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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ein starker Raucher war.
    »Wir brauchen konkrete Beweise, Tommy«, sagte St. James. »Du weißt so gut wie ich, daß das alles reinste Mutmaßung ist. Selbst Davies-Jones' Abdrücke auf dem Schlüssel lassen sich durch Helens Aussage erklären.«
    »Das ist mir klar«, antwortete Lynley. »Aber wir bekommen ja noch den gerichtsmedizinischen Befund aus Strathclyde.«
    »Frühestens in einigen Tagen.«
    Lynley sprach weiter, als hätte St. James nichts gesagt.
    »Für mich gibt es keinen Zweifel, daß sich da etwas Konkretes zeigen wird. Ein Haar, eine Faser. Wir wissen doch, daß es praktisch unmöglich ist, das perfekte Verbrechen zu begehen.«
    »Trotzdem - wenn Davies-Jones früher am Abend in Joy Sinclairs Zimmer war - und Gowans Aussage zufolge war er das -, was hast du dann durch die Anwesenheit eines seiner Haare oder einer Faser von seinem Jackett in ihrem Zimmer gewonnen? Im übrigen ist der Tatort durch die Entfernung der Leiche sowieso für die Indiziensicherung wertlos. Wenn du mich fragst, kommen wir immer wieder auf das Motiv zurück. Das Beweismaterial reicht einfach nicht.«
    »Darum fahre ich ja morgen nach Hampstead. Ich habe das Gefühl, daß da alles wartet, was uns noch fehlt - in Joy Sinclairs Wohnung.«
    Barbara glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen, als sie ihn das sagen hörte. Undenkbar, daß sie so bald schon wieder abreisen sollten. »Und Gowans Aussage, Sir? Haben Sie vergessen, was er uns zu sagen versuchte? Er sagte, er hätte irgend jemanden nicht gesehen. Und der einzige, von dem er mir vorher gesagt hatte, er hätte ihn gestern nacht gesehen, war Rhys Davies-Jones. Glauben Sie nicht, daß er mit seinen letzten Worten seine Aussage revidieren wollte?«
    »Er hat den Satz nicht zu Ende gesprochen, Havers«, entgegnete Lynley. »Er sagte nur drei Worte, ›habe nicht gesehen‹. Wen hat er nicht gesehen? Oder was hat er nicht gesehen? Davies-Jones? Den Cognac, den er angeblich trug? Er glaubte, etwas in seinen Händen zu sehen, weil er aus der Bibliothek kam. Er glaubte, eine Flasche zu sehen. Oder ein Buch. Aber was, wenn er sich das alles nur einbildete? Was, wenn ihm später klar wurde, daß er etwas ganz anderes gesehen hatte, eine Mordwaffe zum Beispiel?«
    »Oder was, wenn er Davies-Jones überhaupt nicht gesehen hat und uns das sagen wollte? Was, wenn er nur jemanden sah, der sich den Anschein gegeben hatte, Davies-Jones zu sein - indem er vielleicht seinen Mantel angezogen hatte? Es kann jeder beliebige gewesen sein.«
    Lynley stand abrupt auf. »Wieso wollen Sie unbedingt nachweisen, daß der Mann unschuldig ist?«
    Sein scharfer Ton verriet Barbara, in welche Richtung seine Gedanken gingen. »Warum wollen Sie unbedingt nachweisen, daß er schuldig ist?«
    Lynley sammelte Joys Habseligkeiten wieder ein. »Ich suche das Motiv, Havers. Das ist meine Aufgabe. Und ich glaube, das Motiv liegt in Hampstead. Seien Sie um halb neun fertig.«
    Er steuerte auf die Tür zu. Mit einem Blick flehte Barbara St. James um Hilfe an, da sie sich nicht weiter vorwagen konnte.
    »Hältst du es für richtig, schon morgen nach London zurückzukehren?« fragte St. James langsam. »Bei der Leichenschau -«
    Lynley hatte die Tür schon geöffnet, als er sich noch einmal umdrehte. Die Schauen aus der Halle verdunkelten sein Gesicht. »Hier in Schottland können Havers und ich nicht als sachverständige Zeugen vernommen werden. Macaskin wird das erledigen. Und was die anderen angeht, so lassen wir uns ihre Adressen geben. Sie werden gewiß nicht außer Landes gehen, wenn ihre ganze Existenz vom Londoner Theater abhängt.«
    Damit war er verschwunden. Barbara war entsetzt. »Das kann ihn den Kopf kosten. Können Sie ihn nicht aufhalten?«
    »Ich kann nur versuchen, vernünftig mit ihm zu sprechen, Barbara. Aber Tommy ist kein Narr. Er hat einen scharfen Instinkt. Wenn er das Gefühl hat, auf einer Spur zu sein, können wir nur abwarten, was er entdeckt.«
    St. James' Versicherungen konnten Barbara nicht beruhigen. »Kann Webberly ihn dafür rausschmeißen?«
    »Das wird wohl davon abhängen, wie die Ergebnisse sind.«
    Die vorsichtige Antwort sagte ihr alles. »Sie glauben auch, daß er sich täuscht, nicht wahr? Sie glauben auch, daß es Lord Stinhurst war. Herrgott noch mal, was ist nur mit ihm los, Simon?«
    St. James nahm die Whiskyflasche. »Helen«, sagte er kurz.
    Mit dem Schlüssel in der Hand zögerte Lynley vor Helens Zimmertür. Es war halb drei. Sie schlief gewiß schon. Sein Eindringen würde

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