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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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geblieben«, sagte der weiße Geistschatten, stieß sich von der Wand ab und machte zwei Schritte auf Mazaret zu. »Wären die Akolythen etwas aufmerksamer gewesen, hätten sie vielleicht noch einen von uns aus dir saugen können, hm?«
    Mazaret wurde von dem mächtigen Satz des weißen Geistschattens überrumpelt, der sein Schwert ausstreckte und direkt aufsein Herz zielte. Aus einem Reflex drehte er sich halb herum und bog sich zur Seite, während er mit seiner Klinge den nächsten, rasch geführten Schlag vor seinem Körper parierte. Das Klirren von Stahl auf Stahl hallte von den Steinwänden des Flures wieder.
    Mazaret absolvierte einen verzweifelten Balanceakt, am Leben zu bleiben und gleichzeitig von den Kampfreflexen seines Körpers zu lernen. Mehrmals durchbrach der Geistschatten mit der Spitze seines Schwertes seine Verteidigung und fügte ihm Wunden zu, die mit jedem Treffer etwas größer wurden. Das Schwert, das Suviel ihm gegeben hatte, war zwar kürzer, dafür jedoch erheblich schwerer als die Waffe seines Gegners, und die wenigen Male, bei denen er hatte selbst einen Angriff führen können, wankte der Geistschatten unter der Wucht seines Hiebes.
    Doch schon bald wich Mazaret Schritt um Schritt vor den heftigen, wirbelnden Schlägen seines Feindes zurück und versuchte, die schmerzhaften Wunden an Ohr, Wange, Arm und Hand zu ignorieren. Wenn das so weitergeht, dachte er verzweifelt, bin ich bald tot. Ich muss ihn irgendwie aufhalten …
    Der Geistschatten drang wieder auf ihn ein und lächelte höhnisch. Mazaret täuschte eine schwache Abwehr vor, die eine Lücke zu bieten schien. Der Geistschatten zielte sofort auf die offene Stelle, aber Mazaret wirbelte herum, um seinen Widersacher scheinbar mit der Schulter zu rammen. Der Geistschatten sprang reaktionsschnell zurück, sodass Mazaret auf seinem Standbein landen musste … der jedoch nicht wie erwartet vorwärts stolperte, sondern in die Hocke ging und zu einem wilden Schlag gegen die Taille des Feindes ausholte. Der Geistschatten schien jedoch auch auf diese Finte eine Antwort zu wissen, nur hatte er nicht damit gerechnet, dass Mazarets Schwert von der flachen Seite seiner eigenen Klinge abprallte, die Knöchel seiner Hand streifte und seinen bloßen Unterarm aufschlitzte.
    Mazaret keuchte vor Enttäuschung, denn die Wunden, die er seinem Gegner zugefügt hatte, waren nur geringfügig. Er wollte gerade sein Pech verfluchen und erwartete, dass sein Gegner sich wieder auf ihn stürzen würde. Stattdessen kreischte der Geistschatten vor Qual laut auf, ließ sein Schwert fallen und sank auf die Knie. »Das Mal der Leere!«, schrie er, während grauer Rauch aus seinem Mund quoll. Qualm kräuselte sich aus den Wunden auf Hand und Arm, Wunden, die zusehends weiter aufrissen. Mazaret verfolgte gebannt dieses groteske Schauspiel, bis ein metallisches Zischen ihn zusammenzucken ließ, als der zweite Geistschatten seine Klinge zog. Er wirbelte zu dem graugekleideten Feind herum.
    »Du wurdest von der Leere entsendet, hab ich Recht?« Die fahlen, grauen Augen des Geistschattens glühten plötzlich vor Hass. »Mit einem geweihten Schwert …«
    Die Leere?, dachte Mazaret. Ist das nicht nur ein Meer des Nichts? Bardow müsste es eigentlich wissen … Dann begriff er. Ein Teil seiner Erinnerungen kehrte zurück, und einige der Namen und Orte, die Suviel ihm genannt hatte, ergaben plötzlich einen Sinn. Bei der Mutter!, dachte er. Ich bin in Keshada!
    Plötzlich griff der Geistschatten ihn mit einem Wirbel von wütenden Schlägen an. Aber jetzt erinnerte sich Mazaret auch an einen Teil seines Wissens um den Schwertkampf. Geschickt wich er über den Korridor zurück und streifte den kurzen, grünen, gemusterten Umhang ab, den Suviel ihm gegeben hatte. Der Geistschatten folgte ihm, ohne auf die Reste des anderen zu achten, die unter einigen schlaffen Kleidungstücken weißen Dampf ausstrahlten.
    Als der graue Geistschatten in Reichweite kam, griff er ihn mit ausgestrecktem Arm an und setzte sein längeres Schwert zu seinem Vorteil ein. Mazaret war bereit, packte mit der freien Hand, um die er seinen grünen Umhang gewickelt hatte, die Klinge des Feindes, sprang vor und rammte dem Widersacher sein eigenes Schwert bis zum Heft in die Brust.
    Der Geistschatten stieß einen gellenden Schrei aus, ließ sein Schwert fallen und taumelte zurück. Mazaret zog sein Schwert aus der Brust des Feindes und sah, wie blasse Rauchfahnen um seine Klinge zogen. Dann bemerkte er etwas

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