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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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keuchend.
    »Ich … finde die Kraft… nicht«, stieß sie hervor. »Es braucht mehr … als ich zu … geben habe …«
    »Ich verstehe«, sagte die Hexenmähre. »Ich nehme dein Opfer dankbar an.«
    »O nein …«, flüsterte Keren, als die Hexenmähre Valysia in den Spalt des Baumes stieß. Die alte Priesterin war zu schwach, um sich wehren zu können, und ihr Schrei brach unvermittelt ab, als die Hexenmähre ihr die Kehle aufriss. Die zerbrechliche Gestalt der Alten zuckte noch einmal kurz, bevor sie starb, und als ihr Blut in den Baum rann, flammte ein Licht auf. Aus dem blutdurchtränkten Spalt, der sich allmählich verbreiterte, strahlte eine gleißende Helligkeit.
    Die Hexenmähre drehte sich herum und musterte Gilly und Keren mit einem wilden Blick. Blut tropfe aus ihrem Maul, als sie sprach.
    »Mit dieser Tat habe ich meinen Geist befleckt, aber der eure wird so dunkel sein wie der Leib der Nacht. Ich hätte von euch dieses Opfer verlangt, aber ich bin mir eurer Rolle im Fluss der Zeit nicht gewiss, also lebt. Ich hoffe, dass euer Ende, wenn es kommt, voll wilder Ironie und außerordentlichen Qualen sein wird.« Mit diesen Worten sprang die Hexenmähre über den Leichnam der alten Frau in die strahlende Öffnung des Baumes. Als sie hindurch war und das fedrige Ende seines Schweifs von dem Strahlen verschluckt wurde, schnappte der lange Spalt zu und aus dem Baumstamm schlugen Flammen. Das sanfte Schimmern der Büsche erlosch mit einem Schlag, als würden Kerzen gelöscht, und im selben Moment brach der stürmische Wind über sie herein. Nur der brennende Baum hielt die Dunkelheit ein wenig zurück. Gilly überwand seinen Schock und zog Keren auf die Füße.
    »Wir sollten neben dem Feuer warten«, schlug er vor.
    Sie nickte und folgte ihm dorthin.
    Als Hauptmann Redrigh und ein halbes Dutzend seiner Soldaten sie fanden, saß Gilly am Teich und sah zu, wie die Flammen den Kern des Baumstammes verzehrten. Es fiel ihm schwer, den Blick von dieser behaglichen Wärme loszureißen und sich auf Redrigh zu konzentrieren.
    »Seid Ihr verwundet, Herr Cordale?«, fragte der Hauptmann.
    Nur von Worten, hätte er gern erwidert.
    »Wir sind sehr müde, Hauptmann«, antwortete Keren an seiner Stelle. »Wie geht es Medwin? Können wir sicher zur Kutsche zurückkehren?«
    Redrigh war ein junger Mann mit alten, erfahrenen Augen. Das Blut eines Feindes bedeckte eine Seite seines Kettenhemdes, und er wischte sich einige rote Tropfen von einer oberflächlichen Wunde auf seiner Wange. »Wir haben die meisten getötet und den Rest vertrieben, Mylady. Ein einzelner Brigant kam uns auf dem Weg zu diesem Ort hier entgegen, aber ich habe ihn eigenhändig erschlagen.« Redrigh schaute auf seinen Säbel und hielt jede Seite seiner Klinge vor die Flammen. Gilly sah, wie das goldene Licht über den Stahl lief, während der Hauptmann die Stirn runzelte.
    »Medwin ist unversehrt, aber er wurde von einer merkwürdigen Trance gepackt, als wir die überlebenden Briganten in die Flucht schlugen. Als er wieder zu sich kam, wirkte er erschüttert, als hätte er ernste Neuigkeiten gesehen …«
    Gilly hörte ihm nicht weiter zu, als eine in eine Kutte gekleidete Gestalt aus der Dunkelheit auf die prasselnden Flammen des Baumes zuschwankte. Es war Medwin, und seine Miene war ernst, als er zu der Gruppe trat. Sie alle schauten ihn an.
    »Ich habe soeben mit Erzmagier Bardow gesprochen«, erklärte er. »Gestern haben sich schreckliche Dinge vor Besh-Darok ereignet …« Er rieb sich die Stirn. »Das Unvorstellbare ist eingetreten. Im Buckelgurt westlich und nördlich der Stadt, wo sich einst nur felsige, grasige Hügel erhoben, stehen jetzt zwei Festungen des Bösen, die jede von selbst aus eben diesen Hügeln erwachsen sind!«
    Bestürztes Schweigen antwortete ihm, das nur vom Knistern des brennenden Baumstammes gestört wurde. Eine dunkle Vorahnung überkam Gilly, und er stand auf, während Medwin fortfuhr.
    »Tausende von Menschen fliehen aus den Städten und Dörfern im Umkreis des Buckelgurts. Bisher ist noch nicht erklärlich, welche Macht hinter dieser entsetzlichen Invasion steht, aber Bardow zweifelt nicht daran, dass die Schattenkönige dahinter stecken. Bis jetzt wurde auch noch keine Streitmacht aus den Zitadellen entsendet, welche die Herrschaft des Kaisers herausfordern könnte, aber wir haben bereits den ersten furchtbaren Verlust erlitten. Lordregent Mazaret und mehrere Dutzend seiner Ritter patrouillierten in den Hügeln des

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