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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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da?«, schrie Lilith und griff nach seinem Arm.
    Lucien schüttelte sie ab, indem er die Schulter hochriss. Er ließ die Blumen nicht los, sondern tauchte sie noch tiefer ins Wasser. Die dunklen Ranken begannen, sich um seine Hand, seinen Arm und seinen Hals zu schlingen und sich an seine Haut zu klammern, als der Blumenstrauß um sein Leben kämpfte. Luftbläschen stiegen an die Wasseroberfläche. Lucien glaubte, ein leises Gurgeln zu hören, während das Lied unter Wasser weiter erklang. Sein Herz zog sich zusammen. Er würde alles tun, um Dante zu schützen.

    »Hör auf!« Lilith sprang in den Mississippi, beugte sich vor und suchte mit der Hand unter der Oberfläche nach der seinen und den Blumen, die er ertränkte. Ihre Finger strichen über seinen Handrücken, und ihre Klauen stachen ihn.
    Die dunklen Ranken des Blumenstraußes glitten leblos und schlaff von Luciens Hals und Arm. Er ließ die Blumen los und zog die Hand aus dem Fluss. Blut trat aus den Stellen, wo die Dornen eingedrungen waren, doch die Wunden begannen sich bereits wieder zu schließen.
    Noch einen Augenblick lang tastete Lilith durch das schlammig trübe Wasser, ehe sie sich wieder aufrichtete. Sie hielt eine einzelne dunkle Blume, triefend nass und schweigend, in der Hand. In ihrem Gewand, das von den Schenkeln abwärts nass war, watete sie ans Ufer zurück. Der Stoff schmiegte sich an ihre schönen Beine. Sie schlug mit den Flügeln, um das Wasser aus den Spitzen zu schütteln.
    Auch Lucien erhob sich und blickte sie an. Wie alle Elohim-Hochgeborenen war auch sie groß, obgleich sie mit ihrem Meter fünfundachtzig noch immer einen Kopf kleiner als er mit seinen zwei Metern war. Er erinnerte sich noch gut, wie sich ihr seidiges Haar anfühlte, wenn es zwischen seinen Fingern hindurchglitt, ebenso wie er sich der Weichheit ihrer Flügel entsann – selbst jetzt noch, nach Tausenden von Jahren.
    Vor seinem inneren Augen stieg ein Bild Genevieves auf, nur in ein weißes Badetuch gewickelt. Ihr nasses Haar floss über ihre Schultern, sie lachte, und ihre dunklen Augen leuchteten. Für einen Augenblick erfasste unendliche Trauer sein Herz.
    Er war froh, dass Dante verschwunden und wahrscheinlich schon auf dem Weg nach Los Angeles war. Für den Augenblick war er weit genug entfernt, um ihn in Sicherheit zu wissen. Doch außer Reichweite der Elohim war er deshalb noch lange nicht. Er richtete die Schilde um seinen Geist und sein Herz auf und sah dann Lilith entgegen.

    Sie strich mit einem Krallenfinger über den Stiel der ertränkten Blume. In ihren goldenen Augen zeigte sich ein Anflug von Schwermut. Sie hob den Kopf, und in diesem Augenblick verbrannte ein Feuer des Zorns jegliche Trauer, die sich gerade noch widergespiegelt hatte.
    »Wie konntest du nur, Samael?«, fragte sie wütend. »Das wunderschöne Geschenk eines Creawdwrs , und du ertränkst es wie eine junge Katze.« Sie warf die Blume in seine Richtung, und sie fiel zwischen das Unkraut und die Kieselsteine zu ihren Füßen.
    »Diesen Namen verwende ich nicht mehr, seitdem ich Gehenna verlassen habe«, antwortete er. »Nenn mich Lucien. So heiße ich jetzt.«
    »Planst du, auch den Creawdwr umzubringen?«
    »Vielleicht habe ich das bereits.«
    »Möglich.«
    Lilith legte die kurze Distanz zu ihm zurück, und mit jeder Bewegung schimmerten ihre Brüste unter dem dünnen Seidenstoff. Sie blieb vor ihm stehen und hob das Kinn. Um ihren Mund spielte ein wissendes Lächeln. Ihr Wohlgeruch weckte die Vergangenheit in ihm und ließ Erinnerungen an heiße, weiche Haut und begieriges Stöhnen in ihm aufsteigen. Seine Muskeln spannten sich an, während er ihren warmen Zedern-und Bernsteinduft in sich einsog und sein Puls zu rasen begann.
    »Möglich«, wiederholte sie. »Aber das glaube ich kaum. Jedenfalls noch nicht. Falls du ihn tatsächlich getötet hättest, wäre es dir wohl nicht so wichtig gewesen, seine Blumen zu ertränken.«
    Lucien lachte. »Bist du sicher?«
    Sie neigte den Kopf und musterte ihn genau. Die Brise, die vom Fluss kam, spielte mit den schwarzen Strähnen ihres Haars und wehte sie in ihr hübsches Gesicht, das nun von mitternachtsschwarzen Schatten bedeckt war. »Ja, mein Cydymaith .
Ich bin mir sicher, dass du ihn nicht getötet hast … noch nicht.«
    »Ich bin nicht mehr dein Cydymaith« , antwortete Lucien leise. »Das habe ich hinter mir, seit ich Gehenna verlassen habe.«
    »Aber ich nicht«, entgegnete sie und hob überheblich ihr Kinn.
    Lucien lachte. »Nach all

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