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02 Jesses Maria: Wechseljahre

02 Jesses Maria: Wechseljahre

Titel: 02 Jesses Maria: Wechseljahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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ich kannte sie ja schon aus der Badeanstalt, und sagte, im Flur gäb‘s was zu essen.
    Weißbrotdreiecke mit Heringssalat, Käse-Igel, Spargelröllchen und harte Eier mit Deckeln aus ausgehöhlten Tomaten mit Mayonnaisetupfen, die sahen wie Fliegenpilze aus. Dann gab‘s noch halbierte Eier mit öligen grellroten Lachsersatz-Schnitzeln oder irgendeiner Creme und Kaviar. Dass es künstlicher Kaviar war, wusste ich nicht, für mich war alles sehr beeindruckend.
    An die Party erinnere ich mich nicht mehr so gut, aber an das Zusammentanzen mit Olli, als „Angie“ aufgelegt wurde, daran erinnere ich mich genau.
    Und daran, dass ich einen Reissverschluss hinten viel besser fand als vorne. Weil ich so rum sicher sein konnte, dass Olli meinen Margeritenschlüpfer nicht sah. Er streichelte mich, soweit er mit seiner Hand kam, ein bisschen hinten in der Hose und unter der Bluse und brachte mich damit sehr ins Schwitzen.
    „Angie“ lief dann den ganzen Abend und ich hab auch nichts mehr getrunken, weil wir die ganze Zeit getanzt und gekuschelt und geknutscht haben.
    Natürlich bekam ich Hausarrest, nachdem Olli‘s Mutter mich um kurz nach elf zu Hause abgesetzt hatte, esnutzte auch nichts, dass sie extra ausstieg, um meiner Mutter zu erklären, dass sie nicht zweimal hatte fahren wollen und dass ich deswegen zu spät kam.
    Aber: Seit diesem Abend gingen Olli und ich miteinander. Wir sahen uns in der Schule, und als der Hausarrest vorbei war, war ich nachmittags oft bei ihm Zuhause.
    Er war noch Jungfrau, ich war schon erfahren. Ich hatte ja im Sommer mal mit Micha … Micha erledigte bei mir das „erste Mal“, und ich war schwer enttäuscht über diese Sache, über die man soviel in der Bravo las und um die alle so einen Bohai machten und die im Endeffekt stinklangweilig war. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Bei Olli war „es“ nach einer Zeit auch unvermeidlich. Ich hatte weiß Gott keine Lust dazu, aber er hatte schon ganz helle Augen. Man muss es mit den Männern machen, ob man will oder nicht, sonst rufen sie nicht wieder an, sagte meine Oma immer.
    Das hat sich bis heute nicht geändert.
    Olli war also ein Hüne, fast zwei Meter groß. Als wir eines Tages auf seiner Umbauliege lagen und ich mal ein bisschen ans Eingemachte ging, stellte ich fest, dass die Proportionen stimmten.
    Das wusste ich aber nicht. Ich merkte nur, dass er, wie soll ich das sagen, dass er bei mir nicht passte. Also nicht ganz rein ... Er war wirklich groß.
    Jetzt fand ich diese Sache mit dem Sex nicht nur grundsätzlich lästig, sondern es tat auch weh. Und ich war sehr besorgt, dass ich es immer wieder würdetun müssen, es mir aber nie Spaß machen würde. Bei Micha, meinem Ersten, hatte ich nachher gedacht, okay, das erste Mal, da soll das nie so toll sein für das Mädchen, aber als es beim zweiten Jungen auch total doof war, ging ich zu Dr. Buschjost.
    Der saß vor seinem leeren schwarzen Schreibtisch und sah mir nicht in die Augen. Ich wusste nicht richtig, wie ich ihm mein Problem erklären sollte. Ich druckste rum und sagte dann: „Ja, verstehen Sie das denn nicht? Ich bin falsch gebaut. Ich bin innen zu kurz, mein Freund passt da nicht rein!“
    Dr. Buschjost warf seinen Kuli, mit dem er immer rumspielte, auf den Schreibtisch und bekam einen Lachkrampf. Das war mir vielleicht peinlich.
    Ich weiß gar nicht mehr, wie lange ich noch mit Olli ging und warum irgendwann Schluss war. Wir hatten uns dann ewig nicht gesehen, weil er weggezogen war.
    Und dann traf ich ihn auf dem Weihnachtsmarkt an der Glühweinbude und wir freuten uns über das Wiedersehen und tranken ein paar Punsch zusammen und redeten über alte Zeiten. Bei der Gelegenheit erzählte ich Olli von meinem pikanten Problem und meinem Besuch bei Dr. Buschjost. Wir haben stundenlang darüber gelacht und konnten gar nicht aufhören zu reden.
    Ein Jahr später war Olli tot. Ich erfuhr es durch Zufall. Er hatte sich schlafen gelegt und war einfach nicht wieder aufgewacht. Mit fünfundvierzig. Meine Oma hat immer gesagt, dass kein Mensch tot ist, solange es jemanden gibt, der sich an ihn erinnert und von ihm spricht. Deswegen habe ich Ihnen das hier erzählt.

Hitzewellen
    Wann es anfing, weiß ich noch sehr genau.
    Eines Tages war ich im Drogeriemarkt und probierte Lippenstifte auf meinem Handrücken aus. Das war die Phase, in der ich dachte, ich könne Pink tragen. Später erkannte ich, dass man sich nicht um jeden Preis an die Vorgaben in der Brigitte halten soll. An

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