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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Wochen unter uns gelebt«, warf Cruadin nachdrücklich ein. »Sie ist vor einer kurzen Weile hier erschienen, Erzmagier«, erklärte Yarram. »Als wir uns versammelten. Sie sagte, wir hätten keine Zeit für lange Diskussionen, sondern müssten umgehend die feindlichen Zitadellen angreifen …«
    »Sie behauptet außerdem, die Maskierten besäßen einen magischen Tunnel unter ihren Türmen«, fuhr der untersetzte Gordag fort. »Der direkt nach Rauthaz führt. Sie sagt, auf diesem Weg hätten sie ihre Truppen so rasch und unbemerkt vor Besh-Darok verlegen können…«
    »Wir müssen schnellstens die Wahrheit in Erfahrung bringen, Erzmagier«, versetzte Yasgur brüsk. »Könnt Ihr uns damit dienen?«
    Bardow sammelte sich. »Ich glaube ja, mein Lordregent«, erwiderte er, drehte sich um und sah die Frau in der Arkade an.
    »Ihr ähnelt Shin Hantika«, erklärte er. »Aber Suviel starb vor drei Monaten in Trevada. Wie kann eine tote Frau jetzt vor mir stehen?«
    Sie lächelte traurig und zuckte mit den Schultern. »Diese Frage kann Euch nur die Erden-Mutter beantworten, Meister Bardow.«
    Ist sie es wirklich?, fragte er sich. Er musterte sie prüfend, ihre entspannte Haltung, die verschränkten Arme und die Belustigung in ihrem Blick. Alles kam ihm vertraut vor, auch ihre Gesichtszüge und ihr Haar schienen zu Suviel zu gehören. Dennoch strahlte sie eine kaum merkliche Aura aus, die ihn misstrauisch machte. Es gab nur einen Weg, sich Gewissheit zu verschaffen. Er wandte sich an die Lords des Hohen Konklave. »Ehrenwerte Lords«, sagte er. »Mit Eurer Zustimmung möchte ich das Kristallauge aus seinem Heiligtum hierher bringen lassen, damit ich die Natur unserer Besucherin sicher erkennen kann.«
    Alle stimmten zu, und mittels Gedankensprache befahl Bardow Magier Zanser, das Kristallauge in den Thronsaal zu bringen. Niemand sagte etwas, während sie warteten, und die Spannung stieg merklich. Nach einer Weile kam der korpulente Magier herein und marschierte schwerfällig und etwas außer Atem über den blanken Marmor. Er trug ein mit Messing beschlagenes Kästchen unter dem Arm, das er Bardow reichte. Anschließend ließ er sich erleichtert auf einen freien Stuhl fallen.
    Bardow stellte das Kästchen auf den Tisch und öffnete es mit einer leichten Berührung. Das Artefakt ruhte auf seinem Bett aus Golddraht und nachtblauer Seide. Bardow legte seine rechte Hand flach mit gespreizten Fingern auf die glänzende Oberfläche. Er war bereits auf die Gesänge seiner Macht eingestimmt, doch direkter körperlicher Kontakt verstärkte seine Fähigkeiten.
    Dann sah er die Frau an, die in der Arkade stand und eine Hand auf ihre Taille gelegt hatte. Er suchte nach Spuren des Brunn-Quell, nach Hinweisen auf eine heimliche Absicht, der Saat des Bösen … »Ich bin bereit«, erklärte sie.
    »Es ist bereits geschehen«, erwiderte Bardow, nahm die Hand von dem Kristallauge und ließ seinen Blick über die Männer an der Tafel gleiten. »Ich finde keinen Makel an ihr, meine Lords, also kann sie sehr wohl die sein, für die sie sich ausgibt.«
    »Sicher?«, murmelte Welgarak.
    »Könnte sie eine Doppelgängerin sein?«, meinte Atroc.
    Bardow winkte die Frau zu sich und sagte: »Legt Eure Hand auf das Kristallauge, wie ich es tue, und sagt: ›Ich bin Suviel Hantika.‹«
    Sie durchquerte den Raum. Cruadin und die Nachtkrähe ließen sie nicht aus den Augen, und Welgarak und Gordag verfolgten ihren Weg mit den Spitzen ihrer Schwerter.
    Bardow berührte das Kristallauge erneut, und als Suviel seinem Beispiel folgte, bemerkte er die ersten Anzeichen von Unruhe in ihr und sah, dass ihre Finger zitterten. Sie holte tief Luft, als müsste sie ihre Nerven stählen, und sagte:
    »Ich bin Suviel Hantika.«
    Bardow schwindelte einen Herzschlag lang, als ein Kaleidoskop von Bildern durch seinen Geist fegte. Gleichzeitig atmete die Frau scharf ein, als erlitte sie Schmerzen, ließ jedoch die Hand auf dem Kristallauge. »Was war das?«, fragte die Nachtkrähe Suviel. »Was ist passiert? Hat das Auge Euch abgestoßen?« »Nein. Es hat mir gezeigt, wie ich … starb.«
    Bardow nickte bestätigend und sah noch einmal ihren verzweifelten Kampf in der Hohen Basilika, den Versuch der Dämonenbrut, sich des Kristallauges zu bemächtigen, und wie Suviel es einsetzte, um die Kreatur in ihr eigenes Reich zu verbannen. Im Moment von Suviels Triumph jedoch war die Kapelle, von den Angriffen zuvor bereits schwer beschädigt, zerbrochen und hatte sie in die Tiefe

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