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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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wurden. Dabei versuchte er, die Kriegsmaschine im Auge zu behalten, während er sich fragte, ob seine verkleideten Einheiten wohl den Ansturm der fliehenden Infanterie und die ausschwärmenden Fressbiester überlebt hatten. Die Mauer selbst war jedoch letztlich an dieser Stelle zwanzig Fuß dick und bestand aus gewaltigen Blöcken aus arengianischem Granit, was sie für einen einzelnen Mauerbrecher unüberwindlich machte, selbst für einen so erstaunlichen … Der mit Stacheln bewehrte Arm holte wieder aus und schlug zum zweiten Mal zu, und diesmal sah Yasgur, wie das grelle Grün aufzuckte, unmittelbar bevor das tiefe Ächzen des Steins an seine Ohren drang. Vor seinen Augen lösten sich Staub und Bruchstücke unter der Wucht des Aufpralls von der Mauer, und Steinbrocken und Mörtel prasselten von der Innenseite der Mauer auf die Straße hinunter.
    Plötzlich schien selbst das Unmögliche möglich, und die vernichtende Niederlage rückte in greifbare Nähe, unaufhaltsam wie die Nacht selbst.
    Byrnaks Zorn über den Verrat der Mogaun und die heillose Flucht seiner führerlosen Infanterie raubte ihm die Fassung. Er tobte und wütete und stieß unverständliche Flüche aus. Dann setzte seine Selbstkontrolle wieder ein, als sich die seit langem schlummernde Dunkelheit in ihm meldete.
    Narr.
Die Stimme in seinem Inneren klang ruhiger und gelassener als zuvor, aber nicht weniger bedrohlich.
Du willst zu viel gleichzeitig kontrollieren…
    Wütend, weil er die Beherrschung verloren hatte, griff Byrnak nach dem Brunn-Quell und verschloss die Wesenheit hinter einer Barriere in seinem Verstand. Dann weitete er seine Wahrnehmung über das Netz der Seelengebundenen zu den Wärtern aus, welche die riesige Fressbiesterherde in einem Tal im Westen hüteten. Er pflanzte einen kurzen, klaren Befehl in den Verstand des Ersten Wärters, kehrte rasch in seinen eigenen Geist zurück und sah, wie die Schattenklaue, wie er sie genannt hatte, zum ersten Mal gegen die Wälle von Besh-Darok hämmerte. Er verfolgte ihre Wirkung durch die Augen des Befehlshabers, der den Mauerbrecher an die Wälle gesteuert hatte und lachte voller Freude, als der durch das Quellfeuer verstärkte Eisendorn das erste Drittel seiner ganzen Länge in die Wand grub und einen Granitquader zertrümmerte. Byrnaks Begeisterung übertrug sich auf die Umstehenden ebenso wie auf seine seelengebundenen Kommandeure, die über das gesamte Schlachtfeld verteilt waren.
    »Nähern wir uns diesem Instrument meines Willens«, befahl er seinem Tross. »Und sehen wir zu, wie es meinem Gutdünken gehorcht.«
    Damit führte er sein Gefolge von der Anhöhe hinab, eine bunte Kavalkade aus allen Schattierungen von Grau, Schwarz und pelzgesäumter Bronze. Sie trabten über die schneebedeckten Felder zwischen zwei Einheiten der Infanterie, die sich auf den nächsten Ansturm auf die Bastionen vorbereiteten. Sie waren kaum hundert Meter entfernt, als die Schattenklaue das zweite Mal zuschlug. Byrnak konnte die Furcht der Besatzung auf dem Wall fast schmecken und grinste wölfisch.
    Jetzt wisst ihr, dass euer Schicksal sich erfüllt, dachte er. Und endlich begreift ihr, dass dies euer letzter Tag ist, an dessen Ende schließlich eine neue Welt geboren wird …
    Der Arm der Schattenklaue wurde langsam zurückgekurbelt und gespannt. Die Vorrichtung war unter dem langen, mit Bronze geschützten Holzpanzer verborgen. Die Maschinerie hatte einer von Byrnaks Brunn-Quell-Meistern zusammen mit einem der Wärter vor einigen Monaten ersonnen.
    Als der mächtige Arm jetzt herabsauste, sammelten die vier Brunn-Quell-Meister, die in einem gut gepanzerten Abteil im hinteren Teil der Maschine hockten, einen Knoten des Quellfeuers, der unmittelbar vor dem nächsten Aufprall in die Spitze und ihren Schlussstein strömte. Gleichzeitig rückte die Infanterie zur Südmauer vor, während Kompanien von Bogenschützen einen vernichtenden Pfeilhagel auf die Wälle schickten … Beunruhigte Warnungen zuckten plötzlich durch das Netz der Seelengebundenen. Byrnak sah sich rasch um, als sich ein gewaltiger Felsbrocken kaum zwanzig Meter entfernt in den Boden grub. Der Schnee stob in einer dichten Wolke in die Luft, als der Stein den dunklen Boden aufriss. Erde spritzte nach allen Seiten weg, als er vom Boden abprallte und dadurch von seinem Kurs abgelenkt wurde, der ihn sonst mitten in die Schattenklaue hätte stürzen lassen. Statt dessen landete er in einer Gruppe von Speerträgern und zerschmetterte ein halbes

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