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02 Jesses Maria: Wechseljahre

02 Jesses Maria: Wechseljahre

Titel: 02 Jesses Maria: Wechseljahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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Wetterbericht aufmerksam zu sein.
    Conny lachte auf: „Eine Seuche ist es schon, aber es ist nicht ansteckend. Es befällt nur Frauen.“
    Dann sagte sie es, nur ein Wort, ein grausames, ein unerbittliches Wort, das mich seither Tag und Nacht begleitet: „Wechseljahre“.

Der Traum der frühen Jahre
    Gestern hab ich Manni getroffen.
    Seit unserer Scheidung hab ich ihm zum ersten Mal vis a vis gegenübergestanden.
    Wie oft hatte ich mir dieses Wiedersehen ausgemalt! Und welche Varianten hatte ich vor meinem geistigen Auge …
    Direkt nach der Scheidung waren diese Varianten ziemlich blutrünstig gewesen, ich hatte zeitweise regelrechte Entmannungsfantasien. Ganz brutale Visionen, zugegeben, ich sag nur: Kurzer Prozess mit langer Schere und dann in Scheiben mit Senf zum Abendessen. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt, sonst scheint morgen nicht die Sonne, so hab ich mir das vorgestellt.
    Tamara sagte damals, meine Reaktion sei ganz normal für eine reife Frau, die wegen einer jüngeren verlassen wurde. Eigentlich war das paradox.
    Manni und ich hatten uns wegen Thema Nummer eins mit den Jahren auseinandergelebt. Er gab mir die Schuld, weil er dauernd wollte und ich keine Lust hatte. Dann hatte er seine neue Tussi kennengelernt und wurde plötzlich verrückt. Die Tussi, zehn Jahre jünger als ich, keine Kinder, die hat ihn wohl anständig versorgt.
    Manni drehte jedenfalls völlig durch. Er ließ sich die Haare wachsen. Vokuhila mit fuffzig. Das hätte eher Vokahischü heissen müssen. (vorne kahl und hintenschütter) Dazu ließ er sich einen grau-blond gescheckten Dreitagebart stehen. Er trug plötzlich karierte Hosen, rote Pullover und weiße Lederjacken.
    Ich hab ihn nie so gesehen, Eva Hansmeier hat‘s mir mal im Lottoladen erzählt. Und dass Manni, wenn er mit seiner Neuen durch die Fußgängerzone stolzierte, immer eine Hand auf ihrem Hintern hatte. Da war ja auch Platz genug. Da hätten auch vier Hände drauf gepasst. Auf eine Backe.
    Ich kenn sie ja vom Sehen, sie hat mal in der Apotheke am Goetheplatz gearbeitet. Eine kleine Dicke mit explodierter Dauerwelle, Hundeblick und Doppel-D.
    Man merkt es vielleicht ein bisschen: Ich kann die nicht ab.
    Jedenfalls ließ Manni in der Öffentlichkeit keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er Sex hatte. Viel Sex.
    Eva Hansmeier, Frau Schweiger aus der Personalabteilung und Tamara haben das glückliche Paar mehrmals getroffen und alle haben gesagt, dass Manni und seine Heike (genauer gesagt Heike-Ulrike Falldorf-Grützediek) sich sehr sexuell animiert aufführten. Und deswegen war ich dann sauer und hatte diese „In-Scheibenmit-Senf-Fantasien“.
    Mit den Jahren hat sich das gelegt. Weil ich irgendwann begriffen hatte, dass es nicht meine Schuld war, wenn ich keine Lust hatte. Denn ich hatte keine Lust auf Manni.
    Wenn ich mir nämlich in meinen kühnsten Träumen vorgestellt habe, ich träfe Ulli Wickert oder HaraldSchmidt oder, wenn ich ganz mutig und unanständig gelaunt war, Tom Jones, dann war ich sehr wohl animiert.
    Also lag das an Manni und nicht an mir. Er hätte sich ja was einfallen lassen können.
    Bei seiner Heike-Ulrike wird er ja auch nie gesagt haben: „Bärchen, wollen wir beide uns das in der langen Werbung bei ‚Wer wird Millionär‘ ein bisschen gemütlich machen?“
    Bei Heike-Ulrike wird er Sonntags zwischen Frühstück und Frühschoppen nicht grinsend Frühsport gefordert haben.
    Der Sonntag-Termin stammte noch aus der Zeit, als die Kinder zum Kindergottesdienst mussten und wir mal eine Stunde für uns hatten. Irgendwann fing Manni dann mit dem Frühschoppen in Rudis Glas-Bier-Geschäft an und dann blieben dafür nur noch zehn Minuten…
    Ich verstehe heute, dass sich im Laufe einer Ehe Rituale bilden, aber damals wusste ich das nicht.
    Wenn Manni Samstagmittags schon sagte: „Bärchen, ziehst du dir heute Abend deine sexy Sachen an?“, wurde ich irgendwie jedesmal aggressiv und hab gefragt: „Vor oder nach ‚Wetten dass‘?“
    Ich habe bis heute nicht verstanden, wieso Manni immer besonders erotisiert war, wenn ich einen durchsichtigen Babydoll und die hochhackigen Brokatschlappen mit dem Puschel drauf anzog. In allen Farben hatte ich diese Sachen.
    Als Manni mich verlassen hatte, kamen die sexy Sachensofort im Rotkreuzsack an die Straße. Und dann passierte das Unglaubliche: Die Säcke wurden abends schon geklaut, noch bevor der Wagen kam, um sie abzuholen.
    Und ein paar Wochen später war ich auf dem Flohmarkt am

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