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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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geweitet.
    »Küss mich«, drängte sie. »Küss mich richtig.«
    Dante schüttelte den Kopf und lauschte dem Motorengeräusch, das lauter wurde und durch seine Stiefelsohlen bis hoch in seine Wirbelsäule vibrierte. Er sah durch das Fenster einen niedrigen, eleganten Wagen, der gerade auf die Einfahrt einbog. Die Reifen knirschten auf Kies. Die Autotür schlug zu. Mit einem leisen Schnurren verstummte der Motor. Einen Augenblick lang herrschte völlige Stille.
    »Küss mich«, wiederholte Annie leise. »Oder ich werde meiner Schwester erzählen, dass du bei ihr eingebrochen und mich angegriffen hast.« Ihre Finger fassten nach seinem Gürtel und zogen daran.
    Dante hörte eine Tür sich öffnen und vernahm dann Schuhe auf dem Kies. Er neigte den Kopf und sah Annie durch seine Wimpern hindurch an. »Echt?«
    »Echt. Ich bin gut im Geschichtenerzählen.« Eine dunkle Hoffnung ließ ihre Stimme rau klingen.

    »Sie weiß bereits, dass ich hier bin, und sie weiß auch, dass du hier bist.« Er dachte an Vons kurze Botschaft: Dein FBI-Schätzchen ist hier. Sie sucht dich. Er stellte sie sich vor, wie sie auf das Haus zuging, wie ihr rotes Haar offen war und sich in Locken um ihr hübsches Gesicht legte. Er malte sich ihre schlanken Kurven aus. Hatte sie Hosen an? Oder einen Rock? Ein Kleid?
    Dante schloss die Augen und zählte ihre Schritte.
    Sie war in Sicherheit. Sie lebte, und er wollte alles dafür tun, dass das so blieb.
    Lauf so weit weg von mir, wie du kannst.
    Sie hatte es versucht. Aber er war ihr gefolgt. Er wusste nicht, warum. Sie bewegte ihn auf eine Weise, wie er das noch nie zuvor erlebt hatte.
    »Bockmist. Küss mich, Dante.«
    Annies geschäftige Fingerchen versuchten, seinen Gürtel zu öffnen, doch er löste sie und schob sanft ihre Hand weg.
    »Ich behaupte, du hast mich geschnitten«, wisperte sie.
    Dante öffnete die Augen. Heather würde jeden Moment ins Haus kommen. Er hörte bereits die Schlüssel klimpern.
    Hastig umfasste er Annies Gesicht. Ein befriedigtes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie ihm ihren Mund zum Kuss darbot. Sie legte die Hände auf seine Hüften und schloss die Augen.
    Dante hörte, wie der Schlüssel ins Schloss glitt. Er senkte den Kopf und berührte mit den Lippen fast Annies Ohr, als er flüsterte: »Leck mich. Erzähl doch, was du willst.«
    Sie riss die Augen auf, und Dante ließ sie los. Die Tür öffnete sich. Das Licht einer Straßenlaterne umrahmte die schmale Gestalt, die auf der Türschwelle stand. Ein Duft von Flieder und Regen schwebte ins Zimmer, in dessen Süße sich Enttäuschung und Unsicherheit mischten.
    Die Straßenlaterne blendete Dante, und er hob eine Hand, um seine Augen zu schützen. Er hatte sich nicht geirrt, was ihr
Haar betraf; es fiel ihr offen über die Schultern. Sie trug eine dunkle Jacke und enge Jeans. Ihr Blick richtete sich auf ihn, und ihr stockte einen Augenblick lang der Atem. Doch bereits den Bruchteil einer Sekunde später grinste sie, und ihre dämmrig blauen Augen leuchteten.
    »Dante …«, sagte sie und trat ein. Dann hielt sie inne.
    Ihr Blick wanderte über die Papiere, das zerbrochene Glas und die Fotos auf dem Boden vor ihm und zu dem offenen Fenster hinter ihm. Dann sah sie ihre strubbelige, blutverschmierte Schwester, die noch immer vor ihm stand, die Hände auf Dantes Hüften. Sie runzelte die Stirn. »Was zum Teufel ist hier los?«
    Mit einem Augenzwinkern stieß Annie Dante von sich, drehte sich einmal um die eigene Achse und sackte in sich zusammen.
    »De mal en pire«, murmelte Dante. Vom Regen in die Traufe.

12
DIE KUNST DER SELBSTVERNICHTUNG
    Seattle, Washington · 22. März
     
    Annie sackte in sich zusammen und stürzte zu Boden. Einen Augenblick lang sah Heather das Bild ihrer Mutter vor sich, wie sie zusammengerollt auf dem mit Laub bedeckten Waldboden gelegen hatte. Dante brummte etwas. Seine Miene wirkte genervt, als er sich auf die Knie niederließ und seine Finger gegen Annies Schläfen presste.
    Heather eilte durchs Wohn- ins Esszimmer hinüber, wobei sie den Tatortaufnahmen, Papieren und Aktenmappen auswich, die überall auf dem Boden verteilt waren. Sie kniete sich ebenfalls neben Annie und strich ihr das bunte Haar aus dem Gesicht.
    »Geht es ihr gut?«, fragte sie Dante. Sie fasste in die Tasche ihrer Jacke und zog das Mobiltelefon heraus, das sie sogleich aufklappte. Dantes warmes Aroma nach brennendem Laub und dunkler, tiefer Erde umgab sie.
    »Nicht anrufen. Es geht ihr gut. Zugedröhnt,

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