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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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zusammen benutzt werden, hatte er ihr versichert, versetzt das selbst die Götter in Furcht. Sie ritt weiter neben Byrnak, betrachtete die Gesichter der wenigen nicht maskierten Toten, während sie gleichzeitig wachsam auf die leiseste Wahrnehmung von Ikarno oder Gilly lauschte.
    Ein erhöhter, von Pfeilern gesäumter Steg umringte die Exerzierplätze, und als sie ihm folgten, gelangten sie an ein weiteres funkelndes Portal, das nur zwei Pferde nebeneinander passieren konnten. Erneut wurden Kundschafter vorausgeschickt, die mit Geschichten von verlassenen Korridoren und Räumen voller Leichen zurückkehrten.
    Suviel ritt mit Bardow und Yarram durch das Portal, dicht gefolgt von den Ordensrittern, welche die Schlacht um Besh-Darok überlebt hatten. Das Portal, aus dem sie herauskamen, lag an einer Kreuzung dreier großer, breiter Tunnels, die von Öllampen in Wandnischen erleuchtet wurden. Eine kurze Befragung Byrnaks ergab, dass sich auf der anderen Seite dieses Raumes die Arkaden befanden, die zum Reich des Herrn des Zwielichts führten. Der Gang, der rechtwinklig von dieser Kreuzung abging, führte zu einer Empore, die einen Treppenschacht umgab. Von der Empore selbst gelangte man durch einen anderen Korridor zur Außenwand von Keshada.
    »Das gefällt mir nicht, Mylady«, erklärte Yarram. »Ich sollte von hier aus meine Leute ausschwärmen und jeden Gang auf dieser Ebene sichern lassen, bevor wir weiter vorrücken …«
    »Ich respektiere Eure Umsicht«, erklärte Suviel. »Aber wir haben keine Zeit für ein solches Vorgehen. Und diese Flure bieten zudem nicht genügend Platz für Eure Reiter.«
    »Dann müssen wir Patrouillen vorausschicken«, erklärte Yasgur. »Und zwar schnellstens. Lasst mich meine Mogaun durch die nächstgelegenen Gänge aussenden, während der Rest unserer Armee allmählich nachrückt.« Suviel konnte sich keine schnellere oder effektivere Taktik ausdenken. Nachdem Bardow nickte und Yarram zögernd einwilligte, stimmte sie Yasgurs Vorschlag zu. Wie sich herausstellte, waren Yarrams Bedenken angesichts eines Handgemenges unter solch beengten Verhältnissen überflüssig, weil dieses Stockwerk ebenso verlassen war wie der Rest der Zitadelle. Suviel ritt an der vordersten Spitze der schwerbewaffneten Ritter und gelangte von dem kreisförmigen Tunnel auf die weite, geräumige Empore, die den äußersten Durchgang bildete. Ihre innere, immense Wand bestand aus glänzendem, hellgrauem Marmor, in dem in Schulterhöhe eine Reihe von Nischen eingelassen waren. In jeder redete ein metallener Schädel in einer unbekannten Sprache. Die Außenwand war aus grob gehauenen, rostbraunen Steinquadern errichtet, und wurde von scharfkantigen, dreieckigen Öffnungen durchbrochen, die einen großzügigen Blick auf das Reich der Finsternis erlaubten. Yasgurs Kundschafter ritten in Blickweite voraus, und der Rest der Armee drang langsam in den Korridor vor, als Suviel abstieg und zu einer der dreieckigen Öffnungen ging. Sie blieb auf der Schwelle stehen und starrte auf die Steinwüste hinaus. Dann schaute sie nach links, zu den dunstverhangenen Trümmern baufälliger Bastionen, dann nach rechts über einen breiten Vorsprung, der verlassen schien. Sie sah weder etwas von Gilly noch von Alael oder Ikarno, und ihre Niedergeschlagenheit wuchs.
    War es Gilly und Ikarno vielleicht nicht gelungen, Alael zu finden und in Sicherheit zu bringen, und hatten sie statt dessen versucht, Zwietracht zwischen den Geistschatten zu säen? Das würde das Gemetzel in der Zitadelle erklären. Aber wenn dem so war, wo steckten sie jetzt? Und wo war Alael? Falls die Erden-Mutter sie beherrschte, befand sie sich vielleicht in diesem Moment im Reich des Herrn des Zwielichts? Das bedeutete, die Zeit wurde gefährlich knapp …
    Sie wollte sich gerade wieder zu ihrem Pferd und den Truppen umdrehen, als sie plötzlich eine Wesenheit in der Nähe wahrnahm, jenseits des Vorsprungs. Dahinter lag eine breite Rampe, und als sie vortrat, sah sie eine Gestalt mit fahlen Haaren und einem dunklen Umhang, die am Fuß der Rampe saß. Sie ging einige Schritte die Schräge hinunter und erkannte ihr Profil. Suviel hätte fast laut gelacht, und sie wurde schwach vor Erleichterung. Mit seinem weißen Haar, der fahlen Haut und den grauen Augen war er noch genauso, wie sie ihn verlassen hatte. Er drehte sich um, lächelte traurig und nickte.
    »Ah, Suviel, Suviel.« Seine Stimme klang leise und seidenweich. »Wie ich mich nach diesem Moment gesehnt habe.

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