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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Schüttle es bitte mal!«
    Ich schüttelte das Glas und die Reiskörner vermischten sich
    mit den Linsen. »Ja, und?« sagte ich.
    »Jetzt haben wir eine ganz normale Reis-Linsen-Mischung«,
    sagte Mycroft. »Die Verteilung ist ziemlich durchschnittlich.
    Wenn du das Glas ab und zu schüttelst, wird das auch so bleiben. Aber wenn der Reis und die Linsen sich plötzlich zu trennen beginnen oder irgendwelche geordneten Muster auftau-chen, dann kannst du sicher sein, dass du dich in einer Zone
    verringerter Entropie befindest und alle möglichen Zufälle
    auftreten werden.«
    Polly kam in die Werkstatt und legte ihrem Mann den Arm
    um die Schultern. »Na, ihr zwei, habt ihr Spaß?«
    »Ich zeige Thursday gerade unsere neuesten Erfindungen,
    Liebling«, sagte Mycroft vergnügt.
    »Hast du ihr auch das ErinnerungsLöschGerät vorgeführt,
    Crofty?«
    »Nein, hat er nicht«, sagte ich.
    »Hab ich doch«, sagte Mycroft mit einem spitzbübischen Lächeln. »Du musst mich jetzt allein lassen, Schätzchen. Ich muss
    noch arbeiten. In sechsundfünfzig Minuten gehe ich in Pension.«

    Mein Vater tauchte nicht auf an diesem Abend, sehr zur Enttäuschung meiner Mutter. Fünf vor zehn kam Mycroft wie
    versprochen mit Polly aus seiner Werkstatt, um mit uns zu
    essen.
    Bei einem Abendessen der Familie Next geht es immer sehr
    laut zu, und so war es auch diesmal. Landen saß neben Orville
    und imitierte ziemlich überzeugend einen Mann, der so tut, als
    ob er sich nicht langweilt. Joffy sagte Wilbur, dass er dessen
    neuen Job für überflüssigen Quatsch hielt, und Wilbur revanchierte sich mit dem Hinweis, dass die Globale StandardGottheit der schlimmste Aberglauben sei, den man sich vorstellen könnte.
    »Ach«, sagte Joffy herablassend. »Warte erst mal, bis du die
    Bruderschaft Ungehemmter Großmäuligkeit kennen lernst.«
    Wie immer saßen auch Charlotte und Gloria nebeneinander,
    damit Gloria irgendwelche Nichtigkeiten erzählen und Charlotte ihr zustimmen konnte. Meine Mutter und Polly redeten über
    den Hausfrauenbund, und ich saß neben Mycroft.
    »Was wirst du denn im Ruhestand tun, Onkel?«
    »Ich weiß nicht, mein liebes Kind. Es gibt ein paar Bücher,
    die ich immer mal schreiben wollte.«
    »Über deine Arbeit?«
    »Nein, das wäre zu langweilig. Darf ich dir mal eines meiner
    Konzepte vorstellen?«
    »Na, klar!«
    Er lächelte, sah sich vorsichtig um, senkte die Stimme und
    rückte näher an mich heran. »Also, da ist dieser brillante junge
    Chirurg. Er heißt Dexter Colt und arbeitet an einem chronisch
    unterfinanzierten Kinderkrankenhaus, um amputierten Waisenkindern zu helfen. Die Oberschwester ist die eigenwillige,
    aber wunderschöne Tiffany Lampe, die sich gerade von ihrer
    gescheiterten Affäre mit dem Anästhesisten erholt. Und dann
    …«
    »–verlieben die beiden sich?« sagte ich.
    Mycroft sah bitter enttäuscht aus. »Woher weißt du das?«
    fragte er.
    Hastig versuchte ich, den Schaden wieder gutzumachen.
    »Der Teil mit den amputierten Waisenkindern ist gut«, sagte
    ich. »Wie soll es denn heißen?«
    »Ich dachte Liebe unter Waisenkindern. Was meinst du?«
    Am Ende der Mahlzeit hatte mir Mycroft noch sechs weitere
    brillante Romanideen erzählt. Joffy und Wilbur waren unterdes
    in den Garten gegangen, um sich zu prügeln. Während die
    Fäuste flogen und Nasenbeine knickten, plauderten sie entspannt über die Tugend der Friedfertigkeit und Vergebung.
    Um Mitternacht nahm Mycroft seine Frau in den Arm und
    dankte uns allen für unser Kommen. »Ich habe mein ganzes
    Leben im Dienst der Aufklärung und Wissenschaft zugebracht«,
    erklärte er. »Ich habe Rätsel zu lösen und einheitliche Theorien
    für alles und jedes zu finden versucht. Aber vielleicht hätte ich
    öfter mit Polly ausgehen sollen? In vierundfünfzig Jahren haben
    wir niemals Urlaub gemacht, und das wollen wir jetzt nachholen.«
    Wir gingen alle in den Garten, und die Familie verabschiedete sich von Polly und Mycroft. Vor der Tür der Werkstatt
    blieben sie stehen und drehten sich noch einmal zu uns um.
    »Vielen Dank für die Party«, sagte Mycroft. »Birnensuppe,
    anschließend Birnenbuletten mit Soße und schließlich zum
    Nachtisch die bombe surprise – wieder Birne. Sehr lecker. Ungewöhnlich, aber sehr lecker. Wilbur, pass gut auf MycroTech
    auf, während ich weg bin, und vielen Dank für all die Mahlzeiten, Wednesday. So, das wär's. Jetzt zischen wir ab! Tschüssi!«
    »Viel Spaß! Amüsiert euch gut!« sagte ich.
    »Das werden

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