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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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enttäuscht worden zu sein.
    Doch er irrte. Er hatte seine Götter bekommen. Nur nicht solche, wie er sie geplant hatte. Dante war nicht der Einzige, der seine Geheimnisse hatte. Vater hatte zwar Athenas und
seine telepathischen Fähigkeiten entwickelt, aber von ihren anderen Begabungen hatte er keine Ahnung.
    »Ja, ja und nochmal ja«, flüsterte Athena. »Geheimnisse. Dreigestirn. Gemeinsam mit Dante bilden wir die perfekte Dreifaltigkeit – Eroberer, Berater und Schöpfer. Wir werden ein neues Zeitalter einläuten. Natürlich erst, nachdem wir die Schuldigen bestraft haben.«
    »Natürlich«, stimmte Alex zu. »Ist das denn nicht die erste Regel im Handbuch für Dreigestirne und Göttlichkeit ?«
    Athena drückte seine Finger. Wie immer machte ihn ihre Berührung erst zu einem Ganzen und schloss einen Kreislauf, der ansonsten offen war. Sie schwiegen eine Weile, während sie gemächlich vor und zurück schaukelten.
    In ihr jedoch herrschte nie Schweigen. Nie.
    Wenn Vater nur seine medizinischen und technischen Fähigkeiten darauf verwendet hätte, Athena zu helfen, statt sie in den Abfluss zu kippen, den seine sterbende Frau darstellte. Wenn er nur Athena nicht als gescheitertes Projekt, sondern als Tochter betrachtet hätte.
    Eine Tochter, die ihn gebraucht hätte. Früher. Jetzt nicht mehr.
    Das Geräusch von Athenas Flüstern, das an den Wind in den Kiefern erinnerte, erstarb. Alex drückte zärtlich ihre Hand und ließ sie dann los. »Zeit für deine Medikamente«, sagte er und erhob sich.
    Athena begann, wieder zu flüstern und stand ebenfalls auf. Ihr Blick war nach innen gerichtet, und sie war ganz in ihre Gedankenwelt versunken. Alex öffnete die Terrassentür und führte seine Schwester ins Haus. Gemeinsam kehrten sie ins Wohnzimmer zurück, wo sie sich automatisch mit übereinandergeschlagenen Beinen auf der Couch niederließ, ohne mit dem Flüstern aufzuhören.
    Alex kniete sich neben den Couchtisch und nahm den kleinen Pappbecher, in dem sich Athenas Medizin befand – Psychopharmaka,
Angstlöser, Beruhigungsmittel – und reichte ihn ihr. »Nimm sie in den Mund und schlucke.«
    Athena führte den Becher an die Lippen und schüttete sich die Pillen in den offenen Mund. Alex gab ihr eine Flasche Wasser, und sie trank gehorsam. Dann griff er nach der Spritze mit ihrem Schlafmittel.
    Er sah seine Schwester nachdenklich an, lauschte dem Orakel in ihrem Inneren und überlegte: Konnte er Athena unter Kontrolle halten, bis Dante hier eintraf? Würde sie noch einige Tage lang ruhig und ausgeglichen bleiben? Sie glitt immer tiefer in den Wahnsinn ab, und die Vorstellung, dass sie zu tief in den Abgrund stürzte, so dass er sie nie mehr finden würde, machte ihm große Angst.
    Er schob ihren linken Ärmel hoch und tupfte die Stelle, wo er die Spritze setzen wollte, mit Alkohol ab. Angewidert rümpfte er die Nase, als er den scharfen Geruch wahrnahm.
    »Kaltkaltkaltkaltkalt«, wisperte Athena.
    »Tut mir leid, ich hätte dich warnen sollen.«
    Noch ein paar Tage konnte er das tun, um sie ruhigzustellen. Er musste es tun – für sie beide. Er würde ihr außerdem mehr Material für ihre Versuche besorgen.
    »Solange ich weg bin, musst du hierbleiben«, sagte er. »Geh nicht zum Haupthaus hinüber und vermeide es, Vater zu sehen. Ich nehme an, dass die Schattenabteilung nur ihn im Visier hat, aber Kollateralschäden sind nichts Ungewöhnliches, wie wir wissen.«
    »Jajajajajajaja.«
    »Wenn es dir wieder gutginge«, murmelte Alex heiser. »Wenn du zu deinem früheren Leben und allem, was du hinter dir lassen musstest, zurückkehren könntest, würdest du das tun?«
    »Xander.«
    Er sah auf und in Athenas Augen, die auf einmal klarer wirkten, als sie das für Jahre getan hatten. »Mir fehlt nichts«,
erklärte sie zärtlich. »Ich sehe deutlicher als je zuvor. Ich brauche keine Heilung.«
    Etwas in Alex’ Brust zog sich zusammen. Er nickte, stieß die Spritze in die reine Haut seiner Schwester und injizierte das Medikament.
    »Ich werde dich nie verlassen. Versprochen«, wisperte Athena.
    Alex beugte sich vor und strich mit den Lippen über ihre Stirn. Sie hatte ausgesprochen, wonach er sich gesehnt hatte. Doch statt sich darüber zu freuen, dass sich der Kreislauf, das Band ihrer zeitgleichen Geburt erneut geschlossen hatte – ein Band, das sie fünf Jahre zuvor zwischen ihnen geschlungen hatte –, empfand er in diesem Moment nur größte Verzweiflung.
    Es war ein hohles Versprechen, das sie gab, denn es lag

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