02_In einem anderen Buch
ließ die Teetassen im Eckschränkchen klirren.
»Du lieber Gott!« rief sie. »Nicht schon wieder Mammuts!«
Und war wie der Blitz aus der Tür.
Es war tatsächlich ein Mammut. In braune Zottelhaare gehüllt und groß wie ein Panzer stand es im Garten und schnupperte misstrauisch an den Glyzinien.
»Verschwinde da!« rief meine Mutter und suchte nach einer
geeigneten Waffe. Die Dodos hatten sich klugerweise hinter das
Glashaus geflüchtet. Das Mammut wühlte inzwischen das
Gemüsebeet mit seinen Stoßzähnen auf. Dann ergriff es die
Karotten, Radieschen und Kohlköpfe behutsam mit seinem
Rüssel, stopfte sie sich ins Maul und kaute nachdenklich. Meine
Mutter erlitt fast einen Herzschlag vor Wut.
»Das ist schon das zweite Mal!« brüllte sie. »Lass ja meine
Hortensien in Ruhe, du … du … Ding du!« Das Mammut
ignorierte sie völlig, leerte den Zierteich mit einem Zug und
zertrampelte versehentlich die Gartenstühle dabei.
»Ich werd dich lehren!« schrie meine Mutter. »Ich lass mir
doch von so einem Retro wie dir nicht den Garten wegfressen!«
Sie verschwand im Schuppen und kehrte eine Sekunde später
mit einem Besen zurück. Aber das Mammut zeigte sich wenig
beeindruckt. Es wog fast fünf Tonnen und hatte offenbar selbst
vor meiner Mutter kaum Angst. Es tat einfach das, was ihm
Spaß machte. Das einzig Gute war, dass nicht die ganze Herde
die Gartenmauer niedergewalzt hatte.
»Hau ab!« schrie meine Mutter und hob den Besen, um dem
Mammut den Hintern damit zu versohlen.
»Hören Sie sofort damit auf!« rief eine energische Stimme.
Wir drehten uns um. Ein Mann in einem Safarianzug war über
die Gartenmauer gesprungen und lief auf uns zu.
»Agent Durrell, SO-13«, erklärte er atemlos und zeigte meiner Mutter eine amtliche Kennkarte. »Wenn Sie das Mammut
hauen, stelle ich Sie unter Arrest.«
Die Wut meiner Mutter hatte ein neues Ziel. »Das Biest frisst
meinen Garten, und ich soll nichts dagegen tun?«
»Ihr Name ist Butterblume«, korrigierte Durrell. »Der Rest
der Herde ist wie geplant westlich an Swindon vorbeigezogen,
aber Butterblume ist ein bisschen verträumt. In einem haben Sie
allerdings Recht: Sie werden tatsächlich nichts unternehmen.
Mammuts sind streng geschützt.«
»Na schön«, sagte meine Mutter. »Und was ist mit meinem
Garten? Wenn Sie Ihrer Aufsichtspflicht nachgekommen wären, wäre das nicht passiert! Was tun Sie eigentlich, um gesetzestreue Bürger vor solchen Biestern zu schützen?«
Der ehemals blühende Garten sah aus, als wäre er bombardiert worden. Butterblume stieg über die Gartenmauer zurück
auf die Straße und scheuerte sich den Rücken an einer Straßenlaterne. Die Lampenfassung löste sich und zertrümmerte die
Windschutzscheibe eines japanischen Autos. Butterblume stieß
einen lauten Trompetenstoß aus, und irgendwo aus der Ferne
kam eine Antwort. Glücklich trottete sie die Straße hinunter.
»Ich muss weiter«, sagte Durrell und gab meiner Mutter eine
Visitenkarte. »Unter dieser Nummer können Sie den Flurschaden anmelden und werden angemessen entschädigt. Vielleicht
lassen Sie sich ja auch unsere kostenlose Broschüre ›Wie mache
ich meinen Garten für Rüsseltiere weniger appetitlich?‹ zuschicken. Schönen Tag noch.«
Er tippte sich an den Tropenhelm, sprang über die Mauer
und stieg zu seinem Partner in einen SO-13-Land Rover. Die
Dodos spürten, dass die schlimmste Gefahr jetzt vorbei war,
steckten ihre Köpfe vorsichtig hinter dem Glashaus hervor und
begannen dann eifrig in der aufgewühlten Erde zu scharren.
»Vielleicht sollte ich mir einen Japanischen Garten zulegen«,
seufzte meine Mutter und stellte den Besen zurück in den
Schuppen.«Diese verdammte Retro-Genetik! Man fragt sich, wo
das alles noch hinführen soll! Ich habe gehört, im New Forest
gibt es sogar schon ein Diatryma!«
»Das ist eine Zeitungssage«, erklärte ich und sah auf die Uhr.
Wenn ich am Abend in Osaka sein wollte, musste ich mich
beeilen.
Ich nahm den Zug zum Internationalen Gravitube-Terminal
Saknussum westlich von London, ging in die Abfahrtshalle und
studierte die Anzeigetafel. Der nächste DeepDrop nach Sydney
ging in einer Stunde. Ich kaufte mir eine Fahrkarte, rannte zum
Check-in und verbrachte die nächsten zehn Minuten damit, die
sinnlose Anti-Terror-Befragung zu absolvieren.
»Ich habe gar keinen Koffer«, sagte ich. Die Stewardess warf
mir einen irritierten Blick zu, und ich fügte hinzu: »Also,
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