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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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hinauf, als sie ein unheimliches Geheul hörten. Dazu gesellten sich Gekreisch, Rufe und das laute Getrappel von Hufen. Plötzlich tauchten zwischen zwei Gehölzen auf der nächsten Anhöhe Reiter auf, die wie von Sinnen über die breite, unebene Kuppe des Hügels galoppierten. Rechts und links neben den Wäldchen schössen noch mehr Reiter hervor, bis schließlich hunderte, ja tausende, den Hang hinunter in ein buschbestandenes Tal galoppierten und die nächste Anhöhe hinaufstürmten. Sie ritten geradewegs auf die Hexenmähren zu.
    Tauric starrte furchtsam auf die heranbrausende Horde von Mogaun und glaubte, das sein Ende gekommen war.
Noch nicht,
sagte der Vater-Baum.
Sieh hin.
    Die Mogaun an der Spitze der Horde sahen die Herde von Hexenmähren auf dem Hang vor sich und schwenkten nach rechts und links ab, um ihnen auszuweichen. Die Folgenden taten es ihnen nach. Es war ein Strom aus harten, grimmigen Reitern, die um die etwa hundertsechzig Hexenmähren herumritten, und ihnen dabei staunende Blicke zuwarfen. Ghazrek rief einem Reiter, dessen Pferd sich langsamer die verschneite Anhöhe hinaufmühte, etwas in seiner Stammessprache zu, und bekam eine knappe, dreisilbige Antwort. Ghazrek drehte sich sichtlich beunruhigt zu Tauric herum.
    »Fressbiester, Sire. Die Mogaun fliehen vor Fressbiestern.«
    Gemurmel breitete sich unter der Herde von Hexenmähren aus, von dem Tauric nur ein Wort verstand:
Krondemari.
Plötzlich verteilte sich die Herde auf dem Grat des Hanges in einem breiten Halbkreis, was die heranstürmenden Mogaun zwang, noch weiter nach rechts und links auszuweichen.
    »Warum tut Ihr das?«, fragte Tauric Shondareth.
    »Diese Fressbiester, wie Ihr sie nennt, sind Krondemari, eine pervertierte Rasse, die aus einem alten und verderbten Samen gezüchtet wurde«, erwiderte die Hexenmähre ernst. »Sie müssen sterben. Das haben wir einst geschworen.«
    Diese Antwort machte Tauric nur wenig klüger, und ihm blieb nur, sich auf Shondareths breitem Rücken zurückzulehnen und zusehen. Die gewaltige Kriegshorde der Mogaun lichtete sich allmählich, als die letzten Nachzügler und Verwundeten heranritten. In diesem Moment quoll etwas, das einer schwarzen Welle ähnelte, über den Hügel. An ihrer Spitze rasten ein paar der schnellsten Fressbiester. Sie erwischten drei lahmende Pferde und ihre Reiter und rissen sie zu Boden. Die Schreie der Todesqual gingen in dem Gebrüll und Geheul des Schwarms beinahe unter. Tauric wurde von Grauen geschüttelt, als ihre gewaltige Zahl immer weiter anwuchs, während die erste Reihe des Schwarms bereits das Tal erreicht hatte, durch die Büsche brach und den Hang auf die wartenden Hexenmähren zutoste.
    Einen Moment rührten sie sich nicht, dann senkte die ganze, lange Reihe der Hexenmähren die Schädel, und sie stießen immer wieder lange, dunstige Atemwolken aus, die sich schließlich zu einer Bank aus dichtem, weißem Brodem zusammenfügten, die langsam den Hang hinunterschwebte. Als die ersten knurrenden und geifernden Fressbiester sie erreichten, stürmten sie ohne Rücksicht auf eine mögliche Gefahr hinein. Tauric starrte gebannt hin, als die Bestien durch den Brodem brausten. Er hatte noch nie ein Fressbiest gesehen. Aufgrund ihrer langen, zotteligen Pelze hatte er zuerst angenommen, dass es sich um Raubtiere handelte, ähnlich den Rukang-Wölfen oder den Nagira-Blaufängen, doch dann sah er die flachen Schädel, die verdrehten Hälse und Leiber, und ihm kamen Zweifel.
    Die Kreaturen tobten heran, ein wildgewordener, belebter Teppich aus Leibern, die sich so dicht aneinander drängten, dass sie beinahe übereinander kletterten, während sie den Hügel hinaufstürmten. Doch als sie aus der Brodemwolke auftauchten, waren ihre Felle von weißem Raureif überzogen, ihre Bewegungen wurden langsamer und unkoordinierter, und ihr Geheul schwächer. Einige kamen bis auf wenige Meter an die Hexenmähren heran, bevor sie kriechend zum Stehen kamen und auf der Stelle erfroren. Sie verloren jede Farbe, als der magische, eisige Tod sie ereilte.
    In dem Maße, wie sich der tödliche Brodem ausbreitete und über das Tal erstreckte, erstickte er auch das Kreischen der Fressbiester und bedeckte ihre Gliedmaßen mit Eis. Darunter mischte sich ein Chor aus knackenden, berstenden und splitternden Geräuschen. Fast der gesamte Schwärm der Fressbiester war zum Stillstand gekommen und zu einer Landschaft aus bewegungslosen, schwarzen Gebilden geworden, mit aufgerissenen Mäulern und

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