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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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nötig!« sagte Acheron Hades und
    grinste. »Wenn du mich hier umbringen willst, Thursday, dann
    brauchst du mich bloß zu vergessen. Aber ich schätze, das
    dürfte dir genauso schwer fallen, wie deinen kleinen Bettschatz
    hier zu vergessen.«
    Ich warf Landen einen Blick zu, und der hob die Hände. »Tut
    mir leid, Liebling, ich hätte dir sagen sollen, dass Hades sich
    hier herumtreibt. Er ist in deinen Erinnerungen äußerst lebendig, aber ganz harmlos.«
    Hades erklärte dem Paar am Nebentisch, es solle sich gefälligst verziehen, wenn ihm sein Leben lieb sei. Dann setzte er
    sich und fing an, den Kümmelkuchen zu essen, den die beiden
    hinterlassen hatten. Der Massenmörder sah noch genauso aus,
    wie ich ihn in Erinnerung hatte. Er grinste höhnisch, denn er
    wusste, dass er relativ sicher war in meinen Träumen; das
    Schlimmste, was ihm passieren konnte, war, dass ich aufwachte.
    Ich schob meine Waffe ins Holster.
    »Guten Tag, Hades«, sagte ich und setzte mich wieder hin.
    »Möchten Sie etwas Tee?«
    »Ach, das wäre zu freundlich von Ihnen.«
    Ich schenkte ihm ein, er nahm vier Stück Zucker, rührte um
    und musterte Landen mit inquisitorischen Blicken. »Sie sind
    also dieser Parke-Laine, was?«
    »Soweit noch vorhanden.«
    »Und Sie und Next lieben sich, ja?«
    »Ja.«
    Ich ergriff zur Bestätigung Landens Hand.
    »Ich war auch mal verliebt«, murmelte Hades mit einem
    traurigen, geistesabwesenden Lächeln. »Ich war ganz vernarrt in
    sie. Wir planten schändliche Verbrechen zusammen, und am
    ersten Jahrestag unserer Begegnung legten wir Feuer in einem
    großen öffentlichen Gebäude. Dann setzten wir uns auf einen
    Hügel in der Nähe und sahen zu, wie die Flammen zum Himmel aufloderten. Das ängstliche Geschrei der unschuldigen
    Bürger war wie Musik in unseren Ohren.« Er seufzte erneut,
    allerdings diesmal noch tiefer. »Am Ende musste ich sie leider
    umbringen. Es gibt nun mal keine glückliche Liebe.«
    »Sie mussten sie umbringen?«
    »Ja«, seufzte er. »Aber ich hab es ganz schmerzlos gemacht,
    und ich hab ihr auch gesagt, dass es mir leid täte.«
    »Das ist ja eine herzerwärmende Geschichte«, murmelte
    Landen. »Sie und ich, wir haben etwas gemeinsam, Mr ParkeLaine.«
    »Das möchte ich aber nicht hoffen.«
    »Wir leben beide in Thursdays Erinnerungen. Sie wird mich
    bis zu ihrem Tode nicht loswerden, und für Sie gilt dasselbe –
    Ironie des Schicksals, nicht wahr. Der Mann, den sie liebt, und
    der Mann, den sie hasst –!«
    »Landen kommt wieder zurück«, sagte ich zuversichtlich,
    »sobald ich Jack Schitt aus dem ›Raben‹ herausgeholt habe.«
    Hades lachte. »Ich glaube, du überschätzt das Ausmaß, in
    dem sich Goliath an seine Versprechen gebunden fühlt. Landen
    ist genauso tot wie ich es bin, vielleicht sogar noch etwas mehr.
    Ich habe wenigstens meine Kindheit überlebt und bin erwachsen geworden.« Er griff nach den Rosinenbrötchen.
    »Wollen wir wetten?« sagte ich und reichte ihm die Marmelade und das Messer dazu. »Mit Goliath werde ich auch fertig,
    genauso wie mit Ihnen.«
    »Wir werden ja sehen«, sagte er nachdenklich. »Wir werden
    sehen.«
    Plötzlich musste ich an den Zwischenfall im Skyrail und den
    Unfall mit dem Hispano-Suiza denken. »Haben Sie mich kürzlich umzubringen versucht, Hades?«
    »Ach, das wäre zu schön!« sagte er lachend und winkte mit
    dem Marmeladenlöffel in unsere Richtung. »Andererseits,
    vielleicht hab ich's ja wirklich getan! Was du hier siehst, sind
    schließlich nur deine Erinnerungen an mich. Ich hoffe sehr,
    dass ich da draußen vielleicht gar nicht so tot bin wie hier,
    sondern sehr ernsthaft darüber nachdenke, wie ich dich umbringen kann …!«
    Landen stand auf. »Komm, Thurs. Lass uns hier weggehen.
    Soll dieser alberne Clown doch unsere Scones futtern. Erinnerst
    du dich noch an unseren ersten Kuss?«
    Der Tea-Room war augenblicklich verschwunden, und an
    seine Stelle trat eine warme Sommernacht auf der Krim. Wir
    waren offenbar in Camp Aardvark und sahen zu, wie Sebastopol beschossen wurde. Wenn man nicht daran dachte, was die
    Granaten anrichteten, war es das schönste Feuerwerk auf dem
    Planeten. Das Donnern des Sperrfeuers klang aus der Entfernung fast wie ein dumpfes Schlaflied. Wir trugen beide unsere
    Kampfanzüge, berührten uns aber nicht – auch wenn wir es
    noch so sehr wollten.
    »Wo sind wir hier?« fragte Landen.
    »Da, wo wir uns das erste Mal geküsst haben«, erwiderte ich.
    »Nein!« sagte Landen. »Ich

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