02 - komplett
ernst an und wunderte sich, wieso sie noch nicht daheim war.“
„Dann kam ich aus dem Salon“, warf Miss Prudhome ein. „Und lud ihn ein, eine Tasse Tee zu trinken. Er war einverstanden. Also klingelte ich nach Susan ...“
„Ihr wart alle im Salon zu dem Zeitpunkt?“
„Ja.“ Jethro nickte.
„Lange genug“, bemerkte Hester, „damit jemand anders durch den Geheimgang hereinkommen und die Rosen liegen lassen konnte.“
„Das erklärt auch, warum er das Buch zu Ihnen brachte“, fügte Guy hinzu. „Der einzige Grund, das Buch nicht zu mir in das Old Manor zu bringen, war der, die Bewohner des Moon House abzulenken.“
Hester lächelte. „Er scheint allmählich zu verzweifeln. Ich glaube, Sie werden Ihren Mann aus der Küche zurückziehen müssen, damit das Gespenst freie Bahn hat, Mylord.“
Er war eher geneigt, eine ganze Armee in Hesters Haus unterzubringen, doch er musste aufhören, mit seinem Herzen zu denken statt mit seinem Verstand. Sie hatte recht – eine Falle war der einzige Weg, um endlich auf den Grund der Dinge zu kommen. Doch er musste es erreichen, ohne sie in Gefahr zu bringen. Ein Plan begann sich zu formen.
Guy betrachtete Hester, während sie sich nach Jethros Gesundheit erkundigte. Jeder andere hätte wohl nichts bemerkt, aber Guy fielen die leichten Schatten unter ihren Augen auf.
Seit der Nacht, in der sie gemeinsam auf das Erscheinen des Eindringlings gewartet hatten, rang Guy ständig mit seinen Gefühlen für sie. Zuallererst natürlich mit seinem Verlangen nach ihr, aber auch mit Zuneigung, Bewunderung und mitunter reiner Erbitterung. Doch nun kam noch dieses neue, aufreibende Gefühl hinzu – die Tatsache, dass er sich ihrer so bewusst war und dessen, was in ihr vorging. Er konnte sich nicht länger etwas vormachen – er liebte sie.
Fühlte Hester dasselbe für ihn? Sie hatte ihm jedenfalls freimütig zu verstehen gegeben, wie undenkbar eine carte blanche für sie war. Schließlich war sie eine wohlerzogene junge Dame mit zweifellos festen moralischen Grundsätzen.
Er hatte noch nie einen Heiratsantrag machen wollen, doch jetzt zog er es sehr ernsthaft in Erwägung, während er mit einer Tasse Tee in der Hand am schlichten Küchentisch der Liebe seines Lebens gegenübersaß.
Nachdenklich trank Hester einen Schluck Tee, bevor sie sagte: „Ich denke, wir haben das Augenmerk zu sehr auf unsere Verteidigung gerichtet. Sollte etwas Wertvolles im Haus versteckt sein, können wir es genauso gut finden wie die Nugents. Wo mag es sich befinden, was meinen Sie, Mylord?“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung, Miss Lattimer.“
„Oh nein, Mylord, das können Sie mir nicht weismachen.“ Sie setzte heftig ihre Tasse ab. „Sie wissen etwas über dieses Haus, das Sie mir nicht sagen. Warum würden Sie es sonst unbedingt kaufen wollen?“
Vier Augenpaare blickten ihn abwartend an, und Guy war froh über seine Erfahrung im Kartenspiel, die ihm beigebracht hatte, keine Miene zu verziehen, wenn es darauf ankam. „Ich weiß, wer hier wohnte, als das Haus gebaut wurde, mehr nicht.
Eventuelle Schätze oder Verstecke sind mir genauso unbekannt wie Ihnen. Und bevor Sie mich fragen, nein, ich kann Ihnen nicht verraten, wer dieser Bewohner war.“ Je eher er mit Georgiana sprechen und ihre Zustimmung einholen konnte, desto glücklicher würde er sich fühlen.
„Dann suchen wir eben“, verkündete Hester entschlossen. „Wir beginnen am Montag, und zwar vom Dachboden bis in die Spülküche.“
„Ich helfe, wenn ich darf“, bot Guy an, „doch morgen muss ich nach London reisen, um meine Schwester Lady Broome abzuholen und hierher zu begleiten, da sie entschlossen ist, mich zu besuchen.“
Er erhob sich, und Hester folgte ihm in die Halle.
„Ich schicke Ihnen gleich meinen Diener herüber.“ Bevor sie protestieren konnte, fuhr er fort: „Was haben Sie für das Weihnachtsfest geplant? Wollen Sie Verwandte besuchen?“
„Ich habe keine“, antwortete sie schlicht. „Wir bleiben hier und feiern bescheiden und allein, nehme ich an.“
„Meiner Meinung nach sollten Sie eine Weihnachtsfeier geben, sagen wir am 22. des Monats. Sie wissen schon, Weihnachtslieder und Rumpunsch, ein vertraulicher Abend am Kamin mit all Ihren neuen Freunden und Nachbarn – selbstverständlich einschließlich der Nugents. Ich denke außerdem, dass man sich auch Geschichten erzählen sollte. Meinen Sie nicht auch?“
„Gespenstergeschichten?“, fragte Hester, und er nickte. „Haben Sie
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