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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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ich. Und Spinnweben im Haar. Tatsächlich sehen Sie sogar schmuddeliger aus als das erste Mal, als ich Sie sah.“
    Ihm entging nicht, dass Hester errötete, am Ende siegte aber der Humor über ihre Empörung. „Sie Schuft! Mich daran zu erinnern, ist äußerst unfein.“
    „Ich fand, Sie gaben ein entzückendes Stubenmädchen ab“, sagte er amüsiert und fragte sich, wann ihr auffallen würde, dass er immer noch ihre Hand hielt.
    Dabei sehnte er sich nach sehr viel mehr als nur danach, ihre Hand zu halten. Der Gedanke, sie wieder zu küssen, ließ ihn nicht mehr zur Ruhe kommen. Bei dem Kuss draußen im Freien hatte er einen Moment lang gehofft, sie erwidere seine Gefühle.
    Doch dann hatte sie mit unbegreiflicher Heftigkeit den Gedanken an eine carte blanche zurückgewiesen. Natürlich würde jede Dame darüber empört sein, doch dass Hester überhaupt geglaubt hatte, er wollte ihr anbieten, seine Mätresse zu werden, schien ihm sehr bedeutungsvoll zu sein. Hatte jemand versucht, sich ihr aufzuzwingen, als sie nach dem Tod ihres Vaters allein gewesen war?
    Welches Geheimnis sie auch hüten mochte, er beabsichtigte nicht, es aus ihr herauszulocken. Er war ein geduldiger Mann und stellte sich, bildlich gesprochen, auf ein langes Kartenspiel ein. Zum ersten Mal in seinem Leben allerdings war er besorgt um dessen Ausgang.
    Hester errötete und entzog ihm ihre Hand. „Sicher halte ich Sie auf. Gewiss wollen Sie zu Ihrer Schwester. Verzeihen Sie. Ich hätte fragen sollen, ob sie eine angenehme Reise gehabt hat.“
    „Ja, sehr angenehm, danke. Während eben dieser Reise eröffnete sie mir plötzlich, dass ihr Gatte nach Norden gefahren ist, um einen sehr kranken Großonkel zu besuchen, und sie auf den Gedanken gekommen ist, bei mir Weihnachten zu feiern.
    So wie ich Georgy kenne, wird sie von mir verlangen, dieses scheußliche Haus mit Tannenzweigen zu dekorieren, Pastetchen und Punsch an jeden Vagabunden zu verteilen, der sich einfallen lässt, meine Ohren mit seinem unmusikalischen Weihnachtsgeplärr zu belästigen, Einladungen zu einem Fest an die hiesige Gesellschaft auszusprechen und mich gemeinhin so zu verhalten, dass es viel besser für mich wäre, mich in einem meiner Klubs in London zu verstecken, bis die Gefahr gebannt ist.“
    Er freute sich über ihr belustigtes Lachen. „Ach, armer Guy! Und dabei sind Sie doch so ein mürrischer Einsiedler. Ein Fest ginge sehr gegen Ihre Natur. Erklärt Lady Broome das alles gerade Ihrem Butler?“
    „Nein, glücklicherweise wollte sie zunächst ihre liebe Freundin Lady Redbourne besuchen, die in Watford lebt. Also wird sie sich einige Tage erst einmal erschöpfend ihrer Lieblingsbeschäftigung – dem Klatsch – hingeben, bevor sie zu mir kommt.“
    Hester bedachte ihn mit einem recht tadelnden Blick, und so fügte er hinzu: „Ich liebe meine Schwester innig, und aus einer Entfernung von zwanzig Meilen verstehen wir uns auch ausgezeichnet. Eine Woche mit ihr wird entzückend sein, nehme ich einmal an – jeder weitere Tag ist jedoch ein Risiko für eine angenehme Weihnachtsstimmung.“ Er lächelte. „Sie werden ihr gefallen. Das heißt, wenn Sie sich dazu überwinden könnten, nicht ständig wie ein Schornsteinfeger auszusehen. Hier, stellen Sie sich mal ins Licht.“
    Der Schmutzfleck auf ihrer Nase war unwiderstehlich. Guy reichte ihr eine Ecke seines Taschentuchs, und Hester befeuchtete sie gehorsam. Der Anblick ihrer rosigen Zunge zwischen den roten Lippen war so sinnlich, dass Guy fast das Tuch fallen gelassen hätte. Stattdessen wischte er ihr damit die Nase sauber. „So. Und jetzt Ihre Stirn.“
    Hester stand regungslos vor ihm und sah ihn so ernst an mit ihren großen braunen Augen. Guy spürte, wie sein Herz schneller schlug. Seine Hände zitterten. Lag es an der Anstrengung, mit der er sich zurückhielt, um sie nicht in die Arme zu reißen, oder an dem ernsten Ausdruck in ihren Augen?
    Ein weiterer Blick auf ihre niedliche Zunge würde zu viel für ihn sein. Guy tauchte sein Taschentuch in eine mit Wasser gefüllte Schüssel, die im Spülbecken stand, und rieb Hester einen Fleck von der Wange. Mitten in der Bewegung hielt er inne. „Die goldenen Sprenkel sind wieder da. Sind Sie nun verärgert oder glücklich?“
    Sie hielt sichtlich den Atem an und antwortete dann etwas scharf: „Mir ist kalt, Mylord. Weil mir Wasser die Wange hinunterläuft.“ Das Grübchen in ihrem Mundwinkel zeigte ihm, dass sie ihren Ärger nur vortäuschte, doch er wusste, er

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