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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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eine wichtige Quelle wie Wells verlieren muss, dann ist auch Dante Prejean dran«, sagt Rutgers. Sie blickt auf den Boden, ihre Worte klingen gepresst und hart. »Ich weigere mich, ihn ungeschoren davonkommen zu lassen. Er ist schon so gut wie tot, und die Schattenabteilung kann sich ihre Entscheidung sonstwohin stecken.« Sie blickt auf. Ihre Augen liegen tief in den Höhlen, und ihre Stimme klingt verbittert und kalt. »In unserer Sparte ist es nicht schwer, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Erinnern Sie Cortini daran, wenn Sie sie töten.«

14
NOCH TIEFER
    Seattle, Washington · 22. März
     
    Dante starrte auf das Papier. Das Foto verschwamm, und bei jedem Versuch, sich darauf zu konzentrieren, perforierte Schmerz seine Schläfen.
    Räche deine Mutter und übe Rache für dich selbst.
    Doch wenn das, was Heather gerade erzählt hatte, stimmte – und er hatte keine Veranlassung, an ihrer Aussage zu zweifeln – , hatte er versagt. Genevieves Mörder atmete, aß und schlief noch. Genoss das Leben.
    Aber nicht mehr lange.
    »Gib mir nochmal den Namen«, flüsterte Dante, dessen Hals wie zugeschnürt war und dessen Muskeln krampften. »Ich kann ihn nicht lesen. Sag ihn nochmal. Sag ihn langsam.«
    Heather runzelte besorgt die Stirn. »Du siehst schlecht aus«, sagte sie.
    »Den Namen.«
    »Robert Wells.«
    »Robert …«, wiederholte Dante. Er öffnete den Mund, um den Nachnamen auszusprechen, doch er hatte ihn längst wieder vergessen, auf einer Rutschbahn aus Schmerz war er ihm entglitten. Tief in ihm summten Wespen. Schmerz bohrte sich in seine Schläfen. »Scheiße«, murmelte er. »Sag ihn noch einmal. «

    »Robert Wells. Dante, ich glaube nicht …«
    Ein Bild durchzuckte Dantes Geist: Ein Mann mit blondem, grau meliertem Haar und einem freundlichen Lächeln beugt sich über ihn. Blutspritzer zieren seinen weißen Arztkittel. Mit der Hand streicht er über Dantes Kopf, während er eine Nadel in seinen Hals bohrt.
    Mein schöner Knabe. Du wirst alles überleben, was ich dir antue, nicht?
    Er injiziert die Flüssigkeit.
    Das Bild zerbrach. Verschwand. Schmerz kratzte an Dantes Bewusstsein, weißes Licht flackerte am Rand seiner Wahrnehmung. »Sag ihn nochmal«, flüsterte er und presste die Knöchel seiner Fäuste gegen seine Schläfen. »Nochmal.«
    Finger fassten nach seinem Kinn, zwangen ihn, den Kopf zu drehen. Er sah in Heathers blaue Augen. Ihre Lippen bewegten sich, aber er hörte nur Stimmen, die wie ein Orkan in seinem Inneren aufstiegen.
    Wir brauchen die Zwangsjacke. Und die Ketten. Schnell, beeilt euch!
    Dieser verdammte kleine Spinner.
    Sag das nochmal, und ich überlass dich dem verdammten kleinen Spinner.
    Lauf, Dante-Engel, lauf!
    »Dante, komm zurück.« Heathers Stimme drang durch das Geflüster, und er stierte in ihr Gesicht. Sie konnte so tief in ihn blicken. Tiefer, als er es für sicher hielt. Sicher für ihn? Sicher für sie? Er wusste es nicht, aber er hatte das Gefühl, dass es für sie beide riskant werden konnte. In der Finsternis in seinem Inneren regte sich etwas. Unruhig. Heißhungrig. Unstillbar.
    Dantes Muskeln spannten sich an. Er konzentrierte sich auf Heathers dämmerblauen Blick. Er sog ihren Wohlgeruch nach Flieder und Salbei im Regen ein. Dann schlang sie die Arme um ihn, und das Geflüster verschwand. Das Summen der Wespen hörte auf.

    Alles war still bis auf das Schlagen ihrer beider Herzen, ein doppelter Rhythmus aus Tageslicht und Mondaufgang. Er schlang ebenfalls die Arme um sie, atmete den Fliederduft ihres Haars ein.
    »Dante?«
    »J’su ici.«
    »Wie geht’s deinem Kopf?«
    »Comme çi, comme ça.« Er hob den Kopf und bemerkte das zerbrochene Holz zu seinen Füßen, dann sah er den kaputten Stuhl. »Scheiße. Tut mir leid.«
    »Vergiss es. Setz dich«, drängte Heather.
    Dante ließ sie los und schüttelte den Kopf. »Nein, ich muss weg.«
    Ein seltsamer Ausdruck huschte über Heathers Gesicht. »Was habe ich dir gerade gesagt?«
    Dante kramte in seinem Gedächtnis und merkte, wie sich etwas verschob und außer Reichweite rutschte. Schmerz schlängelte sich durch sein Bewusstsein. Er schniefte. Schmeckte Blut. »Etwas über den Kerl, der mich auf die Welt und meine Mutter getötet hat. Aber an seinen Namen kann ich mich nicht erinnern«, brummte er. Er wischte sich über die Nase und schmierte Blut auf seinen Handrücken.
    »Robert Wells«, sagte Heather. »Dr. Robert Wells – und deine Nase blutet.«
    »Robert …«, sagte Dante und durchsuchte sein

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