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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Buckelgurts, als die schauerlichen Ereignisse dort stattfanden. Ein Zeuge hat gesehen, wie Mazaret überwältigt und gefangen genommen wurde.«
    So also führen sie unsere Niederlage herbei, dachte Gilly. Sie bezwingen die Stärksten von uns einen nach dem anderen …
    »Kehren wir nach Besh-Darok zurück?«, fragte Keren.
    »Der Erzmagier besteht darauf, dass wir nach Scallow weiter reisen«, sagte Medwin. »Jetzt, da der erste Schlag des Feindes erfolgt ist, macht das unsere Aufgabe in Dalbar umso bedeutsamer.«
    Keren sah sich um. »Dann sollten wir uns wohl am besten auf den Weg machen.«
    Sie brachen Zweige von benachbarten Bäumen ab und entzündeten sie wie Fackeln an den Flammen des Stumpfs. Während Hauptmann Redrigh seine Männer zum Ufer führte, blieb Gilly noch einen Moment stehen und starrte in die erlöschenden Flammen und die schwächer werdende rote Glut im Innersten des Baumstumpfes. Er fragte sich, warum Mazaret ausgerechnet in diesem Moment an diesem Ort gewesen war.
War es unabwendbares Schicksal, Ikarno, oder hat dein Gram dich zu diesem Wahnsinn geführt? Wenn das Schicksal will, werden wir eines Tages bei einem guten Glas Wein darüber reden. Hat dich jedoch der Tod ereilt, mein Freund, werden wir ihre Türme in Gedenken an dich niederreißen, das schwöre ich!
Er drehte sich um und ging zu Keren, die bereits mit einer Stockfackel in der Hand auf ihn wartete. Hinter ihm fiel der durchgebrannte Baumstumpf mit einem leisen Knacken auseinander, aber Gilly eilte weiter, ohne sich noch einmal umzusehen.

9
    Diese gewaltigen Hände schufen Schiffe,
Gesetze und eine mächtige Stadt.
Schiffe, welche die Ozeane des Friedens,
Des Krieges und des Schicksals durchkreuzten.
    JURAD'S: LEBEN VON OROSIADA, BUCH
    Als Bardow die zweite Etage des Hohen Turmes erreichte, spürte er seine Müdigkeit. Ihm zitterten die Beine, und sein leerer Magen erinnerte ihn daran, dass er seit Stunden nichts mehr gegessen hatte. Genau genommen nicht mehr seit dem frühen Nachmittag. Er schlurfte zu einer hölzernen Bank in der Nähe des Treppenabsatzes und ließ sich dankbar daraufhinabsinken. Die schwere Dokumentenmappe aus Leder ließ er einfach neben sich auf den Sitz fallen. In den letzten anderthalb Tagen nach dem Auftauchen der Zitadellen hatte er ununterbrochen mit allen Adligen und Kaufleuten der Stadt konferiert, hatte sie beruhigt und die Stärke des Feindes heruntergespielt. Wo das fehlschlug, hatte er sie mit guten, altmodischen Prahlereien beruhigt. Denjenigen, die sich selbst davon nicht hatten umstimmen lassen, erlaubte er, Besh-Darok zu verlassen, wann immer sie es wollten.
    Was einen Berg neuer Probleme aufwarf.
    Zwei Palastwachen der Nachtschicht kamen aus einem Seitengang weiter vor ihm, sahen den Erzmagier mit gesenktem Haupt dasitzen und eilten hastig zu ihm. Er hörte ihre Schritte und blickte auf.
    »Freundliche Herren, es geht mir gut«, kam Bardow allen Fragen zuvor. »Ich bin nur ein bisschen müde.« »Vergebt mir, Meister«, sagte der Jüngere der beiden, der eine Laterne trug. »Aber wir haben Gerüchte gehört, dass am Molembra-Pier zwei Schiffe zusammengestoßen sind, und ich frage mich, ob Ihr vielleicht davon wisst. Mein Kusin arbeitet dort.«
    »Ich komme gerade vom Langen Kai«, erwiderte Bardow. »Es hat tatsächlich eine Kollision stattgefunden, aber sie hat sich weit draußen im Hafen ereignet. An Land war niemand in Gefahr. Gute Männer, ich habe ebenfalls eine Frage: Das Konzil der Magier sollte eigentlich im Versammlungssaal auf dieser Etage zusammentreten. Trifft das zu, oder haben die Proktoren es an einen anderen Ort verlegt?«
    »Nein, Meister.« Der ältere Wächter lächelte. »Es wurde nicht verlegt.«
    »Gut, dann will ich Euch nicht länger aufhalten.« Bardow ignorierte den Schmerz in seinem Rücken, als er aufstand. Die Wachen verbeugten sich kurz und setzten ihre Patrouille fort, während Bardow sich in die andere Richtung wandte.
    Der hohe Korridor folgte der Biegung des Turmes und wurde in regelmäßigen Abständen von verzierten Kupferlampen erhellt, die an verstellbaren Seilen hingen. Die Wände des Ganges waren mit blassgrauen und hellbraunen Steinen verkleidet und bildeten eine glatte, schlichte Fläche, die nur von wenigen hohen schmalen Fenstern durchbrochen wurde. Alle Öffnungen, an denen er vorüberging, waren von eisenbeschlagenen Läden fest verschlossen, alle, bis auf eines. Durch die Öffnung strömte frische, kalte Nachtluft herein. Als Bardow sich anschickte,

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