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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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„Das stimmt. Aber wir lieben sie trotzdem ...“
    Ruths Schweigen war ihr Antwort genug. Trotzdem bohrte Sarah nach: „Du liebst ihn doch, nicht wahr?“
    „Mag sein, aber ich hasse ihn für das, was er heute tut. Was ist, wenn er tot ist ...
    oder schwer verletzt? Was soll ich dann tun?“ Nun schluchzte sie.
    Das Geräusch von Kutschenrädern auf dem Pflaster vor dem Haus enthob Sarah einer Antwort.
    „Es ist Gavin.“
    Aschfahl sank Ruth auf den Stuhl zurück. „Ist er allein?“
    Sarah zögerte, bevor sie antwortete: „Ja.“
    Als die Freundinnen gemeinsam den Salon betraten, trafen sie auf Gavin, der erregt auf und ab lief. Seine grimmige Miene löste bei Ruth solches Herzklopfen aus, dass sie im ersten Moment kein Wort herausbringen konnte. „Ist er ... tot?“, flüsterte sie schließlich.
    „Nein“, antwortete Gavin schnell. „Aber verletzt. ... Nicht tödlich“, fügte er hinzu, als er sah, wie Ruth Halt suchend nach einer Stuhllehne griff. Sie war so bleich geworden, dass er fürchtete, sie würde in Ohnmacht fallen. „Wir haben ihn zu dem Arzt nach Hause gebracht. Es ist Dr. Wells gelungen, die Blutung zu stoppen.
    Glücklicherweise saß die Kugel nicht tief.“ Erbittert erklärte er: „Bryant hat schon geschossen, bevor das Signal gegeben wurde. Danach konnte er gar nicht schnell genug Reißaus nehmen. Er ist noch nicht einmal lang genug geblieben, um festzustellen, wie groß der Schaden ist, den er angerichtet hat.“
    „Hat Clayton seinen Schuss denn nicht abgeben können?“
    „Doch. Die Kugel traf einen Baumstamm, nachdem sie knapp an Bryants Kopf vorbeigepfiffen war.“
    „Gott sei Dank hat er ihn verfehlt“, murmelte Ruth beinahe unhörbar.
    „Clayton verfehlt sein Ziel niemals“, bemerkte Gavin. „Er hat absichtlich daneben gezielt – warum, weiß ich nicht.“ Er fuhr sich mit der Hand über das stoppelige Kinn.
    „Ich bin nur gekommen, um euch die Nachricht zu überbringen, und muss gleich wieder zurück an Claytons Seite. So bald es nur geht, wollen wir ihn in sein eigenes Bett bringen.“
    Ruth öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber die Stimme versagte ihr den Dienst. Verzweifelt zermarterte sie sich das Hirn, um Gavin eine Nachricht an Clayton mitzugeben, die all das enthielt, was sie fühlte. Schließlich flüsterte sie lediglich: „Sag ihm, ich wünsche ihm gute Besserung.“
    „Der Gentleman ist hier, Madam.“
    Überrascht wandte Ruth sich um. Sie war damit beschäftigt gewesen, in der Vorratskammer Töpfe und Flaschen zu beschriften, und wischte sich nun die Hände an der Schürze ab. Gleichzeitig warf sie Cissie einen verwirrten Blick zu.
    „Der Gentleman, Sie wissen schon ...“, beharrte das Dienstmädchen. „Der aus London ...“
    Einen Augenblick lang erstarrte Ruth. So früh hatte sie ihn nicht erwartet. Sie hatte nicht daran gezweifelt, dass er kommen würde, aber erst nach seiner vollständigen Genesung. Seit dem Duell war kaum eine Woche vergangen. Sie war noch am selben Tag aus London abgereist, und die Tremaynes hatten gar nicht erst versucht, sie zurückzuhalten. Still, aber innig hatte sie sich von Sarah verabschiedet, um nach Hause zu fahren.
    Ruth legte hastig die Schürze ab. „Wo ist er?“
    „Im Salon, Madam.“
    „Danke, Cissie. Sie können nach Hause gehen.“
    Das Mädchen knickste, nahm den Mantel vom Haken und verschwand durch die Hintertür.

    Als Ruth allein war, sah sie an sich herunter. Hätte sie doch nicht ausgerechnet diesen Nachmittag gewählt, um die Speisekammer einem Frühjahrsputz zu unterziehen! Seit sie nach Fernlea zurückgekehrt war, kehrte sie in einem Anfall fieberhafter Geschäftigkeit in ihrem Cottage das Unterste zuoberst – alles, um nicht ständig an London und einen gewissen Gentleman denken zu müssen. Und nun war genau dieser Gentleman hier aufgetaucht, und sie fühlte sich noch nicht bereit, ihm gegenüberzutreten. Aber das Verlangen, ihn zu sehen, war übermächtig. Ruth atmete tief durch, verließ die Küche und betrat den Salon.
    Clayton stand am Fenster und wandte ihr den Rücken zu. Als er sich zu ihr umdrehte, versuchte sie in seinen Gesichtszügen Spuren von Schmerz zu entdecken, aber sie las nichts darin, was ihr Sorgen bereitet hätte. Er wirkte wie die Verkörperung kühler Höflichkeit und schien vor Gesundheit zu strotzen. War das wirklich der Mann, der gedroht hatte, sie mit eigenen Händen aus dem Salon der Storeys zu tragen? Der sich ihretwegen in ein Duell gestürzt hatte?
    „Du siehst

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