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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Zähnen besetzt war und aus dem eine schlanke, schwarze Zunge zuckte. Darunter, in der Brust zwischen den Klauen, befand sich ein zweites Maul, dessen dünne Lippen klafften und mehrere Reihen gebogener Fangzähne entblößten.
    »Speere und Bögen!«, bellte Mazaret, aber die meisten seiner Männer brachen zusammen und flüchteten angesichts dieses kreischenden, heranrasenden Grauens. Der unerschrockene, klägliche Rest bereitete seine Waffen vor, als jemand hinter Mazaret vor Angst aufschrie … und im selben Moment etwas seinen Hinterkopf traf. Er stürzte zu Boden. Ein dumpfer Schmerz brannte in seinem Kopf, und ihm wurde schlecht und schwindlig, als er versuchte, sich wieder aufzurichten. Schließlich merkte er, dass man ihn wegzog und versuchte, ihm aufzuhelfen. Als er stand, sah er einen langen, schlangenartigen Umriss mit gepanzerten Segmenten, der von einem Flügelpaar in der Luft gehalten wurde.
    Nachtjäger, dachte er benommen. Aber wie …?
    Die Kreatur schlug heftiger mit den Flügeln und stieg langsam empor, gefolgt von dem doppelmäuligen Wesen, das eine schlaffe Gestalt in seinen Klauen trug.
    Azurech.
    »Flieht, Mylord«, ertönte die spöttische Stimme des Untoten. »Sammelt Euer Gesindel ein und flieht in Eure Hüttenstadt, und zu Eurer Braut…«
    Mazarets Schädel pochte schmerzhaft, und eine heiße Wut durchfuhr ihn.
    »Zu den Pferden!«, schrie er und sprang vor. »Wir … jagen ihn …jetzt…!«
    Aber seine Beine zitterten, und er wäre gestürzt, wenn ihn nicht rechtzeitig helfende Hände gestützt hätten. »Mylord, Ihr seid schwer verletzt«, erklärte Hauptmann Kance. Sein Gesicht war verschwommen und seine Stimme klang undeutlich. Neben ihm standen Terzis und Domas. Mazaret wollte etwas erwidern, doch der stechende Schmerz in seinem Schädel ließ ihn verstummen.
    »Eure Kopfhaut ist zur Hälfte aufgerissen«, sagte Terzis. »Ihr müsst ruhen … Damit ich Euch heilen kann …«
Ja, du hast Recht,
wollte Mazaret sagen, aber seine Augen fühlten sich wie Höhlen an, in die er rücklings versank, Höhlen, die ihn in eine finstere Ohnmacht zogen.

5
    Felsige Stufen hinan,
Aus den schwarzen Hallen des Todes,
Steigen kalte, wilde Geister empor,
Die unser Schicksal in Händen halten.
    CALABOS, UNTER DEN TÜRMEN, 3. AKT, II
    In der zweiten Nacht nach der Kleinen Krönung schlief Alael in einer abgeschlossenen Kammer in der Nähe des Erden-Mutterschreins im Tagfried. Sie träumte.
    Beruhigt von einer Schale warmen Weins war sie mühelos in den Schlaf gesunken, der schließlich in lebhafte Träume mündete. Sie träumte, dass sie in einem von Pfeilern gestützten Raum im Tagfried stand und mit Äbtissin Halimer sprach. Helles Sonnenlicht flutete durch ein offenes Fenster und tauchte den Raum in goldenes Licht, während von den Schalen mit Blumen, die an den Pfeilern hingen, süße Düfte aufstiegen.
Warum bist du so traurig, Kind?,
fragte Äbtissin Halimer, aber Alael versuchte dem Lied zu lauschen, das jemand im Garten unter den Fenstern sang. Die Weise handelte von Ringen und Kronen und dem Winter…
Du musst deine Trauer überwinden,
sagte die Äbtissin hinter ihr.
Du hast viel zu tun.
    Alael drehte sich um. Sie empfand keine Trauer, und das wollte sie der Äbtissin sagen, doch sie erstarrte, als sie bemerkte, dass Halimer zu Tauric gesprochen hatte, nicht zu ihr. Der junge Kaiser küsste der Äbtissin die Hand, verbeugte sich feierlich vor ihr und ging dann zu einer offenen Tür. Auf der Schwelle blieb er kurz stehen und warf Alael einen kurzen, sehnsüchtigen Blick zu. Er trug ein schwarzes Wams über einem himmelblauen Hemd und auf dem Kopf einen schmalen, silbernen Reif, der mit kleinen, roten Steinen besetzt war. Ihr Herz schlug schneller bei diesein Anblick, doch bevor sie etwas sagen konnte, war er fort, und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Alael ignorierte das Flehen der Äbtissin, lief zur Tür, riss sie auf und stürmte hindurch …
    … in ein dämmriges, fast undurchdringliches Dickicht, das nach überreifen Früchten und Verfall roch. Während sie sich durch Zweige und Blätter zwängte, schimmerte ihre Umgebung plötzlich in einem silbrigen Glanz, und die Äste und Ranken glänzten dunkel wie poliertes Eisen, das von Feuchtigkeit überzogen war. Das Dickicht lichtete sich, und Alael trat auf einen gefliesten Boden.
    Siehe das Tal der Linderung, meine Tochter… Alle Seelen und Essenzen reisen hindurch …
    Alael hielt überrascht den Atem an. Seit der Schlacht um Besh-Darok

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