02 - komplett
Stimme klang eisig. „Du hast aber kein Recht dazu, dir um mich Sorgen zu machen.“ Sie sah an sich herab, errötete heftig, als ihr bewusst wurde, dass sie im Nachthemd vor ihm stand, und wandte sich hastig um.
„Hester, ich bat dich, meine Frau zu werden.“
„Ja.“ Sie schlüpfte in ihren Morgenmantel und zog den Gürtel kräftig zu, bevor sie sich wieder zu Guy umdrehte. „Doch nun, da du erkannt hast, dass ich eine ausgehaltene Frau bin, ist das ja kein Thema mehr.“
„Ich will keine ausgehaltene Frau“, entgegnete er hitzig. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, wusste er, dass es ein Fehler war. Eigentlich hatte er etwas anderes sagen wollen.
„Genau.“ Hester konnte kaum sprechen vor Wut. „Das hast du neulich nur allzu deutlich gemacht. Es ist nicht nötig, es zu wiederholen.“
Ein Klopfen an ihrem Fenster ließ sie zusammenzucken, und Guy fluchte leise über die Unterbrechung. Im langsam heller werdenden Morgenlicht schaute Jethro durch das Fenster und schlug wieder heftig dagegen.
Mit einem erschrockenen Ausruf lief Hester an Guy vorbei und schob den unteren Fensterrahmen hoch. „Es ist alles in Ordnung, Jethro. Du kannst wieder hinunterklettern. Oh, sei bitte vorsichtig!“
Jethro schrie erstickt auf, und dann hörte man die Leiter unten aufschlagen. Hastig klammerte er sich an das Fenstersims, während Hester ihn an seinem Jackett hereinzerrte. Mit einem finsteren Blick auf Guy stolzierte der Junge zur Tür, schloss auf und öffnete sie. Miss Prudhome stand auf der Schwelle, den Schürhaken in der Hand, Susan an ihrer Seite.
„Sie Unhold!“, rief sie dramatisch, wenn auch die Lockenwickler und der rote Flanellmorgenmantel die theatralische Wirkung ein wenig verdarben.
Guy unternahm den verzweifelten Versuch, seinen Sinn für Humor wiederzufinden.
„Aber, aber, Miss Prudhome, das haben wir doch schon einmal durchgemacht, nicht wahr?“ Sie senkte den Schürhaken. „Und wir haben ebenfalls festgestellt, dass ich kein Unhold bin, der Miss Lattimer zu schänden versucht.“ Er wartete und wurde mit einem widerwilligen Nicken belohnt.
„Gut. Dann gebe ich gern zu, etwas zu früh am Morgen erschienen zu sein und mich nicht in Miss Lattimers Schlafgemach aufhalten zu dürfen. Aber ich war sehr besorgt um sie. Trotzdem ziehe ich mich freiwillig zurück und warte unten, bis Miss Lattimer ihre gute Stimmung wiedergefunden hat und wir unser Gespräch in angemessener Umgebung fortsetzen können.“
Hesters Stimmung hatte sich jedoch nicht wesentlich verbessert, als sie kurze Zeit später die Küche betrat. Jethro deckte mit finsterer Miene den Frühstückstisch, während Maria sich am Herd zu schaffen machte.
„Kann ich Ihnen bei irgendetwas helfen, Maria?“, fragte sie und ignorierte Guy.
Allerdings ließ er sich nicht ignorieren. „Ich habe sehr viele Dinge für die Feier in die Wege zu leiten, die von deiner Zustimmung abhängen“, bemerkte er entschlossen,
„also wäre ich dir dankbar, wenn wir so bald wie möglich unseren Kriegsrat abhalten könnten.“
Hester setzte sich mit all der Gemütsruhe, die sie aufbringen konnte. „Mir hinwiederum wäre es lieb, könnten Sie davon Abstand nehmen, mich so vertraulich zu duzen, Mylord“, sagte sie kühl. „Sie nehmen also an, es werde eine Feier geben.“
Er ließ sich nicht anmerken, ob die eisige Kälte, mit der sie ihn behandelte, ihn störte oder nicht. Stattdessen kam er ihrer Bitte nach. „Sie wollen also keine mehr veranstalten? Es wäre aber der sicherste Weg, um mit den Nugents fertig zu werden.“
„Ich mag ja eine Feier geben wollen, wenn meine Nachbarn sich allerdings nicht blicken lassen, besteht nicht wirklich ein Grund dazu, nicht wahr?“
Sie brauchte ihm nicht zu erklären, was sie damit sagen wollte. „Georgiana hat mit niemandem über Ihr früheres Leben gesprochen.“
Die Erleichterung war so groß, dass es Hester einen Moment schwindlig wurde. Aber sie ließ sich ihre innere Erregung nicht anmerken, sondern hob nur eine Augenbraue.
„Ich nehme an, sie wird nicht an der Feier teilnehmen?“
„Meine Schwester wird nicht unter Ihren Gästen sein, so viel ist sicher, und obwohl sie Mrs. Redland und Mrs. Bunting kennengelernt hat, wird sie in den nächsten Tagen nicht viel ausgehen. Wahrscheinlich besucht sie morgen auch nicht die Kirche, was meiner Erklärung am Montag Glauben verleihen wird, sie habe sich eine schwere Erkältung zugezogen.“
„Ich verstehe.“ Zweifellos weigert sie sich, mein
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