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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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es keinen Unterschied.“
    „Weil du wusstest, dass du, welche Waffe er auch wählen würde, ohnehin nicht kämpfen würdest.“ Langsam lösten sich für Ruth die Rätsel auf.
    „So ähnlich“, bekannte Clayton. Er nahm einen Schluck Portwein.
    „Obwohl dieser Kerl dich angeschossen hat, hast du absichtlich daneben gezielt, damit Joseph seinen Papa unverletzt wiederbekommt. Du hast es für mich getan –
    weil ich dich darum gebeten hatte.“
    Eine Antwort erübrigte sich. In seinen Augen las Ruth alles, was sie wissen wollte.
    „Hattest du deiner Tochter einen Namen gegeben?“ Clayton stellte die Frage leise. Es war, als könnte er Ruths Gedanken lesen, die von dem kleinen Joseph zu ihrem eigenen Kind gewandert waren.
    Einen Augenblick lang herrschte Stille. Beide wussten, dass der andere an jenen Abend auf Willowdene Manor zurückdachte. Damals hatte die Sorge um James bei Ruth Erinnerungen an ihre Tochter geweckt. Seitdem war das Thema zwischen ihnen nicht wieder berührt worden. Ruth hob den Kopf und sah Clayton in die Augen. „Ja.
    Ich hatte sie Elizabeth genannt.“
    „Hat dein Mann den Namen vor seinem Tod noch erfahren?“
    Sie schluckte, aber es half nichts. Die Stimme versagte ihr den Dienst, deshalb konnte sie nur nicken. Auch darüber hatten sie nie gesprochen. Ruth konnte nur ahnen, dass Clayton von Keith Storey erfahren hatte, was damals vorgefallen war.
    „Paul hat Elizabeth noch auf dem Arm gehalten, bevor sie beerdigt wurde. Danach ist er zu seinem Regiment zurückgekehrt, obwohl ich ihn angefleht habe, es nicht zu tun. Wir wussten beide, welche Strafe ihm drohte. Aber die Ehre ging ihm über alles.
    Ehre! Für mich bedeutete es nur, dass ich kurz darauf erneut an einem Grab stand.
    Paul wurde nicht älter als zweiundzwanzig.“
    „Und trotzdem durfte er ein glücklicheres Leben führen als so mancher Mann, der siebzig wird“, sagte Clayton leise. „Er hatte dich. Und du hast ihn geliebt.“
    Tränen stiegen Ruth in die Augen. Mit belegter Stimme fragte sie: „Wolltest du jemals Kinder haben?“
    „Nein“, erwiderte er sofort. „Ein Kind braucht eine gute Mutter. Und einen guten Vater.“
    „Aber du wärst ein guter Vater!“, rief sie unwillkürlich aus, um sich gleich darauf erschrocken die Hand vor den Mund zu schlagen. „Es tut mir leid. Ich wollte mich nicht in dein Leben einmischen.“
    „Aber ich bitte dich darum, es zu tun. Du darfst mich gerne fragen, warum ich so lange in Selbstmitleid gebadet habe, statt die Erfahrung meiner unglücklichen Ehe endlich hinter mir zu lassen.“
    „Ich verstehe es auch so“, antwortete Ruth. „Du musst Schreckliches durchgemacht haben ...“ Plötzlich aber fiel die ruhige Gelassenheit von ihr ab, und sie rief aus:
    „Erzähl mir nichts von ihr – ich hasse sie! Ich wünschte, ich dürfte dafür sorgen, dass du sie vergisst. Warum willst du mich nicht mehr? Ist es, weil ich versucht habe, dich in die Ehe zu locken?“
    „Hast du das wirklich?“
    Ruth bedauerte ihre übereilten Worte bereits. Wie hatte sie es zulassen können, dass ihre Gefühle die Oberhand über ihren Stolz und ihr Selbstwertgefühl gewannen? Trotzdem nickte sie langsam, bevor sie einen Laut zwischen Lachen und Schluchzen von sich gab. „Es hat etwas gedauert, bis ich es mir eingestehen konnte.

    Anfangs dachte ich wirklich, ich hätte es getan, um Sarah aus einer unangenehmen Situation zu befreien. Außerdem wollte ich dieser entsetzlichen Loretta Vane natürlich eins auswischen. Aber in erster Linie ging es mir um mich. Ich habe behauptet, dass wir verlobt sind, weil ich mir so sehr wünschte, es wäre so.“
    Ihre Blicke begegneten sich, und Clayton las in Ruths Augen Stolz und Herausforderung. Sie hatte ihre Gefühle vor ihm entblößt, und es gab keinen Weg mehr zurück.
    „Und es macht dir wirklich nichts aus, dass dein Verlobter sich früher wie ein vollendeter Dummkopf benommen hat – noch dazu einer, an dessen Frauengeschmack alles Mögliche auszusetzen ist?“, fragte Clayton sanft. „Du stößt dich nicht daran, dass er in seinem selbst verschuldeten Elend keinen Augenblick daran dachte, es könnte ihm eines Tages eine so wunderbare Frau wie du begegnen?“
    Sie schüttelte nur den Kopf, unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen.
    „Komm her“, forderte er sie heiser auf und breitete die Arme aus.
    Wie erstarrt blieb Ruth stehen, während ihr die Tränen über die Wangen liefen.
    „Ich liebe dich, Ruth. Bitte komm zu mir.“ Diesmal lag eine

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