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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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neben mir.
Doch mit dem wachen Tag
Wird das Verlangen meiner Seele
zu einem bloßen Traum.
Und es scheint, als wollte der Tag niemals enden …
    Sie hatte Tränen in den Augen, als sie das Blatt in eine Tasche ihres Umhanges schob. Dann nahm sie seine Hände in ihre, hob sie an ihren Mund und küsste sie.
    »Selbst ein winziger Moment an deiner Seite, Geliebter«, sagte sie, »erscheint mir zeitlos. Du wirst immer bei mir sein.«
    »Und du bei mir.«
    Sie umarmten sich ein letztes Mal, bevor Suviel sich aus seinen Armen befreite und zu ihrem wartenden Pferd lief. Wenige Minuten später ritten drei Gestalten mit einem Packpferd im Schlepptau den mit Geröll übersäten Hang des Hügels hinab und nahmen Kurs auf ein graues, felsiges Tal, das sich durch die Hügel schlängelte.
    Während Mazaret ihnen nachsah, näherte sich ihm Bardow. Er führte sein Pferd an den Zügeln. »Das ist eine sehr riskante Angelegenheit, alter Freund«, sagte er. »Sie hat zwei Artefakte bei sich, und auch das vereinte Schwert.«
    »Wird es ihr helfen, sich zu verteidigen?«, fragte Mazaret nur.
    »Möglich … Oder aber es macht sie zu einem noch leichteren Ziel.«
    Mazaret nickte grimmig.
    »Es wird Zeit, dass wir ebenfalls aufbrechen«, erklärte er, stieg auf und trieb seinen Hengst auf den abschüssigen Pfad. An seinem Ende wartete das Heer von Mogaun und Rittern in einer langen Kolonne, die bis in die dunstige Schlucht zurückreichte. Einige kleinere Gruppen von Kundschaftern hatten sich auf dem Hügelhang postiert. Lass uns den Herrn dieses Ortes finden!, dachte er grimmig. Ich bin sicher, dass wir einiges tun können, um seine Aufmerksamkeit zu erregen!
    Gilly wusste zwar, dass er sich im Reich einer finsteren Gottheit befand, doch erst als er jetzt der besessenen Alael eine weitere Düne hinabfolgte und den unheimlichen Wald direkt vor sich sah, glaubte er es auch. Von dem Moment an, als sie Keshada verließen, hielt Alael einen völlig geraden Kurs. Während der letzten Stunde oder mehr, war der Wald aus hohen, dürren Bäumen in einiger Entfernung zu ihrer Linken gewesen. Jetzt lag er direkt auf Alaels Weg.
    Von dem sie offenbar auch jetzt nicht abzuweichen gedachte.
    Gilly spielte mit der Idee, sie mit physischer Gewalt zurückzuhalten, aber nur einen Herzschlag lang. Zwei frühere Versuche hatten nur damit geendet, dass er durch die Luft flog und schmerzhafte Prellungen davontrug. Was kann ich anderes tun, als ihr auf den Fersen bleiben?, fragte er sich. Und hoffen, dass Suviel und Mazaret uns einholen können …
    Selbst aus zwanzig Metern Entfernung konnte er die goldene Aura sehen, die Alael umhüllte und heller wurde, als sie sich dem Rand des grauen Waldes näherte. Noch während er zusah, verschwand sie plötzlich zwischen den Bäumen. Beunruhigt hastete er zu der Stelle, an der sie in den Wald getreten war. Noch während er sich näherte, veränderte sich die Farbe der grauen, dürren Bäume plötzlich in alle Schattierungen von Grün. Zweige sprossen aus rauen Ästen, Büsche schössen aus dem fruchtbaren Boden, Beeren, Knospen und Blüten schimmerten unter üppigem Blattwerk, blühende Ranken wanden sich an Stämmen hinauf und über Äste, teilten sich, verbreiteten sich und umschlangen sich. Es war eine wahre Eruption von Grün, die allerdings auf das unmittelbare Umfeld um Alael beschränkt zu bleiben schien. Gilly starrte verblüfft auf das Dickicht, nahm allen Mut zusammen und drängte sich hinein.
    Die Blätter raschelten um ihn herum, während die grüne Fülle langsam hin und her schwankte. Es war stickigfeucht und duftete nach dem schweren Aroma von fruchtbarem Wachstum. Grüne Schatten verzerrten die Entfernungen und steigerten die Merkwürdigkeit dieser rastlosen Umgebung. Angeheizt durch seine Furcht stattete Gillys Fantasie die üppige, wuchernde Vegetation mit Augen, Ohren und allen möglichen anderen Sinnen aus. Wütend über sich selbst versuchte er diese Fantasiegebilde zu vertreiben, während er einen dichten Vorhang aus Kletterpflanzen zur Seite schob, und die Kombination aus Beeren und Blättern in dem dämmrigen Licht die Form eines Gesichtes annahm …
    Doch dann prägten sich die Züge deutlicher aus und wurden erschreckend vertraut. Ihr Träger sprang aus dem Dickicht und stürzte sich mit gezücktem Dolch auf ihn. Gilly keuchte, warf sich zur Seite, wich in den Schutz einiger Bäume zurück und zog gleichzeitig sein Schwert. Durch die Zweige sah er, wie der Mann sich aufrichtete und ihn aus

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