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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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rauem, schwarzem Marmor und senkte sich abschüssig in das Innere des Berges. Die grauen Wände endeten in hohen Felsnadeln und Klippen, die wie Reißzähne wirkten. Darüber erhob sich freier Himmel. Der hohe Ton stieg an, und die Luft wurde lauer.
    Als sie die Hälfte der Schlucht durchquert hatten, trat eine untersetzte Gestalt in dunkelgrünen Gewändern aus einem Versteck und verschränkte die Arme. Es war Coireg Mazaret. Suviel beschlich eine dunkle Vorahnung, als sie sich daran erinnerte, dass er besessen war.
    »Seid gegrüßt, Crevalcor«, sagte Byrnak. »Was für eine unerwartete Überraschung, Euch hier zu treffen …« Coireg lächelte sardonisch und verbeugte sich knapp, während ein Stück hinter ihm eine zweite Gestalt auftauchte. Sie war groß, haarlos und in langen, grauen Roben gewandet.
    »Ah, und der ergebene Obax«, fuhr Byrnak fort. »Was, so frage ich mich, bringt Euch beide … ?« Der Mann, den Byrnak als Crevalcor angesprochen hatte, breitete die Arme aus. Eine lautlose, smaragdgrüne Flamme umhüllte seine Hände. Byrnak wich furchtsam zurück und drückte sich gegen die Wand, während Atroc hastig zur Seite trat.
    »Ein erfreuliches Ende deiner Scharade, Byrnak«, sagte Crevalcor und richtete seinen Blick auf Suviel, während er langsam auf sie zuging. »Umso begrüßenswerter, dabei einen Feind unseres Gebieters zu treffen, der ebenfalls ein Meister ist, oder vielmehr etwas, was unter unseren erbärmlichen Widersachern als Meister gelten muss.« »Und Ihr seid …?« Suviel legte so viel Verachtung wie möglich in ihre Stimme, während sie eine Auswahl an Gedankengesängen vorbereitete.
    Er lachte laut. »Ich bin Crevalcor von den Erst-Erweckten und dein Tod.«
    Suviel entließ ihre Gedankengesänge, noch während er die Hände hob und aus seinen Fingern blendende Blitze zuckten. Suviel wusste, dass sie selbst mit der Verstärkung ihrer Macht durch das Kristallauge der rohen Kraft des Brunn-Quell nur kurze Zeit widerstehen konnte. Zehn weißglühende Tentakel gruben sich in die Barrieren, die sie errichtet hatte, während Crevalcor sie grinsend mit glühenden Augen aus kaum zwei Metern Entfernung beobachtete.
    Ihr blieb nur noch eine Möglichkeit. Sie griff in eines der Bündel auf dem Packpferd und zog das doppelschneidige Schwert mitsamt seiner Scheide heraus. Crevalcor lachte bei dem Anblick, doch als sie die Scheide beiseite warf und das silbrig grün schimmernde Schwert zückte, erlosch das Lächeln auf seinen Lippen, und er wandte sich zur Flucht. Aber Suviel war schneller, sprang vor und rammte ihm die Klinge in die Seite … Er stieß vor Furcht und Schmerz einen gellenden Schrei aus, stürzte gegen die Wand des Durchgangs und wand ihr das Schwert aus der Hand. Suviel sah die undeutlichen Umrisse eines geisterhaften Wesens, das ihn umhüllte, als er auf die Knie sank. Dann verzerrte sich sein Gesicht vor Wut, und glühendes grünes Feuer zuckte aus seinem Mund und fegte auf sie zu. Die Reste ihres Gedankengesanges absorbierten den größten Teil des Angriffes, aber etwas drang bis zu ihr durch.
    Ein Netz aus Schmerz brannte auf ihrem Körper, und sie schrie, als sie auf den Marmorboden fiel. Sie spürte ihr rechtes Bein nicht mehr, und ihr rechter Arm war schwach und zitterte. Trotz ihres Schwindels jedoch hörte sie, wie jemand schluchzte und tränenerstickt stammelte.»… so Leid, Ikarno … es tut mir Leid … vergib mir, bitte … so Leid, tut mir so Leid …«
    Der Geist von Crevalcor, dem Erst-Erweckten, war verschwunden, und Coireg Mazaret war endlich wieder im Besitz seines Körpers.
    Suviel nahm wahr, dass sich Schritte näherten. Sie stützte sich auf ihren unversehrten linken Arm und blickte hoch. Der Akolyth Obax blieb neben ihr stehen. Die weißen Augen in dem hageren Gesicht musterten sie. »Einen Erst-Erweckten zu überwinden und einen Geist aus seinem Wirt zu exorzieren …« Der Akolyth lachte heiser. »Das erfordert eine unerschütterliche Zielstrebigkeit, ganz zu schweigen von großer Verschlagenheit und einer ungewöhnlichen Waffe.« Er schob vorsichtig mit seiner Stiefelspitze das Schwert am Griff zur Seite, während eine smaragdgrüne Aura über seine langen Finger und seine Hände flackerte. »Dein einziger Fehler war, nicht genügend starke Diener mitgebracht zu haben …«
    »Folterknecht!« Die kreischende Stimme zitterte vor Wut. Coireg Mazaret richtete seinen starren Blick auf den Akolythen. Seine Gestalt erstrahlte in der Macht des Brunn-Quell, dessen

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