Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
Vom Netzwerk:
nicht in ihrer Macht, es zu halten.
    Das Band zwischen ihnen war auf ewig zerrissen. Der Kreislauf konnte nie mehr geschlossen, nie zu einer Endlosschleife werden, wie er sich das so sehr gewünscht hatte – jedenfalls nicht, bis Dante ihre fehlgeschalteten Synapsen repariert und das tosende Gewitter in ihrem hyperaktiven Gehirn beruhigt hatte.
    Athena neigte den Kopf zur Seite, als lausche sie all den Ideen und Gedanken, die ständig durch ihren unruhigen Geist schossen. Alex wusste, dass sie das auch tat. Sie löste ihre Gedanken von den seinen.
    »Soll ich dir noch irgendetwas besorgen, wenn ich unterwegs bin?«
    Auf ihren Wangen zeigten sich Grübchen, als sie lächelte. »Mein Xander«, sagte sie und lachte dann – ein Laut, den er viele Jahre nicht mehr bei ihr vernommen hatte. Es klang mädchenhaft, leicht und glücklich und löste in seinem Herzen ein wahres Feuerwerk aus.
    »Was ist so lustig?«, fragte er und grinste.
    »Könntest du mir das Handbuch für Dreigestirne und Göttlichkeit mitbringen?«

    Alex schmunzelte. »Komm. Zieh deinen Schlafanzug an und dann ab ins Bett.«
    Er nahm sie in die Arme und hob sie von der Couch hoch. Tiefe Traurigkeit erfüllte ihn, als sie ihre Arme um seinen Nacken schlang. Sie war so federleicht, seine Göttin der Weisheit, so lebendig in ihrer Visionskraft, so ungebunden an die Schwere der Erde. Er stellte sich vor, wie sie von ihm wegschwebte und immer höher in den Nachthimmel stieg, bis sie aus seinem Blickfeld verschwand.
    Während er seine Schwester ins Bad trug, erfüllte ihr rauschendes Flüstern den Gang und die Korridore in seinem Herzen.

11
ZERBRECHLICH
    Seattle, Washington · 22. März
     
    Annie zielte auf die abgegriffenen Kartons, auf denen WALLACE, SHANNON stand. Sie wollte die verdammten Kisten aus dem Esszimmer kicken, aus dem Universum, wie bei einem verdammten Homerun. Sie schwang das Brecheisen mit aller Kraft, legte all den schmutzigen, wuchernden Hass, den sie hegte, in den Stahl.
    Da bemerkte sie eine verschwommene Bewegung am äußeren Rand ihres Sichtfeldes und schlug zu. Statt des Pappkartons traf sie Haut und Fleisch. Die Wucht ihres Schlags spürte sie bis in ihre Schultern. Sie stolperte vorwärts und knallte mit den Hüften gegen den Tisch. Die Brechstange flog ihr aus der Hand. Ihr Blick fiel auf die Fotos, die auf dem polierten Holz verteilt waren.
    Sie sah in die blinden Augen ihrer Mutter, sah, wie sie zusammengerollt und tot auf dem Waldboden lag – wie eine verdammte vergiftete Kakerlake.
    Eure Mutter ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Sie wird nicht mehr heimkommen.
    Mit einem aus der Tiefe kommenden Schrei warf sich Annie auf den Tisch und wischte mit einer Bewegung alles herunter – Fotos, Papiere, den Tischläufer. Dann fasste sie nach einem der Kartons mit der Aufschrift WALLACE, SHANNON
und schleuderte sie durchs Zimmer. Sie prallte gegen die Wand und riss auf. Glas splitterte. Stahlharte Finger legten sich um ihren Oberarm und drehten sie um.
    Schwarzes Haar. Sonnenbrille. Weiße Haut und heiße Hände. Eine Hand hielt die Brechstange, die andere Annie. »Warum so wütend, petite ?«, fragte Dante und warf das Eisen durchs Zimmer aus dem offenen Fenster hinaus.
    Annie sammelte den Speichel in ihrem Mund und spie ihn an. Sein blasses Gesicht schimmerte feucht von Spucke. Er hob einen Arm und wischte sich das Gesicht an der Schulter trocken. Ein Lächeln zuckte um seinen Mund. »Gut getroffen«, meinte er.
    »Ich schwöre dir, ich bringe dich um, wenn du mich nicht sofort loslässt, Arschloch!«
    »Dann wirst du mich wohl töten müssen, denn ich lasse nicht los.«
    Annie schlug mit der Faust nach Dantes hübschem Gesicht, schlug links-rechts-links, doch es wollte ihr nicht gelingen. Daraufhin wollte sie ihm das Knie zwischen die Beine rammen, doch auch das misslang. »Verdammte Scheiße!«, rief sie. »Bleib stehen.«
    Da es ihr unmöglich war, sich aus Dantes Griff zu lösen, indem sie schlug, sich wand oder ihn niederrang, änderte sie ihre Taktik und ließ sich fallen. Sie sackte auf den Boden, und seine Finger ließen endlich los.
    Annie rollte sich auf dem Teppich zur Seite ab, ertastete mit den Fingern eine Glasscherbe, die dort auf dem Boden lag, und richtete sich auf die Knie auf. Mit einer einzigen Bewegung schnitt sie sich ihr Handgelenk auf, das bereits voller Narben war. Sofort trat dunkles, dickflüssiges Blut aus der Wunde. Sie spürte, wie die scharfe Kante in ihr Fleisch fuhr, und roch den

Weitere Kostenlose Bücher