02 - komplett
allgemein davon aus, dass die Affäre noch vor der Hochzeit ihr Ende finden würde – zumindest so lange, bis Loretta ihre eheliche Pflicht erfüllt und ihrem Gemahl den rechtmäßigen Sohn und Erben geschenkt hätte.
„Warte nur – wenn ich es wahr mache, bleibt dir noch das Lachen im Halse stecken!“
Loretta wusste, dass ihr einziges Ass übertrumpft worden war. „Ich glaube kaum, dass du eine andere Frau findest, die dir genauso viel Lust bereitet wie ich.“
Insgeheim musste Clayton ihr recht geben, und diese Einsicht ließ ihn zögern. Loretta Vane hatte ihm Stunden ungehemmter Leidenschaft geschenkt, und der Anblick ihres sinnlichen nackten Körpers weckte sein Begehren erneut. Ob sie ihre Beteuerung ernst meinte, dass sie Pomfrey nach der Hochzeit treu sein wollte? In ihren Kreisen galt es durchaus als üblich, dass Eheleute diskret dem eigenen Vergnügen nachgingen, sobald die Erbfolge gesichert war.
Clayton warf Loretta ein Lächeln zu und kehrte zum Bett zurück.
„Woher weißt du, dass du mir Lust bereitest?“, murmelte er, während er mit den Lippen ihren Hals liebkoste.
„Das spürt man“, erwiderte sie. Ein Glitzern erschien in ihren Augen. „Soll ich dich zwingen, es auszusprechen?“
„Glaubst du, das liegt in deiner Macht?“
„Ich glaube es nicht nur, ich weiß es.“ Zärtlich biss sie in sein Ohrläppchen.
„Nun ja ... dann wäre es wohl unhöflich, die Herausforderung auszuschlagen.“ Sein Kuss wurde härter, fordernder, während sie die Hände zu den Knöpfen seiner Pantalons gleiten ließ ...
Es war bereits sechs Uhr morgens, als Clayton zum zweiten Mal den Rock zuknöpfte und sich zum Gehen wandte. Auf einen leisen Ruf vom Bett her drehte er sich lächelnd zu Loretta um.
„Ich weiß, dass ich dir Lust bereitet habe“, sagte sie, und Clayton fühlte sich an eine schnurrende Katze erinnert. „Versuch gar nicht erst, es zu leugnen.“
„Das stimmt. Du bist eine begabte Liebhaberin.“
„Ich wäre eine noch bessere Ehefrau. Das meinte ich ernst, Clayton.“
Er lächelte nur. „Ich meine Antwort auch.“ Damit ging er und schloss die Tür hinter sich.
Auf der Straße begrüßte ihn kühler Nebel. Clayton schlug den Weg zum Berkeley Square ein, denn das größte Haus an diesem eleganten baumbestandenen Platz gehörte ihm.
Da das Apartment, das John Vane seiner jungen Witwe hinterlassen hatte, mitten im besten Viertel der Stadt lag, brauchte Clayton für den Heimweg nicht lange.
Zu seiner Überraschung kam sein Butler Hughes in der Eingangshalle auf ihn zugeschritten, als hätte er die Ankunft seines Dienstherrn erwartet. Obwohl man Hughes die fortgeschrittenen Jahre ansah, hielt er sich aufrecht und schritt zackig aus wie bei einer Militärparade – ein Überbleibsel aus seiner Zeit als Soldat der königlichen Armee.
„Eine dringende Nachricht wurde soeben für Sie abgegeben, Sir Clayton“, erklärte der Butler und reichte ihm das Schreiben auf einem Silbertablett. Sofern er es merkwürdig fand, dass sein Dienstherr erst bei Tagesanbruch nach Hause kam, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken.
„Danke. Bitte lassen Sie Wasser für ein Bad heiß machen. Außerdem hätte ich gerne Kaffee und Toast“, erklärte Clayton, während er den Brief entgegennahm.
„Sehr wohl, Sir“, erwiderte Hughes und verschwand.
Kaum hatte Clayton die Handschrift auf dem Schreiben gesehen, da lächelte er. Was ihm Gavin Stone, Viscount Tremayne wohl mitzuteilen hatte? Vermutlich befand sich sein guter Freund bereits auf dem Weg von seinem Herrensitz in Surrey nach Mayfair. Clayton ging in sein Arbeitszimmer, ließ sich in den Schreibtischsessel sinken und las die überaus willkommene Nachricht, dass Gavin Stone bereits heute in London eintreffen würde.
2. KAPITEL
„Wie bitte? Du hast ihn nicht mitgebracht? Dabei wollte ich ihn so gerne auf den Arm nehmen und drücken!“
„Drück stattdessen mich!“, forderte die Viscountess Tremayne ihre Freundin Ruth lächelnd auf und umarmte sie. „Ich habe dich vermisst.“
„Und ich dich“, antwortete Ruth schlicht und erwiderte die Umarmung. „Außerdem brenne ich darauf, alle Neuigkeiten aus Surrey zu erfahren. Aber wo hast du denn deinen niedlichen kleinen Sohn gelassen?“
„Nachdem er neulich ein bisschen verschnupft war, wollte ich ihn bei dem kalten Winterwetter nicht mitnehmen. Ich habe ihn in der Obhut seines Kindermädchens drüben auf Willowdene Manor gelassen. Außerdem bekommt er Zähne, und dann ist er immer
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