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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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den Jahren? Ich bitte dich.«
    Das Feuer in ihren goldenen Augen flammte noch intensiver und leidenschaftlicher, als ob sie sich wünschte, ihn mit einem einzigen Blick in ein Häufchen Asche verwandeln zu können.
    »Weißt du, wo dieser Schöpfer zu finden ist?«, fragte sie. »Ich weiß jedenfalls, er ist ein junger Mann und seinem Anhrefncathl nach zu beurteilen sehr mächtig. Aber auch instabil.«
    Angst griff mit kalten Fängen nach Lucien. Selbst Lilith hatte also verstanden, dass Dante ungebunden war, ein Creawdwr , der sich unabwendbar auf einen Zustand des Wahnsinns zubewegte. Er zwang sich zu einem Lachen. »Sein Lied hat auch mich hierhergeführt. Aber ich weiß genauso wenig wie du, wo er ist.«
    »Wirklich?«, flüsterte Lilith. Sie glitt mit ihrer warmen Hand über seine nackte Brust bis zu seinen Lippen. »Wer hat Loki dann zu Stein erstarren lassen und ihn so an die Erde gebunden? «
    Ohne nachzudenken, küsste Lucien ihre Fingerspitzen. Es verblüffte ihn, feststellen zu müssen, wie selbstverständlich er alte Gewohnheiten wiederaufnahm, die er schon lange vergessen geglaubt hatte. Es verblüffte und verwirrte ihn. Er nahm ihre Hand und zog sie von seinem Antlitz weg. »Ich bin sicher, er hat mehr verdient. Loki hat eine ganze Reihe von Widersachern«, sagte er. »Hast du ihn hergeschickt?«
    »Nein. Er war in letzter Zeit vor allem mit Luzifer und diesem Schuft Gabriel zusammen.«

    »Aha.«
    »Seit wann weißt du, dass es wieder einen Creawdwr gibt?«, fragte Lilith.
    Lucien schüttelte den Kopf. »Warum ist das wichtig? Ich werde nicht zulassen, dass ihr ihn bekommt.«
    »Dann kennst du ihn also doch«, hauchte Lilith. »Ich wusste es.«
    »Willst du Lokis Schicksal teilen, meine Süße?«
    Doch Lilith wich nicht zurück, wie Lucien vermutet hatte. Stattdessen ballte sie die Fäuste, und ihre Flügel flatterten erregt. »Du bist egoistisch«, sagte sie. »Egoistisch und hochmütig. Du bist bereit, Gehenna untergehen zu lassen und die Elohim ihrer Heimat zu berauben – und wofür? Weil du glaubst, als Einziger zu wissen, was für einen Schöpfer das Beste ist!«
    »Ich weiß, dass ich nicht untätig zusehen werde, wie ein weiterer dem Willen der Elohim unterworfen wird!«
    »Jahwe war nie unterworfen! Wie kannst du so etwas behaupten? «
    »Er wurde benutzt, gelenkt und belogen! Du hast ihn nicht gehört, du warst nicht bei ihm, du hast nicht gesehen …« Lucien schnürte es jäh den Hals zu, so dass er nicht weitersprechen konnte. Er schloss den Mund und wandte sich ab.
    Sollen sie mich haben.
    »Glaubst du, du warst der Einzige, dem er so viel bedeutet hat?«, flüsterte Lilith. »Ashtoreth war auch seine Calon-Cyfaill , und sie starb mit ihm. Ich habe nie verstanden, wie es dir gelang, das Zerbrechen des Bundes zu überleben.« Ihre Finger schlossen sich um seine Schulter. Ihre Berührung fühlte sich warm und kräftig an. Aber auch klebrig. Blut? »Du lässt mir keine Wahl«, flüsterte sie.
    Lucien riss sich los und wirbelte herum. Ein weißes, unwirkliches Licht trat aus Liliths Handflächen aus. Noch während sie die Worte sprach, die ihn fesseln sollten, hechtete er in den Fluss.

    Das kalte Wasser des Mississippis wusch das Blut von Luciens Schulter. Er machte sich Vorwürfe, so sorglos gewesen zu sein. Wenn er nur den Bruchteil einer Sekunde langsamer gewesen wäre, hätte Lilith ihren Blutschwur beendet und ihn genauso gefesselt, wie er es mit Loki getan hatte.
    Dann hätte sie ihn als Gefangenen nach Gehenna zurückbringen können, wo er sich für den Mord an Jahwe hätte verantworten müssen. Eventuell hätte sie auch versucht, ihn dazu zu bringen, seine Freiheit gegen den Creawdwr einzutauschen.
    Lucien schwamm so lange unter Wasser, wie er konnte. Als es in seiner Brust zu schmerzen begann, tauchte er auf und holte mehrfach tief Luft. Er wischte sich das Wasser aus den Augen und suchte Ufer und Himmel nach Lilith ab, doch er konnte nichts entdecken – kein tiefrotes Aufblitzen, keine glühenden goldenen Augen, keine Bewegung. Sie war nicht fort. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie so leicht nicht aufgab. Das war eine der Eigenschaften gewesen, für die er sie früher einmal geliebt hatte.
    Bis sie diese Liebe zerstört hatte, indem sie einen gequälten Creawdwr dazu überredet hatte, sich in eine goldene Bundeslade zu verwandeln, die Sterbliche durch die Wüste trugen. Diese Sterblichen beteten ihn an, es war ein Volk, das sich nach einem eigenen Land, einer Heimat

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