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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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war nahe daran, die Grenzen dessen, was sie ihm erlaubte, zu überschreiten.
    „Oh, verzeihen Sie. Hier.“ Er reichte ihr ein Handtuch, das an einem Haken hing, und machte lieber keinen Versuch, Hester selbst abzutrocknen. Plötzlich wagte er es nicht, sie zu berühren.
    Hester beschäftigte sich eingehend damit, sich abzutrocknen, um Guy nicht ansehen zu müssen. Wenn er wüsste, welche Gefühle er in ihr weckte, während er ganz unschuldig einen Fleck von ihrer Nase entfernte, würde er sie für verrückt halten.
    Um sich von ihrer lasterhaften Fantasie abzulenken, in der sie von Guy leidenschaftlich in die Arme genommen wurde, brachte sie das Gespräch hastig auf etwas anderes.
    „Sie haben mir noch nicht gesagt, wie Sie es schaffen wollen, sich den Kasten mit den Papieren auf Winterbourne Hall anzusehen.“
    „Nun, die Nugents besitzen schließlich nicht das Monopol auf das ungesetzliche Betreten fremder Häuser.“
    Das sagte er mit einer Gelassenheit, bei der Hester das Blut zu Kopf stieg. „Sind Sie noch bei Sinnen? Sie wollen einbrechen? Niemand würde es Sir Lewis übel nehmen, sollte er den Einbrecher einfach mit einer Flinte niederschießen. Und selbst wenn er Sie nicht erschießt. Was ist die Strafe für Einbruch? Der Galgen? Noch nie habe ich eine so dumme, schlecht durchdachte ... typisch männliche Idee gehört.“
    Guy hob beschwichtigend die Hände. „Sie ist nicht schlecht durchdacht. Und männlich mag sie ja sein, aber ich bin ja auch ein Mann.“
    „Das habe ich bemerkt“, fuhr Hester ihn an.
    „Das freut mich“, erwiderte er lässig.
    Offenbar hat er es darauf angelegt, von mir mit der Bratpfanne geschlagen zu werden, dachte sie erbost.
    „Ich werde heute um zehn wieder einen Diener herüberschicken. Wir wollen schließlich noch nicht verraten, dass wir die Geheimtür gefunden haben. Heute ist die Nacht der sechs Rosen, oder? Dann werden die Nugents genügend damit beschäftigt sein, sie irgendwie ins Haus zu bekommen. Gefällt Ihnen denn die Vorstellung nicht, es ihnen mit gleicher Münze heimzuzahlen, meine Liebe?“
    Hester war zu verstimmt, um auf das Kosewort einzugehen. Und ihr war kalt, wie sie plötzlich feststellte. „Es ist ja eisig hier. Die Vordertür muss wieder offen stehen.
    Susan!“

    Die Tür stand tatsächlich offen. Hester schloss sie. „Wo sind denn alle? Sie müssen hinausgegangen sein und vergessen haben, die Tür zu schließen.“
    „Ich höre Stimmen im Salon.“ Guy legte die Hand auf die Klinke. „Gute Nacht, meine Liebe.“ Und damit verschwand er und überließ Hester ihren widerstreitenden Gefühlen.
    Tief in Gedanken versunken, ging sie in den Salon, wo die anderen drei Mitglieder ihres Haushalts sich mit allerlei unnötigen Arbeiten beschäftigten. Hester betrachtete sie misstrauisch, wusste aber, was hier vorging, als Susan leichthin fragte: „Ist Seine Lordschaft schon gegangen?“ Sie hatten sie absichtlich mit Guy allein gelassen.
    „Ja“, antwortete sie schroff. „Und wo wart ihr alle plötzlich, wenn ich fragen darf?
    Maria, Sie sind angeblich meine Anstandsdame. Wollten Sie heute zur Abwechslung einmal die Ehestifterin spielen?“
    Bevor die arme Maria etwas sagen konnte, kam Susan ihr zu Hilfe. „Und warum nicht? Er ist ein sehr netter Mann, und er hat viel für Sie übrig, Miss Hester.“
    „Weißt du denn nicht, dass an eine Heirat mit einem Gentleman nicht zu denken ist?“
    „Was meinen Sie denn nur, Hester?“ Maria sah sie verstört an. „Ein Earl ist sicherlich eine unverhoffte Partie, aber doch nicht ausgeschlossen für eine vornehme Dame wie Sie, die Tochter eines hoch angesehenen Offiziers.“
    Hester ließ sich in einen Sessel sinken. Ihre Beine schienen plötzlich zu müde zu sein, um sie zu halten. „Die Zeit ist gekommen, Ihnen die Wahrheit zu sagen, Maria. Und ich mache mir Vorwürfe, dass ich nicht von Anfang an ehrlich zu Ihnen gewesen bin.“
    Beunruhigt setzte Maria sich in den Sessel neben ihrem, die Hände ängstlich ineinander verschränkt.
    „Als mein Vater starb, kehrte ich zurück nach England“, begann Hester. „Er hatte mir nicht sehr viel hinterlassen, und da es keine Verwandten gab, schickte er mich zu Colonel Sir John Norton, einem seiner alten Freunde in London. Ich ging zu ihm in der Hoffnung, er könne mir eine Stellung als Gesellschafterin vermitteln. John besaß nicht viele Verwandte, und diese hatten ihn jahrelang vernachlässigt. Da er keinen direkten Erben hatte, fürchteten sie nicht, er

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