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02 Jesses Maria: Wechseljahre

02 Jesses Maria: Wechseljahre

Titel: 02 Jesses Maria: Wechseljahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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möglich ist.
    „Wir gehn in die Stube“, sagt Heidi, und ich erinnere ich, das Manni auch immer „Stube“ zum Wohnzimmer sagte, „Uwe macht noch sein Rätsel zu Ende.“
    Rätsel? Ich sehe das Notebook auf dem Küchentisch. Daneben liegt eine Rätselzeitschrift. Uwe sagt:
    „Ja! Kennste nich, oder was? Hält n Geist fit, da bleibste im Hirn bewechlich. Wenn ich was nich weiß, kuck ich auf Rätsellösungen Punkt d e und krich alles raus.“
    Heidi zieht mich am Ärmel ins Wohnzimmer. Sie flüstert: „Der weiß ja nicht allzu viel. Der gibt jede Frage in sein Rätsellösungen Punkt d e ein und dann überträgt er die Antworten in die Zeitschrift und freut sich, wenn er das Lösungswort hat.“
    Als ich lachen muss, sagt sie: „Psst“.
    Sie zeigt auf den Tannenbaum: „Schön?“
    „Schöner Baum, ja!“ sage ich.
    Heidi geht hin und biegt einen Zweig um.
    „Künstlich! Sieht man gar nicht, oder? Ich war es leidmit den teuren Blaufichten, erst die Schlepperei und die Sauerei im Kofferraum und dann das Genadel, die Bäume reihern alle so schrecklich und ich hab wochenlang die Nadeln in den Teppichen.“
    „Schön“, sage ich, obwohl ich das schrecklich finde, „schön geschmückt.“ „Ach, das war da alles schon dran“, sagt Heidi und schnippt mit den Fingern gegen eine Kugel. Plastik. Den Baum klappt sie jedes Jahr am neunten Januar mitsamt Schmuck, Lametta und Lichtern zusammen, steckt ihn in einen alten Bettbezug und dann kommt er „ab in den Keller.“
    Ich sag nix dazu.
    Es gibt Kekse zum Kaffee. „Selbst gebacken“, sagt Heidi. Sie flüstert: „Aber aus dem Kühlregal: Ich nehme Teig-Rollen, da kann man sich Scheiben abschneiden, die muss man ein paar Minuten mit Backpapier auf dem Blech in den Ofen schieben und zack, sind die Kekse fertig. Ich hab keine Lust auf diese Sauerei in der Küche, Teig rühren, Mixer saubermachen, Mehl in allen Ritzen, außerdem sind diese viel billiger als komplett selbst gemachte.“ Ich nicke.
    Heidi zeigt auf den riesigen Fernseher, der in einem beleuchteten Fach der schwarzen Anbauwand steht.
    „Pass mal auf!“
    Sie nimmt die Fernbedienung. Auf der Mattscheibe erscheint ein flackerndes Kaminfeuer.
    „Sieht aus wie echt, oder?“ sagt Heidi.
    „Ja“, sage ich, „riecht aber nicht so.“
    „Stimmt, macht aber nicht so viel Dreck und Arbeit wie ein echter Kamin, für den man immer Holz kaufenund die Asche raus fegen muss, und dieser rußt natürlich nicht.“
    Heidi raucht Kette. Uwe auch. So riecht es hier: Nach Generationen von Kettenrauchern.
    Heidi fragt, ob mir der Kaffee schmeckt.
    Geht, ja, danke, gut.
    Sie erklärt, dass sie jede Tasse einzeln macht, aus Pads, die man in diese Maschine legen muss. „Ich war es leid, immer den Kaffeeprött in den Filtern zu haben, Kaffee kaufen, Filter kaufen, Maschine entkalken, dies ist viel praktischer.“
    Ich frage, wie lange sie jetzt hier wohnen.
    „Seit unserer Hochzeit, also fast dreißig Jahre.“
    Heidi sagt, dass das Haus eigentlich viel zu groß sei, und alt sei es auch, jeden Monat gehe irgendwas kaputt, neulich die Heizung, dann brach im Keller ein Rohr, dann war ein Fensterrahmen verfault. Sie würden bald nur noch für die Reparaturen arbeiten.
    „Warum sucht ihr euch keine Mietwohnung? Zwei Zimmer würden doch für euch beide jetzt reichen, und billiger wäre das auch?“, sage ich. Man braucht doch zu zweit kein ganzes Haus.
    Uwe steht plötzlich vor uns. Ich hätte gar nicht gedacht, dass der uns in der Küche hören kann. Heidi sagt: „Hattest du wieder Dumbo-Ohren?“ Er geht nicht darauf ein.
    Er sagt: „Ich wohn hier schon immer. Meine Eltern ham hier immer gewohnt, un unser Oppa is hier aufgewachsen. Warum soll ich fremde Leute mein Geld fürs Wohnen in ‘n Hintern schieben, wenn ich hier Eigenheimhab un tun un lassen kann, was ich will?“
    Ich hatte vergessen, dass Uwe starken Dialekt spricht.
    Jetzt wird Heidi fuchtig: „Weil mein ganzes Gehalt nur dafür gebraucht wird, um diese alte Hütte instand zu halten!“ Uwe zieht eine Augenbraue hoch und holt tief Luft.
    Ich muss was sagen, die beiden ablenken, ich hab keine Lust, dass die sich jetzt streiten, es ist schließlich Heiligabend.
    „Wo arbeitest du denn jetzt, Heidi?“, frage ich.
    Uwe antwortet für sie: „Sie macht Schreibkram inne Bettenbude. Höken Heini, kennste nich?“
    Ich zucke die Schultern.
    „Wenn de am Zubringer dranne längs fährs, hinter Scheuermanns Klitsche, umme Schule rum un da is die Firma von

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