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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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gähnte.
    Sie liefen in gespanntem Schweigen weiter, das nur von den Warnungen des einen oder anderen der Dämonenbrut unterbrochen wurde, der Keren auf bröckelnde Wände oder gefährliehe Abschnitte auf dem Boden hinwies. Je tiefer sie vordrangen, desto leiser wurden sie. Als sie an eine lange, breite Treppe kamen, dämpfte die Dämonenbrut ihre Kristalle auf den Stäben zu einem bloßen Schimmern, das gerade noch ausreichte, um einen Schritt weit zu sehen.
    »Wir dürfen jetzt möglichst keinen Lärm mehr machen«, sagte Rakrotherangisal. »In diesen Tiefen leben Kreaturen, die wir besser nicht aufscheuchen sollten.«
    Keren fröstelte bei seinen Worten und folgte ihm die mit Trümmern übersäten Stufen hinab. Nach einigen Minuten wurde die Wand zur Linken von tiefen Spalten durchzogen, hinter denen eine schwarze Leere gähnte. Keren war gleichzeitig fasziniert und verängstigt. Kurz darauf tastete sie sich vorsichtig einen Abschnitt der Treppe hinunter, dessen Stufen von dem Wasser, das durch einen Spalt weiter oben herunterlief, beinahe spiegelglatt geschliffen waren. Sie glitt aus und taumelte auf einen offenen Spalt zu. Verzweifelt suchte sie Halt und stieß mit der Hand eine Schicht von Staub und Felsbrocken herunter, die in die Dunkelheit hinabregneten. Eine Weile herrschte völlige Stille, dann hörte sie ein sehr leises, entferntes Prasseln, als die Trümmer endlich auf dem Boden aufschlugen. Die Dämonenbrut starrten sie an.
    »Tut mir Leid …«, begann sie flüsternd, hielt jedoch inne, als tief, endlos tief, unter ihr ein Licht in der Schwärze aufflammte. In seinem Schein erhaschte sie einen kurzen Blick auf eine titanische Kammer mit einer gewölbten Decke.
    Orgraaleshenoth packte sie am Arm, und im nächsten Moment hasteten sie alle drei die Treppe hinunter. Nach einem stolpernden Lauf erreichten sie einen Absatz, auf dem sich Rakrotherangisal ohne zu zögern nach rechts wandte, und als sie weiterliefen, hörte Keren ein unheimliches, hohes Pfeifen weit hinter sich. »Wer ist das«?, fragte sie keuchend.
    »Das sind die
Issuk«,
erwiderte Rakrotherangisal knapp und sah Orgraaleshenoth an. »Wir sollten die Geborstene Brücke nehmen.«
    Die ältere Dämonenbrut nickte. »Sie wissen jetzt, dass wir hier sind, also ist die längere, sicherere Strecke nicht mehr von Nutzen.«
    Von dem Treppenabsatz stürmten sie durch eine runde Kammer, die von einer merkwürdigen, spiralförmigen Ranke beinahe erstickt wurde, und von dort in einen abschüssigen Tunnel. Der schwenkte an seinem Ende nach rechts ab, und Keren, die vorangelaufen war, blieb stehen und starrte auf eine massive, von Ketten gehaltene Brücke. Das hohe Pfeifen wurde lauter, und von unten drang ein schwaches Glühen herauf. Aber sie schaute wie gebannt auf den breiten Spalt in der Mitte der Brücke. Sie schätzte die Lücke zwischen den beiden zackigen Bruchenden der Brücke auf etwa sieben Meter.
    »Wir sollten vielleicht doch den längeren Weg nehmen«, sagte sie über die Schulter. »Das ist… He, was habt ihr …?«
    Ihre Begleiter standen plötzlich rechts und links neben ihr, hoben sie an den Armen hoch und rannten auf die Brücke zu. Die Angst schnürte Keren die Kehle zu, und einen schrecklichen Moment glaubte sie an eine komplizierte Falle, bis sie die Lücke in der Brücke erreichten und dann, mit ihr in der Mitte, hoch in die Luft sprangen.
    Keren strampelte verzweifelt mit den Beinen, als sie durch die Luft flogen, und blickte hinunter in einen langen Canyon mit steilen, glatten Wänden. Ein riesiger Mob von Kreaturen krabbelte daran hoch. Einige deuteten auf die Dämonenbrut und Keren. Ein wütendes Geheul durchdrang den ungeheuerlichen Lärm aus Jaulen, Klicken und Gebell.
    Dann landeten sie auf der anderen Seite. Die beiden Abkömmlinge der Dämonenbrut hielten Keren immer noch hoch, bis sie so langsam wurden, dass sie Keren sicher absetzen konnten. Sie hätte sich gern über ihren luftigen Ausflug beschwert, aber der überstandene Schrecken machte sie sprachlos.
    Sie liefen weiter, über eine andere Treppe, und den nächsten bröselnden, schlammigen Korridor hinunter, an dessen Ende eine Mauer aus Geröll stand, die von der Zeit, dem Wasser und tausenden von Flechten und Ranken verfestigt worden war. Rakrotherangisal schob einen schweren Rankenvorhang zur Seite, hinter dem sich ein niedriger, dunkler Tunnel durch den uralten Schutt wand. Sie quetschten sich hindurch und waren bald überall mit dem schwarzem Dreck bedeckt, aber

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