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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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aufschlägt.
    Heather hoffte, auch endlich für ihre Mutter die Stimme erheben zu können.
    Vielleicht würde die Wahrheit ja auch dazu führen, dass es Annie wieder besserging. Vielleicht.
    Doch ehe Heather ihrer Schwester helfen oder das Wort für ihre ermordete Mutter ergreifen konnte, musste sie selbst am Leben bleiben, und damit ihr das gelang, wollte sie, dass das FBI eine Agentin erlebte, die so ehrgeizig war, dass sie freiwillig
einen alten Fall wiederaufrollte, obwohl sie noch krankgeschrieben war. Sie wollte dem FBI eine Agentin präsentieren, die sich verhielt, als hätte sich in den vergangenen drei Wochen nichts an ihrer Situation geändert.
    Obwohl sich in Wahrheit alles grundlegend verändert hatte – einschließlich ihrer selbst.
    Dante …
    Sie berührte die Stelle an ihrem Brustkorb, wo die Kugel in sie eingedrungen war, und spürte den regelmäßigen Schlag des Herzens unter ihren Fingern. Sie erinnerte sich an die Verzweiflung in Dantes Stimme, an seine heiseren Worte, sein mit Cajun-Akzent hervorgestoßenes Ich werde dich nicht im Stich lassen .
    Heather schloss die Augen und schob die Erinnerung allmählich weg. Nicht jetzt.
    Nach einem Moment öffnete sie die Augen wieder und sah in die düsteren Schatten unter den Bäumen. Tief atmete sie den Duft von Moos, feuchter Erde und Kiefern ein. Die Bäume und Sträucher dämpften die Geräusche des Verkehrs auf der I-5. Sie ging in die Hocke und versuchte, sich vorzustellen, was Shannon in der letzten Nacht ihres Lebens gesehen und gefühlt hatte. Versuchte, es so zu handhaben, als handle es sich um einen ganz gewöhnlichen Fall.
    Selbst zwanzig Jahre zuvor hatten sich die Spuren in diesem Fall schnell im Nichts verloren. Shannon hatte am ersten Oktober gegen dreiundzwanzig Uhr dreißig die Driftwood Bar and Lounge in Nordost-Portland verlassen. Man hatte die Angestellten und anderen Gäste befragt und die Aussagen der Säufer miteinander verglichen.
    Shannon Wallace trieb sich häufig in den Kneipen der Umgebung herum und gabelte dort Männer auf. Galt hinsichtlich ihrer Trinkkumpane als nicht besonders wählerisch.
    Die Ermittler in Portland, die sich damals mit dem Fall beschäftigten, glaubten, Shannon Wallace sei das Opfer eines
Serienmörders geworden, der zu jener Zeit entlang der I-5-Autobahn sein Unwesen trieb – der sogenannte Klauenhammer-Mörder. Der KHM hatte es vor allem auf Prostituierte und Säuferinnen abgesehen, auf Frauen, die gewöhnlich niemand vermisste. Zumindest nicht sofort. Die FBI-Spezialeinheit für den KHM hatte ebenfalls vermutet, Shannon könne ein weiteres Opfers dieses Killers geworden sein.
    Wenn das stimmte, war Shannon bereits Gerechtigkeit widerfahren.
    Special Agent Craig Stearns, damals Mitglied der Dienststelle in Portland, tötete den KHM – einen Schreiner aus Hillsboro namens Christopher Todd Higgins – bei einem heftigen Kampf, als er ihm kurz nach Shannons Ermordung einen Durchsuchungsbefehl unter die Nase hielt.
    Stearns.
    Heather richtete den Blick auf die grünen und goldgelben Blätter über ihr. Sie versuchte, nicht daran zu denken, was in New Orleans passiert war, doch es gelang ihr nicht.
    Stearns hebt die Glock und ruft Dantes Namen.
    Dante, die Hände auf beiden Seiten des Rahmens der offenen Haustür, dreht sich um. Mündungsfeuer. Sein Kopf fliegt zur Seite, als die Kugel ihn in die Schläfe trifft. Er kommt ins Straucheln und fällt. Dann bricht er auf der Schwelle zusammen.
    Stearns geht mit der Waffe in der Hand auf den leblos daliegenden Dante zu. Heather springt während der Fahrt aus dem Auto, ehe Collins ganz zum Halten kommt. Im Laufen reißt sie die Achtunddreißiger aus der Tasche des Trenchcoats. »Lassen Sie die Waffe fallen!«, schreit sie, wobei sie die Pistole mit beiden Händen umklammert. »Zwingen Sie mich nicht, das zu tun!«
    Stearns sieht sie an, ehe er sich wieder Dante zuwendet. Er hebt seine Waffe.
    Sie feuert.

    »Scheiße«, murmelte Heather und richtete den Blick wieder auf den Boden. Seitdem waren erst drei Wochen vergangen, und die Erinnerung an diesen Augenblick war noch immer fast unerträglich. Sie blinzelte, bis ihre Augen nicht mehr brannten.
    Infernos MySpace-Seite zufolge war die Band auf Tour, Dante war also für den Moment in Sicherheit, und Stearns, ihr Mentor, der Mann, der für sie mehr ein Vater gewesen war als James Wallace, war tot und ehrenvoll auf dem Lakeview-Friedhof in Seattle bestattet worden.
    Sie holte tief Atem. Eins nach dem anderen,

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