Feind Ihnen eins auswischen will.«
    »Jemand mit Sinn für Humor, wie es scheint«, sagte ich trübsinnig.
    »Das schließt Goliath schon einmal aus«, sagte Bowden.
    »Wen rufen Sie jetzt an?«
    »SO-5.«
    Ich holte Agent Phodders Visitenkarte aus meiner Tasche
    und wählte die Nummer. Er hatte mir gesagt, ich sollte ihn
    anrufen, wenn mir »irgendwas Ungewöhnliches« widerfuhr.
    Und genau das würde ich jetzt tun.
    »Hallo?« sagte ein barscher Mann am anderen Ende, nachdem das Telefon eine ganze Weile geklingelt hatte.
    »Thursday Next, SO-27«, sagte ich. »Ich habe Informationen
    für Agent Phodder.«
    Eine lange Pause entstand.
    »Agent Phodder ist nicht mehr da.«
    »Dann geben Sie mir Agent Kannon.«
    »Sowohl Phodder als auch Kannon sind plötzlich und unerwartet aus dem Dienst ausgeschieden«, sagte der Mann scharf.
    »Ein bedauerlicher Unfall beim Linoleumlegen. Die Beerdigung
    ist am Freitag.«
    Das war in der Tat unerwartet. Mir fiel keine passende Antwort ein, deshalb sagte ich nur leise: »Das tut mir leid.«
    »Ganz recht«, sagte der barsche Mann und legte auf.
    »Was ist denn?« fragte Bowden.
    »Beide tot«, sagte ich leise.
    »Hades?«
    »Linoleum.«
    Wir saßen einen Augenblick schweigend an unseren Schreibtischen.
    »Verfügt Hades über die Fähigkeit, den Zufall zu manipulieren?« fragte Bowden.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Vielleicht«, sagte Bowden schließlich, »war es ja wirklich ein
    Zufall.«
    »Vielleicht«, sagte ich und wünschte, ich könnte es selbst
    glauben. »Ach, das hab ich beinahe vergessen: Am 12. Dezember um 20 Uhr 23 geht die Welt unter.«
    »Wirklich?« sagte Bowden desinteressiert. Apokalyptische
    Prophezeiungen waren nichts Neues für uns. Seit den frühesten
    Tagen der Menschheit war praktisch jedes Jahr das Ende der
    Welt prophezeit worden.
    »Was ist es denn diesmal?« fragte Bowden. »Eine Mäuseplage
    oder der Zorn des Herrn ganz allgemein?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich habe um fünf Uhr einen Termin. Könnten Sie mir einen Gefallen tun, Bowden?« Ich zeigte
    ihm den kleinen Plastikbehälter, den mir mein Vater gegeben
    hatte.
    Bowden starrte den rosa Schleim darin an. »Was ist das?«
    »Genau. Könnten Sie das bitte im Laboratorium feststellen
    lassen?«
    Wir verabschiedeten uns, und ich trabte aus dem Gebäude.
    Vor der Tür stieß ich mit John Smith zusammen, der eine
    Schubkarre mit einer Mohrrübe schob, die so groß wie ein
    Staubsauger war. »Vorsicht Beweismittel!« stand auf dem
    Schild, das vom Hals des überdimensionierten Gemüses herabhing. Ich hielt meinem Kollegen die Tür auf.
    »Danke«, keuchte er.
    Ich hüpfte in meinen Wagen und fuhr vom Parkplatz. Ich
    hatte um fünf Uhr einen Termin bei meiner Ärztin, und den
    wollte ich auf keinen Fall versäumen.

    6.
    Die liebe Familie
    Landen Parke-Laine war 1972 mit mir auf der Krim gewesen. Eine Landmine hatte ihn sein Bein gekostet, und seinen
    besten Freund hatte ein taktischer Fehler das Leben gekostet. Sein bester Freund, das war mein Bruder Anton gewesen, und bei der Untersuchung, die dem berüchtigten ›Untergang der Leichten Panzerbrigade‹ folgte, hatte Landen
    gegen ihn ausgesagt. Daraufhin gab man meinem Bruder
    die Schuld an der Katastrophe. Zehn Jahre habe ich deswegen nicht mit Landen gesprochen, und jetzt bin ich mit ihm
    verheiratet. Es ist schon merkwürdig, wie das Schicksal so
    spielt.
THURSDAY NEXT
    – Krimmige Erinnerungen

    »Liebling, ich bin wieder da!« rief ich. In der Küche hörte man
    einaufgeregtes Kratzen, als Pickwick in seiner Eile, mich zu
    begrüßen, mit seinen Krallen über den glatten Fußboden
    scharrte. Ich hatte ihn selbst gezüchtet, als man Klon-Kits noch
    ohne Genehmigung über den Ladentisch kaufen konnte. Er war
    noch die Version 1.2, was das Fehlen von Flügeln erklärte – die
    komplette Sequenz kam erst zwei Jahre später heraus.
    Pickwick machte begeistert plock-plock und nickte zur Begrüßung dazu mit dem Kopf. Dann wühlte er im Papierkorb
    nach einem Geschenk und brachte mir schließlich einen weg-geworfenen Prospekt für Lorna Doone-MerchandisingProdukte. Ich kitzelte ihn unter dem Kinn, und er

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